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Was für ein seltsames Gespräch! Jesus fragt den Petrus nach seiner Liebe. Der Sohn des Zimmermanns fragt den Fischer vom See Genezareth: „Liebst du mich?“ Zwei erwachsene Männer sprechen miteinander wie eigentlich nur Liebespaare sprechen. „Liebst du mich?“ - „Du weißt doch alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“ Wie kommt es zu diesem seltsamen Gespräch? Was veranlasst Jesus, seinen Freund nach seiner Liebe zu fragen?

Der Evangelist Johannes überliefert uns diese Geschichte in einem Nachtrag zu seinem Evangelium. Er hatte eigentlich schon abgeschlossen, über die Zeichen zu berichten, die Jesus vor den Augen seiner Jünger getan hatte. Nun will er aber noch zwei Erlebnisse mit dem Auferstandenen auf keinen Fall unter den Tisch fallen lassen und hängt deshalb noch ein Kapitel an sein Evangelium an.

Er berichtet, wie sich Jesus nach der Auferstehung seinen Jüngern am See Genezareth noch einmal offenbart. Die ganze Nacht waren sie fischen und hatten nichts gefangen. Am Morgen steht er am Ufer und ruft ihnen zu, die Netze noch einmal auszuwerfen. Sie fangen eine große Menge Fische. Nach dem Essen dann stellt er seinen Freund Petrus zur Rede: „Liebst du mich?“

Jesus ist sich bewusst, wie schwer sich Petrus damals im Hof des hohenpriesterlichen Palastes getan hat, als es hart auf hart gekommen war und wie jämmerlich er seinen Freund Jesus verleugnet hatte. Aber ich denke, es war nicht, um Petrus zu beschämen, dass ihn Jesus nach seiner Liebe fragt, sondern um ihm zu bedeuten: Nur die Liebe zählt, die Liebe ist stärker als alle Schwäche. Die Liebe löscht auch das Versagen des Freundes.

Das, so scheint es mir, will Jesus seinem Freund Petrus vor Augen führen: „Lebe aus der Liebe, lebe aus der Beziehung zu mir! Dies überragt alles.“

Wir feiern heute das Patrozinium unserer Kirche. Wir konfrontieren uns selbst mit dem, was Jesus seinem Freund Petrus nahe bringt: Liebst du mich?

  • Wie ist es mit meiner persönlichen Beziehung zu Jesus?
  • Wie geht es heute, Christ zu sein?
  • Hat die Liebe, hat der persönliche Umgang mit dem göttlichen Freund, noch einen Platz neben den vielen Aktivitäten, die unsere Kalender ausfüllen?

Dazu kommt mir ein Spruch in den Sinn. Ich habe ihn vor Jahren von einem jungen Mann erhalten und seit dieser Zeit steht er auf meinem Schreibtisch. Dieser Spruch lautet: Die Hand bei der Arbeit, das Herz bei Gott.

Mir ist dies ein Schlüssel für meinen Dienst als Priester in der heutigen Zeit, aber ich denke, das darf jeder und jedem von Ihnen auch gelten. Im Grunde genommen ist der Satz eine wunderbare Definition, was es bedeutet, heute Christ zu sein: Die Hand bei der Arbeit, dafür kann ich auch sagen: Dem Leben in allen Facetten nahe. Und: Das Herz bei Gott.

  • Ein Christ weiß, wie das Leben geht.
  • Ein Christ hat Augenmaß.
  • Ein Christ bleibt auf dem Boden der Realtitäten.

Der Christ von heute hat einen Blick für die Zeichen der Zeit. Er sieht, wo dem Menschen der Schuh drückt. Er ist bereit, sich wie Jesus niederzuknien vor dem Kranken, dem Ausgegrenzten, dem Flüchtling, dem Kind, dem Ratlosen, dem Einsamen. Er zögert nicht, sich schlicht und einfach hinunter zu beugen zu dem, der Hilfe braucht.

Die Hand bei der Arbeit heißt auch, Sorge für den Menschen und für die Schöpfung zu tragen. Dazu gehört aber unweigerlich der zweite Teil des Satzes: Das Herz bei Gott.

Ich denke da an ein Pendel. Es ist an einem Punkt aufgehängt und kann in alle Richtungen schwingen. Wir machen  uns fest an Gott, sind an Gott gebunden, in seiner Liebe gehalten. Diese Bindung, diese Pendelsicherheit, wie ich es nennen will, sie macht unser Leben zu einem christlichen Leben.

Von daher lassen wir uns von Jesus fragen: „Liebst du mich?“ Vielleicht ist es eine hilfreiche Rückschau auf den Tag - ganz besonders am Abend, bevor wir ins Bett gehen, wenn wir uns von Jesus fragen lassen. „Liebst du mich, hatte ich heute einen Platz in deinem Leben? Konnte ich mit dir heute beim Menschen sein?“

Christen, das sind Menschen, die wissen, wie das Leben geht. Sie haben Augenmaß und bleiben auf dem Boden der Realitäten. Weil sie ihr Leben mit Gott leben und ihr Leben vor Gott verantworten. Wir brauchen heute solche Menschen, die Welt braucht die Christen.

„Die Hand bei der Arbeit, das Herz bei Gott.“

Bitten wir unsere Kirchenpatrone, die Heiligen Apostel Petrus und Paulus, dass wir in unserem Herzen ganz an Christus gebunden sind und in der Gemeinschaft mit ihm froh - ja, ich betone es: froh - und in aller Freiheit das tun, was uns, den Menschen, gut tut.

Bitten wir im Letzten um die Liebe zu Gott und den Menschen, die immer ein Geschenk, wie auch eine Verpflichtung ist.

Daraus leben wir. Daraus kommt Segen!

Amen.

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