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„Wenn das auf uns zukommt, was soll da aus uns werden?“ Was werden sich die Menschen gefragt haben, die die Seligpreisungen Jesu am Beginn seiner Bergpredigt gehört haben? Die Szene erinnert an Mose, der auf den Berg gestiegen ist, um die Gebote Gottes zu empfangen. Hier ist der neue Mose, wie es Matthäus deutlich macht, der sein Gesetz vorstellt, der seine Regierungserklärung vorträgt.

Und wie beginnt er?

  • Selig, die vor Gott arm sind...
  • Selig, die Trauernden...
  • Selig, die keine Gewalt anwenden...

und so weiter.

Hier werden die selig gepriesen, die im normalen Alltag eigentlich auf der Verliererseite des Lebens stehen. Damals wird es nicht anders gewesen sein, als es heute ist. Die haben das Sagen, die die Macht besitzen, die mit Waffen und mit genügend Geld ausgerüstet sind, die Einfluss haben und Einfluss nehmen.

Barmherzigkeit und Friedfertigkeit zählen in den Augen der Welt nicht:

  • Den Ellenbogen musst du einsetzen, willst du etwas werden!
  • Skrupel darfst du keine haben, willst du voran kommen!
  • Du musst nur deinen Mund weit aufreißen, dann wirst du gewählt und die Menschen heben dich auf den Schild. So erleben wir es derzeit ganz dramatisch in Amerika.

Ja, was werden sich die Menschen gefragt haben, die Jesus da am Fuße des Berges zugehört haben? Was ist ihnen durch den Kopf gegangen, ja, was geht uns, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn wir die Seligpreisungen Jesu lesen?

Zunächst einmal klingt das alles recht fremd, was Jesus sagt. Er stellt sich von Anfang an gegen die gängige Praxis unter den Menschen und macht damit deutlich:

  • Hier geht es um etwas ganz anderes als das, was in der Welt so gängig ist!
  • Hier geht es darum, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.
  • Hier geht es um Werte, über die man erst einmal nachdenken muss.

Und dabei richtet sich der Blick über alles Irdische hinaus, der Blick richtet sich auf den Himmel. Nicht als billige Vertröstung oder als ein Abheben ins Nirgendwo, sondern als reeller Maßstab allen irdischen Handelns. Denn die Ewigkeit, die auf uns wartet, misst sich nicht nach dem Bankkonto, nach der Position im Betrieb oder der Stellung in der Öffentlichkeit. Reich ist im Letzten der, der vor Gott reich ist. Jesus nennt diesen „selig“.

Es ist gut, sich das bewusst zu machen. Hinter unserem Leben steht das Gesetz Gottes, nicht das Gesetz der Banken, der Börsen, nicht das Gesetz von Umsatz und Gewinn. Bei Gott haben auch die Kleinen ihr Lebensrecht, ihr Ansehen, ihre Anerkennung. Ja, bei Gott finden auch die Sünder Aufnahme und Heimat.

Haben das die Menschen damals verstanden, verstehen wir das? Der Umgang der Menschen miteinander bekommt eine neue Wertigkeit. Nicht die Werte der Welt zählen, sondern Gottes Werte: Gewaltlosigkeit, Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Reinheit des Herzens, Friedfertigkeit.

Dabei scheint sich Jesus aber auch bewusst zu sein, dass nicht jeder bereit ist, sich auf diesen seinen Weg einzulassen. Er spricht davon, dass die Jünger um seinetwillen beschimpft, verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werden. Denn die Realität der Welt spricht wirklich eine andere Sprache.

Doch die Sprache Jesu verstummt nicht. Es gibt - bis zum heutigen Tag - Menschen, die IHN hören und verstehen, durch die die Welt menschlicher geworden ist und wird.

Johannes Don Bosco

Denken Sie an den Heiligen Johannes Don Bosco, dessen Fest die Kirche in diesen Tagen feiert. Im Jahre 1815 wurde er in der Nähe von Turin geboren. Er war gerade mal zwei Jahre alt, als sein Vater gestorben ist. Seine Mutter musste ihn in größter Armut erziehen. - Damals gab es keine Witwen- und Waisenrente. - Dennoch wurde er Priester und widmete sich ausschließlich der Erziehung verwahrloster Jugendlicher in Turin.

Denn in dieser aufstrebenden Industriestadt war es vielen Kinder so ergangen wie ihm selbst. Eltern, die selbst in bitterer Armut lebten konnten oft nicht mehr für ihre Kinder sorgen und  so lebten viele Kinder auf der Straße. Don Bosco nahm sich ihrer an.

Für mich ein gelebtes Beispiel dessen, was Jesus mit den Seligpreisungen meint. Die, die arm sind vor Gott, die, die trauern und machtlos sind, sind für Gott ganz wertvoll. Ihnen ist SEIN Reich versprochen. Und die, die es Jesus gleich tun wollen, nehmen sich ihrer an, wie sich Don Bosco der Kinder und Jugendlichen angenommen hat.

Und heute?

Unsere Politik steht auf dem Prüfstand. Unser Land muss sich positionieren. Schotten wir uns ab - wie es derzeit die USA tun oder auch andere Länder, oder sind wir bereit, Menschen in Not beizustehen?

Nationalistische Töne finden in unserem Land mehr und mehr Gehör. Manche möchten gerne wieder Mauern bauen, nicht um Ost und West zu trennen, sondern um uns die Armen vom Leib zu halten. Dieses Tun findet vor den Augen Jesu keine Anerkennung.

Ich denke, gerade die Kirchen und viele engagierte Christen haben im vergangenen Jahr ein starkes Zeichen gesetzt im Umgang mit den Flüchtlingen, die zu uns gekommen ist. Ganz gewiss ist die Flüchtlingsproblematik nicht so einfach zu erledigen, aber die Richtung stimmt.

Das Gesetz Jesu, das Gesetz der Menschlichkeit und der Nächstenliebe ist tausendmal besser als das, was in der Welt so sehr geläufig ist. Versuchen wir es, in unseren Familien, in unseren Gemeinden, den Seligpreisungen Jesu so gut es geht zu folgen. Dann gehen wir einen richtigen Weg.

Wir werden menschlicher und damit Jesus ähnlich. Und das ist gut so!

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