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(Dialogpredigt: Pfarrer Franz Kraft und Pastoralreferentin Steffi Bauer) – Steffi Bauer: Kennen sie das auch: besondere Momente/ Erlebnisse/ Situationen, an die wir uns Jahre später noch erinnern? Und diese Erinnerung lässt uns innerlich aufleben und wir können wieder reicher in unser Tagesgeschäft zurückkehren. Solche Momente können wir Edelsteinmomente nennen. Und wenn wir nachdenken, dann fallen uns sicherlich viele solcher Momente ein.

Ich finde es interessant, dass solche Edelsteinmomente meist gar nichts mit echten Edelsteinen oder materiellen Dingen zu tun haben. Natürlich freuen wir uns über ein schönes Schmuckstück oder über das neue Traumauto, oder Musikinstrument, …. Aber die echten Edelsteinmomente gehören in den nicht materiellen Bereich: in die Zweisamkeit in Familie und Partnerschaft/ Freundschaft, in Gespräche, Begegnungen, …

Franz Kraft:

Das heutige Evangelium erzählt uns von edlen materiellen Dingen, für die sich ein Mann und ein Kaufmann begeistern. Der eine findet einen Schatz im Acker. Was kann das alles gewesen sein: edle Schmuckstücke, Leuchter, Kelche, Perlen, wertvolle Schriftrollen, …Es scheint eine zufällige Entdeckung zu sein. Denn von einer Schatzsuche ist an dieser Stelle nicht die Rede. Und er ist sofort bereit all seinen Besitz zu verkaufen um diesen Schatz zu besitzen.

Der andere sucht eine wertvolle Perle. Vielleicht ist er ein Perlenhändler. Doch als er diese eine bestimmte Perle findet, die der Inbegriff der Kostbarkeit für ihn ist da setzt er alles ein, seinen ganzen Besitz, um sie zu erwerben.

Es sind fast schon zwei märchenhafte kurze Erzählungen, kaum zu glauben, etwas weit weg von unserem Alltag. Und doch begeistert uns diese  Begeisterung der beiden Män­ner, ihre Risikobereitschaft, ihr Einsatz, ihre Hingabe für das Eine.

Steffi Bauer:

Ist dieses Verhalten des Feldarbeiters und des Kaufmanns eigentlich selbstverständlich? Hätte jede und jeder von uns so gehandelt?

Wäre es nicht denkbar gewesen, dass der Landarbeiter sagt: mich interessiert dieser Schatz nicht. Oder: Ich besitze genug, mehr brauche ich nicht. Ich will kein Risiko einge­hen. Und warum soll ich das langwierige Geschäft mit dem Kauf des Ackers eingehen? Von was soll ich dann nachher leben? – Also pflügte er den Acker wieder zu.

Ähnlich könnte auch der Perlenhändler denken: Ich habe genügend Perlen, auch wenn das die schönste und beste ist.

Die beiden denken und handeln hier aber anders.

Franz Kraft:

Jesus leitet beide Erzählungen mit einem Vergleich ein: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, … wie mit einer besonders wertvollen Perle, …

Mit beiden Vergleichsgeschichten, die kurz und prägnant aufgebaut sind, verfolgt der Evangelist ein und dasselbe Ziel. Sie können es sicher erraten: Es gibt Menschen, die die Botschaft Jesu vom jetzt schon angekommenen „Reich Gottes“ als so wichtig und kostbar entdeckt und erkannt haben, dass sie alles, was sie hatten, mit Freude gegeben haben. Diese Botschaft vom Himmelreich hat ihnen neue Lebensperspektiven ermöglicht. Sie haben im Glauben ihren Schatz, ihre Perle: Christus entdeckt. Glauben heißt von der lateinischen Sprache her „credere = cor dare - das Herz geben. Ja der Glaube lebt davon, dass wir unser Herz an Gott verschenken.
Zu so einem solchen beispielhaften Entdecken und Verstehen der Botschaft Jesu möchte der Evangelist auch uns einladen. Ich denke, Steffi kann uns heute auch manches sagen, wo sie in den letzten Jahren bei uns mit ihrem Herzen dran gehangen hat.

Steffi Bauer:

Ja, das kann sie.

Als ich zum ersten Mal in der Vorbereitung des Gottesdienstes das Tagesevangelium gelesen habe, da dachte ich mir: das passt!
Ich habe so viele Schätze in den letzten vier Jahren hier in Erlenbach finden dürfen.

Drei Schwerpunkte möchte ich nennen:

  • Die Seniorenarbeit wurde mir im Team  - als Neue - zugeteilt: Ich dachte mir erst: Oje – ich und Senioren. Jugend wäre mir lieber. Aber in diesen 4 Jahren durfte ich so schöne Aktionen, Begegnungen, Ideen(wünsche), Einsatz, Mitdenken, -planen, … und Herrn Andre erleben, dass es mir schwerfällt, auf Wiedersehen zu sagen.
    Wobei: in dem Wort steckte „Wieder-sehen“ drin –  in Karlstadt!!
  • Die Wortgottesdienstleiterausbildung: Mit unseren ersten Ideen und Träumen von einer noch lebendigeren und bunten Gemeinde und dem Abschied von Pfr. Winiarz, kam der Wunsch auf, dass es mehr als nur zwei Messen am Sonntag geben soll. Da einige Mutige die Initiative ergriffen, begab ich mich mit ihnen auf den Weg der Ausbildung, besser gesagt, des Sicher-Werdens im liturgischen Raum, des Vornedran-Stehens, des Ideen-Findens. Es war ein intensiver und sehr schöner Weg. Und wenn ich jetzt zurückblicke, dann sehe ich, wo aus Vorurteilen gegenüber unseren ersten Gottesdiensten (und Beerdigungen), ein Wertschätzen und auch Fordern nach diesen Formen von Gottes-Diensten hörbar wird.
  • Die AcK: Wir sind Katholiken! Aber gerade hier in St. Josef sehen wir, dass wir nicht alleine sind: die rum- und die griechisch-orthodoxen Christen sind in unserer Kirche beheimatet und feiern hier regelmäßig ihre Gottesdienste. Mit dem evangelischen Christen haben wir schon lange einen guten Kontakt und pflegen die Kooperation im Ort. Warum diesen nicht ausweiten?

Über unseren Tellerrand hinausschauen und mutig die anderen fragen: wer seid ihr, was macht euch aus? Und dann auch mit gemeinsamer Stimme in der Öffentlichkeit reden. Es war für mich auch ein neuer Weg. Viele christliche Richtungen, die wie wir die Bibel als Grundlage haben und das gleiche Glaubensbekenntnis sprechen, kannte ich auch nicht. Aber ich durfte sie näher kennen lernen und viel durch sie an meinem Glauben wachsen und reifen. Und ich wünsche ihnen allen auch diese Neugier und Offenheit.

Franz Kraft:

Das waren jetzt drei größere Perlen/Schätze.
Gab und gibt es da auch kleinere Schätze/Perlen auf deinem Weg?

Steffi Bauer:

Sicherlich. Es gab sehr sehr viele Perlen, die mich immer wieder bestärkt haben meinen Weg so weiter zu gehen.
Ich kann da Erfahrungen nennen, wie

  • Kommunionweg: Die Weggottesdienste, der Begegnungstag in MIL, der Versöhnungstag,  der Tag der Kommunionkinder in Würzburg, …
    Wenn ich da die Kinder anschaue, die mit weit offenen Augen dabei waren, Fragen gestellt haben, die aus dem Herzen kamen. Und auch die Eltern, die sich auf diesen Weg eingelassen haben, ihre Kinder begleitet haben und oft auch viel mitgenommen haben, wie wir im Nachhinein erfahren durften.
  • die Schulprojekttage, wo ich an drei ganzen Tagen mit Kindern über Gott und den Glauben geredet habe. Ich erinnere mich besonders an den Tag, an dem alle 4. Klässler ihre Gotteshäuser besucht haben. Und hier bei uns die Muslime ihre Fragen gestellt haben und die katholischen Kinder beantwortet haben.
  • meine Jugendgruppe in Mechenhard, mit denen ich u.a. die Osterkerzen gestaltet habe und die ich 4 Jahre begleiten durfte in ihrer Entwicklung.
  • Die Krankenkommunionen: wo ich Menschen zu Hause besucht habe, mit ihnen geredet, zugehört habe, … die haben mir viel Kraft und Mut gegeben, obwohl man denkt, dass sie diese eigentlich nötig hätten zu bekommen.
  • Die Trauerbesuche und Beerdigungen: wo Menschen mit mir offen über ihre Trauer redeten, aber auch so viel Hoffnung und Dank darin zu hören war, dass sie diesen Schatz besitzen durften.
  • PGR und viele andere Gruppen und Gremien: die an dem Reich Gottes auf Erden aktiv und mitbauen. Und das heißt für mich auch. Dienst am und für den Nächsten. Und da sind Sie, die Sie hier sind alle auch gemeint, die Sie zum Nächsten gehen und seine Not sehen und handeln.
  • die vielen verschiedenen Gottesdienste, Andachten, Prozessionen, … wo gelebter Glaube sichtbar wird.
  • und nicht zu vergessen die vielen einzelnen Begegnungen, sei es im Supermarkt, nach dem Gottesdienst auf dem Kirchplatz, oder einfach so auf der Straße.

Ich durfte so viele Schätze in den letzten 4 Jahren hier in Erlenbach entdecken, wo ich sie nie vermutet hatte, nicht in der Anzahl.
Und ich bin dankbar für diese Schätze.

Franz Kraft:

Du hast viele Schätze benannt, die du entdeckt hast.
Sicherlich könnten Sie, wenn sie auf ihr Leben, ihren Alltag blicken, die Reihe an Perlen und Schätzen für sich selber genauso füllen.
Wie zu Beginn gesagt, sind es nicht immer die materiellen Dinge, die ein Schatz für uns sind, sondern die immateriellen Sachen.

Was haben wohl der Arbeiter und der Händler mit ihrer Perle/ Schatz gemacht? Haben sie ihn nur für sich erworben und in einem Kästchen eingeschlossen, so dass sie ihn nie verlieren?

Das gilt auch für uns. Was ist der Schatz in unserem Leben, wie erfahren wir Reich Gottes. Ein Weg dazu ist der Mensch. Jesus ist diesen Weg gegangen, war ganz für den Menschen da. Für ihn war der Mensch der Schatz, den Gott ihm anvertraut hat. Dafür hat er alles gegeben, sein Leben.

Steffi Bauer:

Und das wünsche ich Ihnen allen weiterhin: erkennen Sie Gott/Ihren Schatz im Anderen. Erkennen sie den Schatz, den der andere in sich trägt.

Als Zeichen, dass Sie sich immer wieder an Schatzmomente erinnern und sich auf den Weg machen einen Schatz zu entdecken, möchte ich Ihnen einen kleinen Edelstein schenken. Vielleicht können Sie ihn in die Handtasche/ Geldbeutel stecken und immer wenn sie ihren Geldbeutel aufmachen und ihn sehen, überlegen, wo habe ich heute einen Schatz gefunden, wo könnte ich nach einem Perlenmoment mal suchen.

Ihnen - uns - allen Gottes Segen!

Amen.

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