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„Träume sind Schäume“. Wollen wir diesen alten Spruch dem Heiligen Josef anhängen? Ist er ein Träumer, der sich die Wirklichkeit wegträumt? Wenn man böswillig wäre, könnte man das sagen. Man könnte den Heiligen Josef einen arglosen, weltfremden Träumer nennen.

Im Traum setzt er sich die Wirklichkeit zurecht, die über ihn so ungeheuer hart herein gebrochen ist. Seine Braut Maria erwartet ein Kind, ohne dass er jemals mit ihr zusammen gewesen wäre. Dieses Kind - so sagt ihm der Engel im Traum - ist aber nicht das Ergebnis eines Ehebruches, sondern es ist Geschenk Gottes - vom Heiligen Geist.

Sollte also Josef ein Träumer sein, unfähig, sich der Wirklichkeit zu stellen? Das ist er nicht! Josef nimmt die traumhafte Wirklichkeit wahr - nicht als einen schönen Traum, der jeden bösen Gedanken vertreiben will, sondern als Wort und Auftrag Gottes. „Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen.“ Und ohne Zögern lässt sich Josef darauf ein. „Als er erwachte, tat er, was der Engel ihm befohlen hatte.“

Ein großartiger Mann, dieser Heilige Josef! Aus seinem Handeln spricht seine große Liebe zu Maria. Er will sie nicht bloßstellen. Und wir können sein Gespür dafür erahnen, dass Gott in sein Leben eingreift. Selbst ein Traum, so zerbrechlich wie ein Spinnennetz, wird für ihn zur Offenbarung des Willens Gottes.

Wirklich, ein großartiger Mann, dieser Heilige Josef!

Gäbe es auf der Welt doch viele solcher Männer und Frauen! Ich will ruhig einmal sagen, ja, auch Männer, die ein Gespür für Gott haben und sich auf Gott einlassen. Unsere Zeit braucht Männer und Frauen, die wie der Heilige Josef mit Gott in ihrem Leben rechnen.

Nicht die Machertypen sind gefragt. Nicht solche, die meinen, alles zu wissen und alles im Griff zu haben, sind heute notwendig. Menschen, die Gott kennen und mit Gott leben, werden die Welt und die Kirche verändern und nach vorne bringen.

Wer braucht schon einen Präsidenten wie Donald Trump, der sich die Welt zurecht rückt, wie er sie sich denkt, der die Wahrheit so auslegt, wie sie ihm passt? Wie soll ein solcher Staatenführer die Welt zum Frieden und zum Ausgleich lenken? Es ist ein Grauen!

Wer braucht schon die vielen Pastoralpläne, die die Kirche von Deutschland in unseren Tagen fabriziert und mit denen sie meint, die Menschen zu Gott führen zu können? Vieles wird das Papier nicht wert sein, auf das sie gedruckt werden!

Machertypen, Leute, die alles im Griff zu haben glauben, werden sehr schnell an ihre Grenzen stoßen. Auch die Pläne und Lebensentwürfe des Heiligen Josef wurden über den Haufen geworfen.

Hatte er es sich nicht anders vorgestellt, als er von seiner Heirat mit Maria geträumt hatte?

Wie waren denn seine Lebensentwürfe, die Zukunftspläne eines einfachen Bauarbeiters oder Zimmermanns?

Ganz gewiss nicht, dass er für den Sohn Gottes Vaterstelle einnehmen wird.

Doch er ließ Gott „machen“, war bereit, sich von Gott die Grenzen seines Denkens erweitern zu lassen. Für Maria und Jesus übernahm er die Rolle des Schützers, des liebevollen Ehemanns und Vaters, wie ihn dann die Leute in Nazareth gekannt haben. Im Traum, in seiner überaus großen Sensibilität für Gott, hat er die Aufgabe seines Lebens angenommen und ist heilig geworden, ein Vorbild für uns.

Die Legende erzählt, dass er in den Armen seines Ziehsohnes Jesus gestorben sei. Für mich ist das nur ein anderes Bild dafür, dass bis in seinen Tod hinein die Verbindung mit Jesus fest geblieben ist.

Werden doch auch wir nicht zu „Machern“, versuchen wir nicht, unser ganzes Leben selbst bestimmen zu wollen. Suchen wir lieber Jesus und lassen wir uns von ihm jeden Tag führen.

  • Warum sollen nicht auch wir uns vorstellen können, dass Jesus uns in die Arme nimmt?
  • Warum können wir nicht auch für uns den Gedanken festhalten, dass Jesus wie ein Wegbegleiter mit uns durch den Tag und durch unser Leben geht?

Es mag schon sein, dass uns die Gabe des Heiligen Josef nicht so geschenkt ist, dass wir Gottes Willen z.B. in einem schönen Traum erkennen. Vielleicht ist es vielmehr wichtig, mit Gott im Leben zu rechnen, um tatsächlich dann auch aufmerksam zu werden, wenn er etwas von uns erwartet.

Träume mögen Schäume sein. Um eine innere Beziehung zu Gott kann sich aber jeder und jede von uns mühen. Sensibilität nicht nur Gott gegenüber ist kein schlechter Wesenszug.

Stellen wir uns ruhig immer wieder einmal vor, wie Jesus zu uns sagt: Komm, lass uns zusammen ein Stück gehen. Wir dürfen dieses Wort ruhig auch auf den Heiligen Josef übertragen. Dann können wir in unserem eigenen Herzen hören, dass er uns ein Stück Lebensweg begleiten will, dass wir lernen, mit Gott zu rechnen, auf ihn zu hören und dann das zu tun, was Gott von uns erwartet.

Amen.

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