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Es ist sicher nicht nur für einen Juden eine provozierende Vorstellung: Das Fleisch eines Menschen zu essen. Jeder normale Mensch würde sich schütteln und verwundern über das, was wir heute von Jesus hören.

Johannes überliefert uns im 6. Kapitel seines Evangeliums die große eucharistische Rede Jesu. Jesus hat sie nach der großen Brotvermehrung gehalten in der Synagoge von Kafarnaum. Hinter dem, was Johannes schreibt, steht schon eine theologische Reflexion des Geschehens, das seinen Höhepunkt im Abendmahlssaal gefunden hat. Damals, kurz vor seinem Tod hat er den Jüngern Brot und Wein gereicht und die deutenden Worte gesprochen: Nehmt und esst, das ist mein Fleisch, nehmt und trinkt, das ist mein Blut. Immer wenn ihr zusammen kommt, Brot brecht und den Kelch einander reicht, tut dies zu meinem Gedächtnis.

Die Christen haben das Abendmahl, sie nannten es das Herrenmahl, nicht nur in Erinnerung an Jesus gefeiert, sie haben in der Feier der Eucharistie Jesus in ihrer Mitte gewusst, waren eins mit ihm. Das war am Anfang der Kirche so, das ist heute noch genauso. Im Empfang des Leibes und Blutes Christi bleiben wir in ihm und er bleibt in uns.

Die markanten Worte, die uns Johannes überliefert, mögen befremden, sie handeln aber vom Geheimnis unseres Glaubens, vom lebendigen Christus.

Ja, die Eucharistie ist etwas ganz kostbares, was uns da geschenkt worden ist. Wir nennen sie das „Allerheiligste“, was wir überhaupt besitzen können, Christus unter uns im Zeichen von Brot und Wein.

Denken Sie an den Wallfahrtsort Walldürn. Die Sage erzählt:

Bei einer Eucharistiefeier stieß der Walldürner Priester Heinrich Otto nach der Wandlung aus Unachtsamkeit den Kelch mit dem bereits konsekrierten Wein um. Das vergossene Blut Christi in Weingestalt zeichnete daraufhin auf dem kleinen Tüchlein des Korporale das Bild des Gekreuzigten und elf einzelne Häupter Christi mit Dornenkrone. Aus Angst versteckte der erschrockene Priester dieses Korporale hinter einem Stein des Altars. 50 Jahre später erleichterte er auf dem Sterbebett sein Gewissen und nannte das Versteck des Tuches. Das Leinentuch wurde an der genannten Stelle gefunden, das „Blutwunder“, wie es genannt wird, wurde allgemein bekannt und es begann eine große Verehrung des Tuches. - Bis auf den heutigen Tag.

Man mag von dieser Entstehungsgeschichte der Walldürner Wallfahrt halten, was man will. Eines macht dieser große Wallfahrtsort deutlich: Im Heiligen Sakrament begegnet uns Christus. Und in der Wallfahrt nach Walldürn begeben wir uns zum Heiligtum, suchen wir die Gemeinschaft mit Christus - in einer großen Gemeinschaft der Pilgernden. Jahr für Jahr kommen Tausende zum Wallfahrtsort, bringen zu Christus ihre Anliegen und empfangen Trost und Segen - persönlich, für die Familien und für die Gemeinden.

Ja, mit Christus verbunden zu sein im Empfang der Heiligen Eucharistie, das ist für uns etwas ganz Besonderes. Ich denke an die Erstkommunion, die wir vor einigen Wochen so schön gefeiert haben. Es ist uns als Seelsorger wichtig, wie es sicher auch vielen von Ihnen wichtig ist, dass Kinder herangeführt werden an die Feier der Eucharistie.

  • Warum tun wir dies?
  • Was wollen wir damit?

Es ist im Grunde genommen nur das Eine: Die Kinder vertraut zu machen mit dem großen Geschenk und dem großen Geheimnis der Gemeinschaft mit Christus. Darum tun wir dies, weil wir glauben, dass es gut ist, mit Jesus Christus zu leben. Wir glauben, dass er es ist, der der Welt einen Sinn geben kann, weil er der Weg zu Gott ist.

Darum bereiten wir die Kinder vor, deshalb laden wir die Familien ein, mit uns den Weg des Glaubens zu erkunden. Es ist die Freude am Leben mit Christus, die Hoffnung, die uns erfüllt, die Notwendigkeit aber auch, Menschen weiterzuführen. Gott allein genügt. Nichts und niemand anderes kann die Welt retten als Jesus Christus, der gekommen ist, damit wir das Leben in Fülle haben.

Heute halten wir Prozession, ziehen durch die Straßen, laden ein, zeigen jedem, welche Hoffnung uns erfüllt. In diesem Brot ist Leben, in diesem Brot ist Christus unter uns gegenwärtig. Komm, geh mit mir, geh mit uns!

Wir laden ein, wenn wir Prozession halten, wir drängen uns nicht auf, zwingen niemand. Wir erzählen von unserer Hoffnung, von unserem Glauben und lassen uns von Jesus in Pflicht nehmen, wie er selber dem Leben der Menschen zu dienen.

Komm, lass uns zusammen ein Stück gehen. Christus geht mit uns!

Amen.

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