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In einem der alten Schwarz-Weiß Filme von Don Camillo und Peppone streiten sich die beiden, der katholische Pfarrer und der Kommunist, heftig. Da geht es um Land, um die Grundbesitzer und um Gerechtigkeit. Und Don Camillo, weit davon entfernt, ein Linker zu sein oder ein Kommunist oder ein Revolutionär, er redet schließlich den Grundbesitzern ins Gewissen und fährt sie an:

„Nur weil ihr so stur seid, darum laufen die Leute den Kommunisten nach!“ Er kann seinen Ärger kaum noch unterdrücken. Wie können Menschen, die sich dem Evangelium verpflichtet wissen, so denken und handeln, dass anderen die Lebensgrundlage genommen wird.

Die Soziallehre der Kirche sagt, dass Eigentum und Besitz Verantwortung bedeuten. Und wenn es um Menschen und um ein menschenwürdiges Leben geht, dann braucht es zuweilen klare Worte und Standpunkte – nicht nur im Film, sondern auch im realen Leben.

Jesus konfrontiert uns heute mit einer Geschichte – ja es ist nur eine Geschichte. Sie beginnt genauso wie ein Märchen: „Es war einmal...“ Aber genauso wie Märchen eine wichtige Wahrheit vermitteln, auch wenn sie nie so stattgefunden haben, so ist es auch mit dem heutigen Evangelium. Es geht um eine ganz wichtige Wahrheit.

Der Reiche kümmert sich einen Dreck um den Armen. Vielmehr lecken die Hunde an dessen Wunden. Erst nach seinem Tod wird ihm bewusst, wie herzlos er gelebt hat.

Dann heißt es aber auch weiter, dass es nach dem Tod einen Ausgleich gibt. Jesus sagt, Lazarus ist im Schoße Abrahams, wir würden sagen, er ist im Himmel. Der Reiche leidet dagegen in der Unterwelt qualvolle Schmerzen – er ist in der Hölle.

Fast klingt es fatalistisch, wenn Jesus sagt, dass die Reichen sich auch dann nicht bekehren würden, wenn einer aus dem Totenreich käme und sie ermahnen würde.

Eine dramatische Geschichte, die wir heute hören. Und der Inhalt der Geschichte ist uns heute so wahnsinnig nahe:

  • Haben Sie gestern in den Nachrichten gesehen, wie die Menschen in Aleppo mit bloßen Händen ein kleines Kind aus dem Schutt eines durch Bomben zerstörtes Gebäude gegraben haben?
  • Bei der UN – Vollversammlung macht sich Resignation breit, weil kein Fortschritt in den Gesprächen zur Beendigung des Krieges in Syrien zu erzielen ist.
  • Vor der Mittelmeerküste Ägyptens sind mindestens 148 Menschen ums Leben gekommen. Bis zu 600 Menschen sollen sich auf dem Boot befunden haben, das am Mittwoch wenige Kilometer von der Küste Ägyptens entfernt gekentert war. Rund 150 konnten bisher gerettet werden.

Das vollzieht sich alles vor unseren Augen. Und Jesus? Was will uns Jesus damit wohl sagen?

Sei Kundschafter, sei aufmerksam! Dieses Wort begleitet uns schon das ganze Kirchenjahr. Wir können nicht alle Probleme der Welt lösen, ganz und gar nicht. Wir werden Assad und wie die vielen Verbrecher der Welt alle heißen, nicht umstimmen können. Wir werden auch die heuchlerischen Großsprecher der deutschen Parteien nur schwer zum Schweigen bringen.

Was wir tun können, ist menschlich zu sein. Menschlich miteinander umgehen, zu Hause in unseren Familien, hier in unserem Ort und in unserer Stadt – auch den Fremden gegenüber, die bei uns wohnen, menschlich sein überall dort, wo es uns eben möglich ist.

Zugleich gilt es aber auch, Menschlichkeit einzufordern, wo und wie wir eben Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten haben.

Daran wird uns Jesus messen, das werden wir auch Gott am Ende unseres Lebens bringen können, unsere Menschlichkeit. Mir scheint dies die frohe Botschaft des heutigen Evangeliums zu sein. Jesus fordert auf, er mag uns manches auch zumuten, aber er überfordert nicht.

Sei Kundschafter, sei aufmerksam! Kehre vor deiner Türe, sei menschlich!

Amen.

(vgl. Laacher Messbuch 2016, S. 825-830)

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