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Will das denn gar nicht mehr aufhören mit dem Terror? Werden auch wir in Deutschland irgendwann Ziel eines Anschlags sein? Wer zeigt den Weg zum Frieden unter den Völkern und den Religionen?

Noch am letzten Sonntag habe ich mich mit Mme Robart aus unserer Partnerstadt St. Maurice bei Paris unterhalten. Sie erzählte von der bedrückten Stimmung in der französischen Hauptstadt, vom Militär, das Kindergärten und Schulen schützt, von der Metro, in der immer die Angst vor einem Anschlag mitfährt, von der fehlenden Leichtigkeit, die man lange Zeit mit dem Leben in der „Stadt der Liebe“ - wie Paris gerne bezeichnet worden ist – in Verbindung gebracht hat.

Und nun dies, der unsagbare Anschlag in Nizza, der „Perle an der Côte d'Azur“! Sie werden genauso wie ich erschrocken sein, wie sie die Nachrichten und die Bilder dieses abscheulichen Verbrechens gesehen haben. Der Attentäter hatte es darauf abgesehen, möglichst viele Menschen, darunter auch Kinder umzubringen. Unvorstellbar, was sich da auf den mehr als zwei Kilometern seiner Todesfahrt auf der „Promenade des Anglais“ ereignet hat!

Ich frage mich: Will das denn gar nicht mehr aufhören mit dem Terror? Sind wir nicht alle irgendwie ratlos und geschockt? Wir suchen Antworten.

Als Christen hören wir dabei auf das, was in der Heiligen Schrift steht. Dabei lesen wir heute eine interessante Geschichte. Der Tenor lautet: „Nur eines ist notwendig! Maria hat das Bessere erwählt.“ Hilft das uns mit unseren Fragen aber weiter?

Schauen wir auf das heutige Evangelium. Die Rede ist von Maria und Martha, den beiden Schwestern des Lazarus. Jesus war gerne bei ihnen in Bethanien zu Gast. Wie so oft ist Martha bemüht, dass es ihrem Gast an nichts fehlt. Sie macht sich viel Arbeit, um ihn zu bewirten. Kein Wunder, dass sie sich über ihre Schwester Maria ärgert, die zu Füßen Jesu sitzt, ihm fasziniert zuhört und ihrer Schwester die Arbeit alleine überlässt. Als sich Martha bei Jesus beklagt, wird sie fast vor den Kopf gestoßen:

„Martha, du machst dir wirklich viel Arbeit und bemühst dich unendlich. Aber denk daran: Nur eines ist notwendig. Und Maria hat das Bessere erwählt, lass sie nur!“

  • Sollte das ein Schlag in das Gesicht der rührigen Hausfrau sein?
  • Sollte hier ein Vorzug gemacht werden für das so genannte „kontemplative“ Leben, also das betrachtende Leben vor dem aktiven?
  • Sollte das – auf uns und unsere heutige Zeit angewandt – bedeuten, dass man die Hände in den Schoß legen soll und abwarten soll, was geschieht?

Ganz und gar nicht! Schließlich gibt es viele andere Worte Jesu, die zum aktiven Tun auffordern. Ich denke an die großen Reden Jesu, in denen er aufruft, mit den anvertrauten Talenten gut umzugehen, und sich der Hungrigen, Durstigen, Nackten, Fremden, Obdachlosen und Kranken anzunehmen. Jesus ist nicht einer, der nur im stillen Kämmerlein betet. Er kennt und fordert beides: Sorge um die Menschen und Alleinsein mit seinem Gott. So zieht er sich zum Beispiel ganz allein auf einen Berg zurück, nachdem er für fünftausend Menschen das Brot vermehrt hat.

Also, man darf das heutige Evangelium nicht dafür instrumentalisieren, dass es einzig und allein darauf ankommt, zu Jesu Füßen zu sitzen und ihm zuzuhören. Aber: Es braucht auch diese Zeit – und Maria hat es in diesem Augenblick anscheinend gebraucht. Alles zu seiner Zeit, das eine tun, das andere nicht lassen!  So möchte ich das heutige Evangelium deuten.

Nun aber wieder zu uns und zu den Problemen und Sorgen unserer Zeit.

Wir tun als Christen gut daran, immer wieder auf Jesus zu schauen und auf das, was er getan und von seinen Jüngern gefordert hat.

„ Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. … Dies trage ich euch auf: Liebt einander!“ (Joh 15,13-14.17)

Nehmen wir nur dieses eine Wort Jesu aus seinen Abschiedsreden im Abendmahlssaal. Für die Menschen da sein, Liebe zu haben, das ist doch Programm genug für unser Leben. Wir beginnen damit in der Familie, setzen es fort in der Schule und am Arbeitsplatz und versuchen, es auch politisch zu verwirklichen in der Sorge für unzählige Menschen, die unter Hunger, Gewalt oder Krieg leben. Das mag ein kleiner Beitrag sein für die Lösung der Probleme der Menschheit, ist aber ein notwendiger.

  • Wo soll denn Frieden beginnen, wenn nicht bei uns selbst?
  • Wie sollen denn die Waffen schweigen, wenn wir nicht selbst beginnen abzurüsten, etwa mit Worten, die einander verletzen?

„Nur eines ist notwendig.“ So sagt Jesus. Vielleicht ist es für uns notwendig, dass wir innehalten und uns vor Jesus die Frage stellen, was er hier und heute von uns erwartet. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns den rechten Weg zeigt und ich bitte für uns alle, dass jeder einzelne von uns, dass wir aber auch als christliche Gemeinden den Weg Jesu gehen, den Weg des Friedens und der Barmherzigkeit.

Dazu gibt es ein wunderbares Wort im Kolosserbrief, das wir eben gehört haben: „Christus ist unter euch, er – selbst – ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ Gehen wir als Kundschafter unseren Weg, aufmerksam für das, was er uns lehren will!

Amen.

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