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Es muss für die Frauen wie ein gewaltiges Erbeben gewesen sein, das, was sie vor den Stadtmauern Jerusalems erlebt haben. Noch 40 Jahre nach dem Ostertag berichtet Matthäus sehr eindringlich davon, wie die Frauen die Auferstehung Jesu erlebt haben. Wir haben es in der Nacht beim Gottesdienst gelesen:

Da war die Rede von einem Erdbeben, von einem Engel, der wie ein Blitz leuchtet und in grellem Weiß erstrahlt. Von den Soldaten wird berichtet, wie sie zittern und von den Frauen, die Angst haben.

Diese Reaktion muss nicht verwundern. Wer von uns wäre nicht wie vom Donner gerührt angesichts der Tatsache, dass da einer von den Toten auferstanden ist?

Seit dieser Stunde ist die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Das, was den Menschen vertraut ist, wird über den Haufen geworfen. Das, was eine allgemein menschliche Tatsache ist, gilt nichts mehr: Wenn ein Mensch tot ist, dann ist er tot. Und woher soll einer schon wissen, dass Tote auferstehen, wieder lebendig werden?

Was damals geschehen ist, hat die Welt von Grunde auf verändert: Jesus, der Zeit seines Lebens an seinem Glauben an den „abba“ - an seinen Vater - festgehalten hat, war wegen dieses Glaubens auf eine ganz schrecklichen Weise hingerichtet worden. Dieser Jesus lebt nun wieder. Der Tod, die Gewalt, der Unglaube, die Bosheit sind besiegt. Gott, der Abba-Gott, der barmherzige und liebevolle Vater, hat seinen Sohn im wahrsten Sinne des Wortes nicht hängen lassen.

Diese Botschaft verkündet der Engel. Die Frauen ermuntert er, sich die Stelle anzuschauen, an der der Tote abgelegt worden war. Ja, der Lebendige, der Auferstandene begegnet ihnen selbst. Und er gibt ihnen den Auftrag, zu den Jüngern zu gehen, sie aufzufordern, in ihre Heimat zurückzukehren, dorthin, wo sie ihn kennengelernt und mit ihm gelebt hatten. Dort, in der Heimat, so sagt der auferstandene Jesus, dort werden sie ihn sehen.

Es war in der Tat mehr als ein Erdbeben, was da geschehen war. Es war der Anfang einer neuen Zeit, der Zeit Christi. „Der Tod ist tot, das Leben lebt.“ (Thomas Södling).

Mit dem Ostergeschehen beginnt auch unsere Zeit. 2000 Jahre sind nun schon vergangen, seitdem das in Jerusalem geschehen ist. Damals haben sich die Jünger so unendlich schwer getan mit dem Glauben. Wir haben es eben im Evangelium gelesen:

  • Petrus war ratlos, als er in das leere Grab hinein ging.
  • Johannes, der Jünger, den Jesus liebte, konnte es auch nicht fassen. Er sah und glaubte, so überliefert er es viele Jahre danach in seinem Evangelium.

Jesus selbst musste sich bemühen, dass seine Jünger zum Glauben gefunden haben:

  • Denken Sie nur, wie behutsam er den Apostel Thomas zum Glauben führt. Er lässt ihn die Wunden berühren und ermahnt ihn: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,29)
  • Oder denken Sie daran, wie er sich den zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus anschließt und sich ihnen offenbart beim Brotbrechen. Erst da gehen ihnen Augen auf und sie erkennen ihn, so berichtet der Evangelist Lukas.

Es gibt so viele Ostergeschichten, die erzählen, wie sich die Jünger mehr und mehr hinein finden mussten, das zu verstehen, was geschehen war. Wer will es ihnen vorhalten, das Undenkbare denken und erleben zu sollen?

Und doch, es ist geschehen. Sie haben das Undenkbare gedacht und vor allem erfahren. Die Jünger gaben Zeugnis vom Auferstandenen und von dem, was sie mit ihm erlebt haben. Und wir, die Jünger, die Kirche von heute, wir feiern heute das Osterfest, wir feiern den Glauben an den auferstandenen Christus, Jesus, den Gekreuzigten, der lebt - heute, hier bei uns, in unserer Welt, in unseren Herzen.

Es ist der nahe Jesus, der mit uns lebt, der uns zum Guten anleitet, der uns nie mehr verlässt, nicht einmal in unserem eigenen Tod. Ostern ist deshalb nicht nur ein Fest im Kirchenjahr, selbst wenn es als das höchste Fest der Christenheit bezeichnet wird. Ostern ist unser ganzes Leben.

Wie heißt es im Evangelium bei Matthäus? „Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen!“ (Mt 28,10). Nichts anderes sagt uns Jesus heute:

  • Schau in dein Leben und du wirst mich sehen!
  • Geh in deinen Alltag und ich bin bei dir!

Ostern, das bedeutet die Gegenwart Jesu in unserem Leben. Es ist die Gegenwart Jesu dort, wo wir leben, wo wir lieben, auch wo wir leiden.

  • Halten wir das fest, halten wir uns an ihm fest!
  • Trauen wir uns, auf Jesus zu vertrauen!
  • Suchen wir ihn als den Freund und den Begleiter unserer Tage!
  • Ehren wir ihn als den, der mit uns Gutes wirkt.

Die Frauen am leeren Grab, die Jünger mussten mehr oder weniger stark in ihren Grundfesten erschüttert werden, ehe sie an den Auferstandenen geglaubt haben. Vielleicht müssen auch wir manchmal wach gerüttelt werden, um an den Auferstandenen, den Lebenden, an Jesus Christus als den Begleiter, ja als den Halt unseres Lebens zu glauben.

Ich glaube ganz fest, dass mit Jesus zu leben Leben in Fülle bedeutet. Ich will nicht an den Tod glauben, nicht daran, dass Gewalt, Mord und Gier das letzte Wort in unserer Welt haben. Ich will an  das Leben glauben, an Jesus, der den Tod überwunden hat, den der Vater zum Leben erweckt hat, damit er lebt - heute und immer.

Dieser Jesus - finden wir Worte für ihn, wie wir wollen - dieser Jesus ist die Hoffnung unseres Lebens und unserer Zeit. Lass uns zusammen und mit ihm Stück für Stück unseren Lebensweg gehen. Es ist ein gesegneter, ein guter Weg!

Dann ist Ostern - jeden Tag!

Amen. Halleluja!

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