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Brausen, Feuer, Getöse: Mit diesen Bildern leitet der Evangelist Lukas, der uns die Apostelgeschichte geschrieben hat, seinen Bericht über das Geschehen am Pfingsttag ein. Es war wohl nötig, dass da etwas Gewaltiges von statten gehen musste, um die Jünger aufzuwecken.

Nach der Himmelfahrt ihres Herrn hatten sie sich in den Abendmahlssaal zurückgezogen. Vielleicht wollten sie ein wenig die Sicherheit spüren. Dort waren sie vor dem Leiden mit Jesus zusammen gewesen. Dort hatten sie das Mahl gefeiert, in dem er ihnen seine Anwesenheit zugesichert hatte. Dort wählten sie für den Verräter Judas einen neuen Apostel, Matthias. Dort beteten sie und hofften auf den verheißenen Beistand.

Dieser Beistand, der Geist Gottes kommt mit Macht über sie: Brausen, Feuer und Getöse, so beschreibt es Lukas. Von überall her strömen Leute zusammen und werden aufmerksam für das, was die Jünger verkünden. Sie erzählen auf der einen Seite von Gottes großen Taten, müssen sich aber auch schon auf der anderen Seite verspotten lassen, sie wären schon in aller Frühe vom süßen Wein betrunken.

Pfingsten, da bricht was auf, da beginnt was neu. Aus der kleinen Christengemeinde drängt mit Macht etwas nach oben. Die Jünger bekommen Mut, sie reißen die Türen auf, sie gehen unter die Leute und sie halten nicht mehr mit dem hinter dem Berg, was sie begeistert und erfüllt. „Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund.“ (Mt 12,34) Das wusste schon Jesus.

Der Evangelist Johannes stellt das Pfingstgeschehen etwas weniger dramatisch dar. Er berichtet davon, dass schon am Abend des Auferstehungstages Jesus seinen Jüngern den Heiligen Geist eingehaucht hat. Mich erinnert das an die Schöpfungsgeschichte, als Gott dem Adam den Lebensatem eingehaucht hat. (Gen 2,7)

Durch den Geist schafft Gott den Menschen neu, das will uns wohl Johannes sagen. Ja, das ist Pfingsten: Da bricht was auf, da beginnt was neu. Da ist neue Schöpfung.

Das gilt nicht nur in den Tagen der Jünger und der ersten Christen, das gilt auch heute. Wo Gottes Geist den Menschen ergreift, da bricht was auf, da wird neue Schöpfung, da beginnt was neu.

Wo Menschen sich vom Geist Gottes ergreifen lassen, wo Menschen sich diesem guten Geist öffnen, dem Geist des Lebens, da ist heute Pfingsten.

Können Sie diesen Geist nicht auch in Ihrem eigenen Herzen spüren? Ich zitiere den Heiligen Paulus, der in seinem Brief an die Gemeinden in Galatien von der Frucht des Geistes schreibt. Er sagt:

„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Gal 5,22f)

Welche Frucht des Geistes erleben Sie heute, womit werden Sie an diesem Pfingstfest beschenkt? Ich wünsche es uns allen, dass wir den Pfingstgeist empfangen, dass er unsere Herzen mit seinen Früchten erfüllt, dass wir selbst vielleicht so begeistert werden, dass wir gerne von dem erzählen, was wir an Wohltaten Gottes erfahren. Ich bin überzeugt, dass wir alle Anteil haben an den Gaben des Geistes. Und dies kann uns im Grunde genommen nur dankbar werden lassen.

Pfingsten ist also nicht nur das Fest, an dem wir uns der großen Taten Gottes in der Vergangenheit erinnern. Pfingsten will uns Mut machen, will uns aufmerksam machen, dass Gottes Geist unter uns wirkt.

Wir brauchen diesen Geist - ganz besonders dort, wo heute oft so viel Geistlosigkeit herrscht. Wir empfangen diesen Geist, damit was aufbricht, was neu beginnt.

Denken Sie an die Wallfahrt nach Walldürn. Sie steht in diesem Jahr unter dem Wort aus dem Johannesevangelium: „Alle sollen eins sein.“ (Joh 17,21)

In einer Welt, in der vieles auseinander zu brechen droht, in der Vereinbarungen nichts mehr gelten, scharen wir uns um Jesus und suchen in ihm die Einheit für Kirche und Welt.

Komm, lass uns ein Stück zusammen gehen, komm, lass uns gemeinsam für die Menschen und die Schöpfung sorgen. Komm, lass uns Menschen des Geistes Gottes sein! Dieser Geist gibt uns dazu die Kraft!

Amen.

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