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Predigt am 3. Fastensonntag im Jahreskreis B

7. März 2021

Evangelium: Joh 2,13-25

Das ist doch zum Aus-der-Haut-Fahren!

Wer kennt dies nicht, dass er sich grün und blau ärgert und am liebsten aus der Haut fahren möchte?

So scheint es Jesus ergangen zu sein, als er das Markttreiben im Tempel beobachtet hat. Jesus war wohl nicht das erste Mal im Tempel. An diesem Tag aber kann er nicht mehr an sich halten: Mit einer Geißel aus Stricken treibt er die Händler und Geldwechsler mitsamt ihren Viechern aus dem Tempel hinaus. - Das Haus Gottes soll keine Markthalle sein!

Er setzt damit ein großes Ausrufezeichen und legt im Gespräch mit den Juden sogar noch einmal nach. Es geht ihm nicht allein um den Tempel auf dem Sionsberg in Jerusalem, an dem die Bauleute fast ein halbes Jahrhundert gearbeitet hatten. Er deutet auf sich als den neuen Tempel, der zerstört und in drei Tagen wieder aufgebaut wird. Später wird der Heilige Paulus dieses Bild aufnehmen und die Christen Tempel des Heiligen Geistes nennen. (1 Kor 3,16)

Ja, es geht Jesus um das Haus Gottes, sichtbar im mächtigen Tempel auf dem Zion, aber auch in Jesus selbst. Und der Tempel, das Haus Gottes ist in jedem Menschen, der auf den Namen Gottes getauft ist. Dort soll kein Markttreiben herrschen, dort soll Gott wohnen!

Von daher ist die Tempelreinigung ein Bild, das jeder und jede verstehen kann.

  • Muss der Tempel - muss ich als Tempel - nicht auch gereinigt werden?
  • Und ist es nicht auch manchmal zum Aus-der-Haut-Fahren, wenn wir sehen, wie nachlässig wir mit uns und mit dem Gott-mit-uns umgehen?

Ich will auf das Alte Testament schauen. Wir haben in der Lesung aus dem Buch Exodus gehört. Auf dem Berg Sinai gibt Gott seinem Volk die 10 Gebote. Und er führt diese ein mit den Worten: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Ex 20,1) Seine Gebote regeln das Zusammenleben mit Gott und unter den Menschen. Es sollen keine Gebote sein, die knechten, sondern Freiheit schenken.

Ich denke, es ist gut, an diesen 10 Geboten das eigene Leben zu messen:

  • Neben Gott soll es keinen anderen geben, weder Geld noch Schönheit, noch Erfolg oder noch irgendetwas, für das ich mein Leben aufbrauchen oder verschwenden würde.
  • Gottes Name soll heilig gehalten werden, d.h. keine Falschheit in meinem Leben und keine Verstellung - im Namen Gottes.
  • Der Ruhetag zur Ehre Gottes hat seine besondere Bedeutung. Heute 1700 Jahre nachdem Kaiser Konstantin den Sonntag als heiligen Tag eingeführt hat, droht dieser Ruhetag in Arbeit oder Freizeitstress unterzugehen.
  • Das rechte Verhältnis zu den Eltern und zu anderen Menschen: Keine Gewalt gegenüber anderen, weder physische, psychische, noch sexuelle Gewalt. Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber dem Nächsten, keine Gier und Eifersucht sollen das Leben bestimmen.

Es lohnt sich, die 10 Gebote mit unseren heutigen Gedanken und Worten auszudrücken. Sie sind Wege zur Freiheit und zu einem gelingenden Miteinander - mit Gott und mit den Menschen.

Sie helfen, den Tempel unseres Herzens zu reinigen. Sie sind Maßstab und Hilfe zu einem Leben, in dem Gott an erster Stelle steht. In ihnen besitzen wir eine Handlungsanweisung, um eine ehrliche und menschliche Gesellschaft zu bauen.

Und auch für uns steht über den 10 Geboten die Verheißung Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Setzen Sie ruhig für das Land Ägypten, das für die Israeliten das Sklavenhaus bedeutete, das Wort oder die Begriffe, die Sie in ihrem Leben einengen, die Ihr Leben schwer machen, mit denen Sie zu kämpfen haben.

Lassen wir den Tempel unseres Leibes, lassen wir uns selbst von Jesus reinigen, von all dem Schmutz befreien, von allem, was in unseren Herzen an Unrat vorhanden ist. Vielleicht dürfen wir das als Geschenk der Fastenzeit von Gott erbitten.

Dann brauchen wir nicht mehr über uns selbst aus der Haut zu fahren. Bescheidenheit und Demut über unser eigenes Unvermögen sind die Besen zur Tempelreinigung unseres Herzens. Vor allem aber ist es das Vertrauen, dass Gott uns heilt, uns den Weg in die Freiheit weist. Seine Gebote sind Wegweisung und Licht auf unserem Weg. Es sind Gebote, wahre und gute Menschen zu werden. Amen.

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