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Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis A

Gedenken an die Heilige Agatha

Patronin der FFW Mechenhard

08. Februar 2020

„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt!“

Stellen Sie sich doch einmal die junge Christengemeinde in den Jahren nach der Himmelfahrt Christi vor. Matthäus schreibt von Jesus, wir sind etwa um das Jahr 80 nach Christi Geburt, also etwa 30 Jahre nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn. Die Gemeinde liest was Jesus gesagt hat. Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt?

  • Schon sehr bald wurden die Jünger Jesu verfolgt – Saulus hat sich da besonders hervorgetan als eifernder Gesetzestreuer.
  • Schon sehr früh – etwa in den 60-er Jahren des ersten Jahrhunderts unter Kaiser Nero in Rom – werden Christen, oftmals nur zur Unterhaltung des Publikums im Zirkus, den Löwen vorgeworfen.
  • Schon sehr früh – nach der Zerstörung der Stadt Jerusalem im Jahre 70 – zerstreuen sich die Jünger in die ganze damalige Welt und gründen Christengemeinden in Kleinasien, Griechenland und in Rom.

In diesem Zusammenhang gilt es das Wort Jesu zu hören, das uns Matthäus in seinem Evangelium überliefert. Er schreibt es vor allem für Christen, die aus dem Judentum hervorgegangen sind und die sich vielleicht schon einige Jahrzehnte treu zu ihrem Glauben bekannt haben. „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“

  • Müssen diese Worte seinen Adressaten nicht fremd, ja fast möchte ich sagen: „absurd“ vorgekommen sein?
  • Hatten sie vielleicht doch eine solch exponierte Stellung, dass das Wort Jesu zutreffen konnte?
  • Die Realität, war sie nicht eine andere, wurden die Christen in der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen, geschweige denn anerkannt?
  • Und natürlich die Frage: Waren die Christen wirklich die, an denen sich andere ein Beispiel nehmen können?

Ich denke an eine Karikatur aus der Zeit von 123 bis 126 nach Christus. Man sagt, es sei die älteste Kreuzesdarstellung. Eingeritzt ist sie in die Mauern einer römischen Erziehungsanstalt. Jesus wird am Kreuz mit einem Eselskopf dargestellt. Darunter steht in ungelenken, griechischen Buchstaben: „Alexamenos sebete theon“ - „Alexamenos betet Gott an.“ Aus der Karikatur spricht blanker Hohn und Spott über die Christen!

Auf der anderen Seite kommt mir aber auch das Wort des antiken römischen Schriftstellers Tertullian in den Sinn, der von ca. 150 – 220 nach Christus gelebt hat. Bewundernd schreibt er über die junge Christengemeinde: „Seht, wie sie einander lieben!“

  • Spott und Hohn, Verfolgung und Morden. Das mussten die Christen auf der einen Seite ertragen.
  • Auf der anderen Seite schauten ihre Zeitgenossen wohl aber auch mit Bewunderung auf ihre Menschlichkeit und ihr beispielhaft liebevolles Verhalten.

Salz der Erde - Licht der Welt.

Ich will dasWort in unsere Wirklichkeit hinein holen:

  • Da hat die Kirche auf der einen Seite keinen leichten Stand. So vieles gibt es zu kritisieren und vieles wird oft an den Pranger gestellt – ob zu Recht oder zu Unrecht, das will ich im Augenblick gar nicht kommentieren.
  • Auf der anderen Seite geschieht viel Segen durch kirchliches Tun. Denken Sie nur an die großen Sozialwerke der Kirche wie MISEREOR oder ADVENIAT! Oder im Kleinen: An unsere Versuche hier in unseren Erlenbacher Gemeinden, Familien zu begleiten – in der Vorbereitung auf die Taufe eines Kindes, die Begleitung der Kinder hin zur Erstkommunion, denken Sie an den gemeinsamen Weg mit den Jugendlichen hin zur Firmung, oder denken Sie an die Begleitung der Trauernden im Schmerz des Abschiedes bei einem Todesfall.

Wir brauchen uns nicht zu verstecken: Durch die Kirche geschieht viel Segen und es wäre noch mehr Segen möglich, wenn wir uns noch viel ernsthafter bemühen würden, wirklich Salz der Erde und Licht der Welt zu sein.

Oder schauen wir auf unsere Freiwillige Feuerwehr hier in Mechenhard. Sie ist jetzt zwar keine genuin christliche Gemeinschaft. Aber:

  • Wir feiern heute den Gottesdienst zur Ehren der Heiligen Agatha.
  • Wir erbitten damit den Segen Gottes für unsere Feuerwehrleute.
  • Wir erinnern uns dieser tapferen sizilianische Frau Agatha, die für ihre Überzeugung eingestanden ist, tapfer war bis in den Tod hinein.

Feuerwehr - Männer und Frauen, mittlerweile auch Kinder und Jugendliche, die sich für andere einsetzen - und im schlimmsten Fall auch mit ihrem Leben für andere einstehen. Ist das nicht zutiefst das, was man von einem Christen erwartet?

„Ihr seid das  Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“

Das Wort gilt nicht nur den ersten Christen vor 2.000 Jahren. Das Wort gilt uns, die wir uns heute Christen nennen und dies auch sein wollen.

Das II. Vatikanische Konzil sagt dies für mich mit einfachen, aber zeitlos gültigen Worten:

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Jesu Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“ (GS 1)

Den Menschen nahe sein, ob im Dienst bei der Feuerwehr, oder ob in unseren Familien oder sonst überall, wo wir gebraucht werden. Das ist der Weg, wie wir heute Licht der Welt und Salz der Erde sind, es ist der Weg Christi, der mit uns Menschen geht. Unsere Antwort? Ich geh' mit. Amen.

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