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Predigt am Fest der Taufe des Herrn
im Jahreskreis C
13. Januar 2019
Evangelium: Lk 3,15-16.21-22

Lenke unsere Schritte...

Ich gehöre dazu!

  • Was ein echter Fan von Bayern München ist, trägt das Bayerntrikot, manche schlafen in Bayern-Bettwäsche. Ganz genauso ist es beim BVB, bei Juventus Turin, bei Real Madrid, dem FC Liverpool. Ich gehöre dazu.
  • Ich gehöre dazu, dieses Wissen stiftet Identität, z.B. bei den Pfadfindern, die ihre Kluft tragen.
  • Ich gehöre dazu, Menschen wissen sich in einer Familie aufgehoben, Kinder und Jugendlichen schließen sich zu Cliquen zusammen.

Sie könnten wohl selbst ganz viele Beispiele erzählen, wie es Menschen gut tut, keine Außenseiter zu sein, sondern zu einer Gruppe, zu einer Gemeinschaft, zu einer Familie zu gehören. „Vae soli!“ - „Wehe dem, der allein ist!“ Das wussten schon die alten Römer und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Nun sehen wir heute im Evangelium, wie es Jesus zeigt, dass er dazu gehört, zu uns Menschen gehört. „Zusammen mit dem ganzen Volk lässt er sich taufen.“ Er stellt sich mitten hinein in die große Zahl derer, die zu Johannes gekommen sind, um einen Neuanfang zu machen. Jesus gehört dazu. Mit ihm macht Gott einen Neuanfang - mitten unter den Menschen.

Während er sich taufen lässt und betet, kommt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn herab. Dazu bezeichnet ihn eine Stimme aus dem Himmel als den geliebten Sohn Gottes, an dem dieser Gefallen gefunden hat. Er gehört dazu, gehört zur Menschheit, gehört zu uns.

Für mich etwas Wunderbares: Jesus ist der Gott-mit-uns, der Immanuel, wie wir ihn in den Advents- und Weihnachtstagen genannt haben. Unser Gott schwebt nicht über der Welt und über der Geschichte. Unser Gott ist Teilhaber der Geschichte, nimmt teil am Leben der Menschen, nimmt teil an unserem Leben.

Das Zeichen dafür ist die Taufe Jesu durch Johannes am Jordan.

Und unsere Taufe? Sie ist das Zeichen dafür, dass wir hinein genommen sind in die Geschichte Gottes mit den Menschen. Wir gehören dazu, ich gehöre als Getaufter, als Getaufte zu Jesus, zur Menschheit, die nicht gott-verlassen, sondern gott-verbunden ist.

Welch hohe Würde ist uns damit geschenkt: Jeder von uns ist ein Kind Gottes, Bruder oder Schwester Jesu, beschenkt mit der Gabe des Heiligen Geistes! Das macht unser Leben so überaus wertvoll.

Wir gehören dazu, zu Gott, zur Menschheit, mit der er sich solidarisch gemacht hat. Wir brauchen deshalb eine neue Sicht für die Realität unseres Lebens. Vielleicht sind wir als Christen, die wir als Kinder getauft worden sind oder in einem mehr oder weniger christlichen Milieu aufgewachsen sind, gar nicht richtig sensibilisert für das, was uns in der Taufgnade geschenkt worden ist. Vieles, ich meine, viel zu vieles, ist uns so selbstverständlich, dass wir es gar nicht zu bewerten, geschweige denn zu schätzen wissen. Man ist halt Christ, weil man getauft worden ist!

Nein, das kann es aber nicht sein! Christ-Sein ist kein Selbstläufer, sonst würden sich heute auch nicht so viele verlaufen und würden christliche Werte - auch in unserem Land - nicht zu schnell im Sand verlaufen.

Der Christ von heute ist es bewusst, oder er ist es eben nicht.

  • Der Christ von heute sucht immer wieder - nicht nur in der einen Stunde des Gottesdienstes am Sonntag - die Verbindung zu seinem Gott.
  • DerChrist von heute weiß sich verbunden und solidarisch mit seinen Brüdern und Schwestern in der weiten Welt, besonders mit den Armen, die ebenso Kinder Gottes, Brüder und Schwestern Jesu sind und beschenkt mit dem Heiligen Geist.
  • Der Christ von heute will die Welt verändern, menschlicher machen, wie es auch Gott in seinem Sohn Jesus getan hat.

Nicht weil wir als Kinder getauft worden sind, sind wir Christen, sondern weil wir uns bewusst sind, dass in der Taufe an uns etwas geschehen ist. Die Taufgnade will gelebt werden, das Taufbewusstsein will unser Handeln und unsere Welt prägen. Dafür stehen wir.

„Die Ordnung des Seins ist die Ordnung des Handelns.“ Das ist ein alter theologischer Grundsatz. Er gilt. Sind wir getauft, sind wir Christen, dann gilt es auch, so zu handeln.

  • Leere Worthülsen und wären sie noch so gescheit und fromm, wer braucht die schon?
  • Die Worte eines Christen verlangen tatkräftiges Handeln im Sinne Jesu, der von sich selber sagt, dass er gekommen ist, dass die Menschen das Leben in Fülle haben (Joh 10,10).
  • Wo tragen wir dazu bei, dass Menschen leben können?

„Ich gehöre dazu.“ Das darf uns dankbar und froh machen. Wir gehören zur Kirche, die Kirche ist für die Welt da und die Welt gehört Gott. Diese Richtung hat Jesus selbst vorgegeben. Lenken wir unsere Schritte so, dass wir den Weg Jesu nicht aus den Augen verlieren, dass wir von seinem Weg nicht abkommen, sondern in großer Dankbarkeit und Freude, aber auch in aller Verantwortung als Christen und als Getaufe leben.

Die Welt von heute braucht die Christen. Wir gehören dazu. Die Welt braucht uns! Amen.

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