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Predigt am 1. Adventssonntag im Jahreskreis C
02. Dezember 2018
Evangelium: Lk 21,15-28.34-36

Lenke unsere Schritte...

„Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe!“

Wie muss dieses Wort des Herrn auf die ersten Christen gewirkt haben, für die das Ende der Welt gekommen schien! Der Tempel in Jerusalem, dieses mächtige und gewaltige Bauwerk zur Ehre Gottes, war im Jahr 70 niedergebrannt worden. Die Menschen in der heiligen Stadt des Volkes Gottes wurden niedergemetzelt oder, soweit sie fliehen konnten, in alle Winde zerstreut. Es blieb ihnen einzig und allein die Hoffnung auf den wiederkommenden Herrn.

Lukas erinnert sie an die Worte Jesu, der Mut macht und auffordert, sich aufzurichten und die Köpfe zu erheben in der Erwartung der Erlösung.

Zugleich gibt er die mahnenden Worte Jesu wieder, nicht in Rausch und Trunkenheit zu verfallen, sondern wachsam zu sein und zu beten, um dem Menschensohn sehr bewusst begegnen zu können.

Ich will all diese Worte auf uns übertragen:

  • Was haben uns die Worte Jesu heute zu sagen?
  • Was können oder was müssen wir heute mit diesen Worten anfangen?

Sicher herrscht bei uns auch manche Ratlosigkeit, wobei wir - zumindest die unter uns, die den 2. Weltkrieg nicht mehr erlebt haben - sicher solch erschütterndes Grauen wie im Krieg persönlich nicht kennengelernt haben. Für viele Menschen herrscht heute dennoch Bestürzung und Ratlosigkeit angesichts des Zustandes der Welt und der Gesellschaft. Es ist oft nicht verwunderlich, wenn Menschen Angst haben.

„Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

Worum geht es also?

  1. Es geht um einen mutigen Blick in die Zukunft.

Die Welt geht nicht zum Teufel. Gott wird die Welt vollenden. Gewalt, Terror und Zerstörung werden nicht das letzte Wort haben. Vor uns liegt die Zukunft, die uns Jesus Christus, der König von Himmel und Erde bereit hält.

Es ist als erstes eine tröstende Botschaft, die ich aus dem Evangelium herauslese. Sie macht mir Mut, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern die Augen aufzumachen für die Realtität der Welt und sie mit den Augen Gottes zu sehen. Es gilt, der Welt und den Menschen in der Welt die Aufmerksamkeit zu schenken. Es lohnt, es Jesus gleich zu tun und sich für die Menschen einzusetzen. Besonders für die Armen und die Kleinen, so wie es Jesus getan hat.

Es geht um einen mutigen Blick in die Zukunft.

  1. Und es geht um ein entschiedenes Handeln.

Wir können und dürfen uns - wenn wir Jesus ernst nehmen - nicht in unsere Kirchen verschließen. Wir können und dürfen uns nicht an frommen Gedanken berauschen und über den Abründen der Welt und menschlichen Lebens schweben. Jesus sagt: Wacht und betet allezeit! Das heißt doch: Seid aufmerksam für das, was um euch geschieht und lasst euch in eurem Handeln vom Geist Gottes leiten!

Leben, wie es Jesus will, heißt deshalb für mich aufmerksam zu sein und die Welt, so wie sie ist, mit den Augen Gottes sehen. Das bezeichne ich als Beten.

Jesu Jünger, wir die Christen sind aufgefordert, mutig zu handeln, nicht selbstvergessen fromm daher zu reden, sondern wachsam die Zeit zu sehen, zu deuten und zu gestalten.

In allem gelten dabei die Seligpreisungen Jesu, sein Leitmotiv des Jüngerseins:

  • Selig, die arm sind vor Gott.
  • Selig die Trauernden.
  • Selig, die keine Gewalt anwenden.
  • Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit.
  • Selig, die Barmherzigen.
  • Selig, die ein reines Herz haben.
  • Selig, die Frieden stiften.
  • Und selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.

Ihnen allen ist das Himmelreich verheißen.

An diesen Worten Jesu müssen wir uns messen lassen.

Frage: Ist uns dies bewusst, sind wir willens dazu?

Wir beginnen mit dem heutigen Sonntag die Tage des Advent.

Auf der einen Seite sind es die Tage der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Wir bereiten uns, die Geburt Jesu, des Sohnes Gottes, zu feiern. So mancher von uns wird sich schon auf die Weihnachtstage, wie auch auf die Gottesdienste an Weihnachten freuen. Advent und Weihnachten sind schon eine besondere Zeit.

Auf der anderen Seite bedeutet Advent aber auch, den Blick zu richten auf das Ende der Tage, wenn der Sohn Gottes wiederkommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten. Es kommt der Tag, an dem auch wir dem Herrn begegnen werden und vor ihm und mit ihm unser Leben Revue passieren lassen. In der Bibel heißt das der Tag des Gerichtes. Ich will ihn bezeichnen als den Tag der Offenbarung, an dem wir Gott unverhüllt schauen. An diesem Tag wird uns klar vor Augen sein, was wir im Leben gut gemacht haben und worin wir aber auch versagt haben.

„Richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

Wir brauchen keine Zahlenspielchen zu machen und zu philosophieren, wann dies alles geschehen wird. Das alles ist müßig. Wichtig ist, dass es geschehen wird, dass Gott die Welt zur Vollendung führen und von uns Rechenschaft verlangen wird.

Es ist dies jedoch nicht der Tag der eiskalten Abrechnung, vor dem wir zittern müssten. Gott ist nicht der seelenlose Richter, dem es darum geht, gut und bös gegeneinander aufzurechnen und drastische Strafen zu verhängen. Nein, Gott ist der Richter mit einer eigenen Gerechtigkeit. Er hat seinen Sohn am Kreuz hingegeben, um zu zeigen, wie er Gericht versteht: Im „Lieben bis es weh tut“, um Mutter Teresa von Kalkutta zu zitieren.

In diesem Gericht, in der Begegnung mit dem lebendigen und liebenden Gott wird uns die Befreiung geschenkt. „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter!“ Schaut nach vorne, so möchte ich sagen und macht etwas aus eurem Leben - im Vertrauen auf den lebendigen Gott!

Wir beginnen an diesem Sonntag den Advent, ein neues Kirchenjahr. Können wir nicht in den kommenden Wochen bis zum Weihnachtsfest mal ganz bewusst die Wege gehen, die Jesus uns vorausgegangen ist?

  • Gibt es in Ihrer Nachbarschaft einen Menschen, der arm ist und Hilfe braucht?
  • Wohnt vielleicht unweit von uns einer oder eine, die traurig ist?
  • Wäre es vielleicht mal in meiner Familie nötig oder mit einem anderen Menschen, sich mal auszusprechen und Missverständnisse oder Ärger aus der Welt zu schaffen?

Das sind nur ein paar Beispiele, wie die Seligpreisungen Jesu in unserem ganz Alltag realsiert werden können. Der Advent kann ganz konkret werden und so werden wir Menschen des Advent, wachsam für die Zeit und die Menschen, bereit als Christen zu handeln.

Lenke unsere Schritte, so möchte ich zum Beginn des Advent Jesus bitten!

  • Lenke unsere Schritte, dass wir hin zu den Menschen gehen, die uns brauchen!
  • Lenke unsere Schritte, dass wir einen guten Weg, einen geisterfüllten Weg in das neue Kirchenjahr gehen!
  • Lenke unsere Schritte, dass wir Christen sind, Menschen, die die Welt von heute braucht.

Wir gehen mit Mut und Entschiedenheit in die Zukunft. Es ist die Zukunft, die eine gute, eine von Gott gesegnete sein soll. Jesus sagt, dass uns dazu die Erlösung verheißen ist. Amen.

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