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„The greatest of all time“ - Der Größte aller Zeiten. „The legend“ - Die Legende. Diese Worte springen dem Betrachter ins Auge, der im Internet die Homepage von Muhammad Ali, alias Cassius Clay, öffnet.

Er gehörte zu den bedeutendsten Schwergewichtsboxern des vergangenen Jahrhunderts. Seine Boxkämpfe zogen Millionen von Menschen in der ganzen Welt oft zu nachtschlafender Zeit vor die Fernseher. Der „Rumble in the Jungle“ gegen George Foreman in Kinshasa / Zaire und die Kämpfe „Fight of the Century“ im New Yorker Madison Square Garden und „Thrilla in Manila“ gegen Joe Frazier gelten auch heute noch als Klassiker unter den Schwergewichtskämpfen.

Was man Muhammad Ali ganz sicher nicht absprechen kann, war ein ungeheures Selbstbewusstsein. Oft genug bekam er deshalb den Beinamen „Das Großmaul“. Ob man wollte oder nicht, Muhammad Ali war in den 60-er und 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Sportler, der mit seinen Erfolgen, aber auch mit seinem großen Mundwerk auf sich aufmerksam machte.

Ganz anders das, was der Apostel Petrus in seinem 1. Brief schreibt. „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt,die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen.“ (1 Petr 3,15). Adressaten sind die „Auserwählten“, wie sie genannt werden, die Christen „in der Zerstreuung“, die in Kleinasien, dem Gebiet der heutigen Türkei leben. Ziel des Briefes ist es, den Glauben der Adressaten inmitten der Prüfungen, die über sie hereinbrechen, zu stärken.

Petrus fordert sie auf, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die sie erfüllt. Sie sollen jedoch nicht großsprecherisch, sondern „bescheiden und ehrfürchtig“ antworten. Denn, so schreibt der Apostel, ein reines Gewissen braucht keine großen Worte.

Ein Satz, der mich nachdenklich werden lässt.

Sie wissen: Auch unsere Zeit kennt so manchen Großsprecher - einer davon ist zur Zeit als Präsident auf seiner ersten Auslandsreise und man kann gespannt sein, wie diese enden wird. Ob jedoch die Großsprecher der Welt die Sehnsucht der Menschen nach Hoffnung und Sinn im Leben erfüllen können, das mag nicht nur nicht dahin gestellt sein. Nein, das ist ganz sicher nicht der Fall.

Die heutige Zeit und die Menschen von heute brauchen niemand, der das große Wort führt. Vielmehr werden Menschen gebraucht, an denen man ablesen kann, wie es geht zu leben, Menschen, die überzeugen, Menschen, die prägen.  Solche Menschen braucht unsere Zeit.

Frage an uns:

  • Sind wir Christen von heute solche Menschen?
  • Leben wir so, dass andere überhaupt erst auf die Idee kommen, uns nach der Hoffnung zu fragen, die uns erfüllt?
  • Lässt sich diese Hoffnung dann tatsächlich auch von unseren Gesichtern ablesen?

Sind wir ehrlich, wir haben tatsächlich viel zu erzählen, denn wir sind reich beschenkt mit Gaben, die uns Mut und Hoffnung geben. Es ist der Heilige Geist mit seinen Gaben, den Jesus seinen Jüngern, seiner Kirche, also auch uns verheißen hat. Wir haben es eben im Evangelium gehört: „Ich werde den Vater bitten und er soll euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit....“

Was heißt denn das? Christus schenkt uns seinen Heiligen Geist, den Geist Gottes. Für mich ein Geschenk, das nicht hoch genug einzuschätzen ist. Was will denn Gott, nach was trachtet Gott, was ist dieser Geist Gottes?

Wenn ich die Heilige Schrift betrachte, dann fallen mir auf den ersten Seiten die Worte aus dem Schöpfungsbericht ins Auge: „Gott sprach: Es werde....“ (Gen 1).

  • Da ist die Rede vom schöpferischen Geist Gottes, der über der Urflut schwebte, aus der Gott Himmel und Erde erschaffen hat. (Gen 1,2)
  • Da können wir vom Geist lesen, der dem Menschen, der „aus Erde vom Ackerboden“ geformt ist, Leben einhaucht. (Gen 2,7)

Gott will Leben, Gott sagt ja zum Leben. Gott sagt ja zu dir und mir. Dieses Ja ist gesprochen in seinem Geist. Deshalb gibt sich Gott selbst auch den wunderbaren Namen: „Ich bin der Ich-bin-da“. (Gen 3,14)

Jesus selbst ist erfüllt mit dem Heiligen Geist, er hat diesen seinen Geist ausgehaucht, hat ihn am Pfingsttag seinen Jüngern eingehaucht, hat uns, seiner Kirche, seinen Geist geschenkt, damit wir in seiner Kraft handeln und Gutes tun.

Sich diesem Geist zu öffnen, bedeutet sich dem Leben zu öffnen. Wie geht das?

Für mich sind dabei Tagesbeginn und Tagesende wichtig. Das wissen Sie.

  • Schon zum Beginn des Tages, beim Aufwachen, kann ich mit einem schönen Kreuzzeichen mich und den Tag segnen. Ich stelle alle Menschen, denen ich am neuen Tag begegne, unter den Segen Gottes. Ich vertraue meine Arbeit Gott an, alles, was an diesem neuen Tag auf mich zukommen mag: Freude und Leid, es soll mit Gott verbunden sein.
  • Ebenso am Ende des Tages. In einem kurzen Rückblick darf ich mir den Tag noch einmal vor Augen halten: Worüber habe ich mich gefreut, wofür bin ich dankbar, was ist mir gelungen? Wenn ich dann ehrlich bin, darf ich jeden Tag ein wenig vom Wirken des Geistes erfahren. An manchem Tag ist er mehr zu spüren als Geist der Freude, an anderen wieder eher als Geist des Trostes.

Wie auch immer: Sich dem Geist öffnen, bedeutet sich dem Leben zu öffnen! Das geschieht mit einem bewussten Beginn und mit einem dankenden Abschluss des Tages. Dieser Geist Gottes beeinflusst unser Leben, er prägt unser Verhalten.

Vielleicht haben Sie ja selbst Menschen vor Augen, von denen sie sagen: Der oder die hat mich geprägt, von dem oder von der konnte ich mir manches abschauen. Das werden ganz gewiss nicht große Wortführer sein, sondern eher Menschen, die uns in aller Bescheidenheit und Ehrlichkeit fasziniert haben mit einem überzeugenden Lebensstil.

Es gibt sie schließlich, diese Geist-erfüllten Menschen, es gibt sie, die Männer und Frauen, die Hoffnung ausstrahlen, die anziehend wirken auf andere, denen es manchmal an Hoffnung und Lebensmut fehlt.

Wir haben kürzlich von den bevorstehenden Wallfahrten und Prozessionen gesprochen. Gemeinsam sind wir dabei unterwegs - unterwegs mit unserer ganz persönlichen Hoffnung, die uns aufbrechen lässt zum Wallfahrtsort, die uns antreibt, unsere Anliegen mit auf dem Weg zu nehmen, die uns lehrt, „mit den Füßen zu beten und mit dem Herzen zu singen“ (Gabriele Hoffmann).

Ja, Menschen, die Hoffnung haben, Menschen, die aus dem Geist Gottes leben, Menschen, die in diesem Geist gemeinsam unterwegs sind, solche Menschen braucht die Welt. Solche Menschen sind für mich die Größten, auch wenn sie vielleicht in der Öffentlichkeit gar nicht so sehr beachtet werden.

Die Großsprecher der Welt, die oft selbst ernannten Größten, verblassen vor der wahren Größe derer, die Hoffnung ausstrahlen, die anderen Hoffnung schenken können. Diese sind es, die Gottes Geist erfüllt, die uns dankbar werden lassen.

Amen.

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