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Der Dalai Lama im Interview mit Journalist Franz Alt über die Entwicklung innerer Werte, eine weltweite Ethik, von Trump bis zur Flüchtlingsfrage - Woran der Dalai Lama in Zeiten des Neo-Nationalismus glaubt!  vergrößern

In den USA regiert Präsident Trump nach dem Motto „America first“ und „Make America great again“. Ist dieses Motto in den Zeiten der Globalisierung noch zeitgemäß?

Dalai Lama: Wenn der Präsident sagt “America first”, macht er seine Wähler glücklich. Das kann ich verstehen. Aber aus globaler Sicht ist diese Aussage nicht relevant. In der globalen Welt hängt heute alles mit allem zusammen. Amerikas Zukunft hängt auch von Europa ab und Europas Zukunft auch von den asiatischen Ländern. Die neue Realität ist, dass alles mit allem verbunden ist. Die USA sind die führende Nation der freien Welt. Deshalb sollte der US-Präsident mehr nachdenken über das, was für die ganze Welt relevant ist.

Müsste ein zeitgemäßes Motto nicht eher heißen: „Make the planet great again“?

Dalai Lama: Sicher! Die USA sind noch immer sehr mächtig. Das Motto der Vorfahren der heutigen Amerikaner war Demokratie, Frieden und Freiheit. Die totalitären Regime haben keine Zukunft. Die USA sollte sich als Führungsmacht eng mit Europa verbünden. Ich bin ein Bewunderer der Europäischen Union. Sie ist ein großes und vorbildliches Friedensprojekt. Der Präsident der USA braucht eine Vision. Leider hat Donald Trump den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen verkündet. Dafür hat er sicher seine Gründe. Aber ich unterstütze diese Gründe nicht.

Trumps Politik und seine Kriegsrhetorik führen zu einer Spaltung in den USA und in der Welt: Einer Spaltung zwischen schwarz und weiß, zwischen Amerikanern und Ausländern, zwischen Demokraten und Republikanern, zwischen arm und reich. Können die Religionen helfen, diese Spaltung zu überwinden?

Dalai Lama: Ja, in einem gewissen Grad. Aber grundsätzlich sollten religiöse und nichtreligiöse Menschen heute zusammen arbeiten. Die Religion allein schafft es nicht, diese Spaltungen zu überwinden. Mein favorisiertes Konzept ist die Herzensbildung und die Herzenserziehung – das was ich in unserem gemeinsamen Buch „die säkulare Ethik jenseits aller Religionen” nenne. Damit meine ich: Die Einheit der Menscheit und globales Denken über die Zukunft der Welt.

Bei der Klimaerhitzung oder bei der globalen Wirtschaft gibt es keine nationalen Grenzen. Auch keine religiösen Grenzen. Jetzt ist die Zeit gekommen, zu verstehen, dass wir EINE Menschheit auf EINEM Planeten sind. Ob wir es wollen oder nicht: Wir müssen miteinander leben. Geschwisterlich zusammenleben ist der einzige Weg zu Frieden, Mitgefühl, Achtsamkeit und mehr Gerechtigkeit. Wenn wir voller Hass, Angst und Zweifel sind, bleibt die Tür zu unserem Herzen verschlossen und jeder kommt uns verdächtig vor.

Das Traurige ist, dass wir dann den Eindruck bekommen, andere wären genau so misstrauisch uns gegenüber. So wird die Distanz zwischen uns selbst und den Anderen immer größer. Dies Spirale fördert Einsamkeit und Frustration. Wenn wir aber friedlich zusammen leben, arbeiten sogar unsere Körperzellen besser. Ein aggressives Gemüt bringt auch unseren Körper ins Ungleichgewicht.

In Unfrieden mit sich und anderen leben, ist nicht intelligent und nicht gesund. Über die Entwicklung unserer inneren Werte besteht aber auch immer die Möglichkeit, dass wir glückliche Menschen werden, eine glückliche Familie haben und in einer glücklichen Gesellschaft leben.

Dalai Lama: „Niemand verlässt freiwillig für immer seine Heimat“

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