header

Die vier Evangelisten - Matthäus, Markus, Lukas und Johannes - haben es nach der Auferstehung Jesu unternommen, sein Leben festzuhalten und somit den jungen Gemeinden, die sich gründeten, eine Anleitung zu geben, das Leben Jesu weiter zu erzählen.

Sie schreiben alle nach dem Jahr 70, in dem die Stadt Jerusalem durch den römischen Feldherrn Titus erobert worden war und in Folge dessen der Tempel zerstört worden ist. Bis heute ist davon nur die Westmauer erhalten geblieben, sie ist bekannt unter dem Namen „ Klagemauer“.

Wenn ich das heutige Evangelium lese, dann frage ich mich, wie die Menschen in den Gemeinden des Matthäus die Worte Jesu gehört und aufgenommen haben. Dreimal heißt es da: „Fürchtet euch nicht!“ Fast als wollte Jesus seinen Jüngern einschärfen, dass sie sich nicht durch die Schrecken, die sie durchmachen müssen, entmutigen lassen.

Ja, sie sollen daran denken, dass es mehr gibt als das irdische Leben. Dieses kann ihnen - sogar mit Gewalt - genommen werden. Doch sie sollen vielmehr darauf achten, dass nicht der, der die Macht dazu hat, ihre Seele in die Hölle stürzen kann, ihnen etwas anhaben wird.

Für mich heißt das:

  • Haltet euch fest an Gott!
  • Haltet euch fest an eurem himmlischen Vater!

Jesus sagt: „Er sorgt sich um die Spatzen, wie sollte er sich nicht um die Menschen sorgen! Haltet euch fest an Gott, an eurem himmlischen Vater!“

Fürchtet euch nicht! Vielleicht müssen wir dieses Wort mal ganz nah an uns heran kommen lassen. Leben wir nicht auch in einer ganz unsicheren Zeit? Die unerträglichen Attentate, die uns in Europa verunsichern; die Tragödien, wie der Brand im Londoner Grenfell Tower oder die Waldbrände in Portugal; die Hungerkatastrophe in Ostafrika und … und … und: Ihnen fallen genauso viele Ereignisse ein, wie mir, die Angst machen können.

Fürchtet euch nicht!

Was will Jesus seinen Jüngern, seiner Kirche sagen? Schließlich ist er kein weltfremder Spinner, der die Nöte der Menschen und der Geschichte ausblenden würde. Er hat ganz genau gewusst, wo den Menschen der Schuh drückt:

  • Die öffentlich abgestempelten „Sünder“ hat er nicht auch noch mit Spott und Häme überzogen.
  • Die Kranken, wie z.B. die Aussätzigen, die aus der Gemeinschaft aussortiert worden sind, die hat er berührt, geheilt und sie wieder in ihre Dörfer und Familien zurück geführt.
  • Die Kinder, die in der Öffentlichkeit nicht beachtet worden sind, hat er als Vorbilder genommen, an denen man ablesen soll, wie man in den Himmel kommen kann.

Ja, Jesus wusste genau, wo den Menschen der Schuh drückt, er war kein weltfremder Schwärmer, sondern ein lebensnaher Freund - gerade der Armen. Und gerade im Vertrauen auf den Vater im Himmel sieht er seinen Weg. Dies gilt auch uns heute.

In all den Problemen, mit denen wir uns in der heutigen Zeit auseinander setzen müssen, mit all dem, was uns heute auch Angst machen kann, gilt der Verweis auf Gott. Eine, die es mit einfachen Worten auf den Punkt gebracht hat, war die große Heilige Teresa von Avila. Sie sagt: „Nichts soll dich beunruhigen; nichts ängstige dich. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt."

Auch das Jahrhundert, in dem Teresa lebte, das 16. Jahrhundert, war ganz gewiss kein goldenes Zeitalter. Allein in Europa kämpften die Herrschenden in 31 Kriegen um ihre Vorherrschaft. Viele kleine Fürstentümer mussten die andauernden politischen Veränderungen hinnehmen. Die Gesellschaftsstruktur zwischen Adel und Bürgertum änderte sich allmählich und Hoheitsrechte, sowie Feudalismus wurden durch Geldmangel geschwächt. Die ländliche Bevölkerung litt Not durch Frondienste und Abgaben.

Auch in der Kirche belasteten gravierende Missstände die Menschen, so dass es im Jahre 1517 zur Reformation durch Martin Luther kam. In Folge davon spaltete sich die abendländische Kirche in verschiedene Konfessionen auf.

In dieser Zeit predigt die große Heilige Teresa: „Nichts soll dich beunruhigen; nichts ängstige dich. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt."

Dieses Vertrauen auf Gott möchte ich vergleichen mit einem Pendel. An einem Punkt aufgehängt, kann sich das Pendel überall hin bewegen. Wir brauchen dieses Pendel, das uns hält.

Wir - ich spreche uns an - wir suchen heute unseren Halt in Gott und versuchen, Kirche und Gesellschaft - so gut wir können - zu prägen. Wir sind keine Trumps, Obamas oder Putins. Unser Einfluss in der Welt ist nicht zu vergleichen mit dem von Angela Merkel oder Emanuel Macron. Jedoch tragen wir alle Verantwortung auf irgendeine Art und Weise - in Familie, im Beruf, in Vereinen, in Freundeskreisen. Wir entscheiden, was wir kaufen, wen wir wählen, wofür wir Geld und Zeit ausgeben. Und damit tragen wir dazu bei, ob Menschlichkeit regiert oder ob nur noch das Lustprinzip herrscht nach dem Motto - „Me First = ich zuerst“ - und nach mir die Sintflut.

Dafür höre ich gerne auf Jesus: Fürchtet euch nicht! Packt euer Leben an - so gut es euch möglich ist - und gestaltet eure kleine, damit aber auch die große Welt!

Komm, lass uns zusammen ein Stück diesen Weg unseres Lebens gehen. Gott geht mit uns. Fürchtet euch nicht!

Amen.

­