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Realität und Verheißung. Davon erzählt das heutige Evangelium. (1) Es ist doch Realität: Dort wo Menschen sind, da menschelt es, wie man so treffend sagt. Wo Menschen zusammen kommen, da gibt es verschiedene Meinungen, da gibt es Auseinandersetzungen, da kann es zum Streit kommen.

Das weiß auch Jesus. Und er wendet es an auf seine Jüngergemeinde. Ja, er gibt regelrecht Anweisungen, wie man damit umgehen soll, wenn der Bruder - oder die Schwester, so möchte ich ergänzen - sündigt. Das heißt, wenn man mit dem nicht einverstanden sein kann, was der andere tut.

Zunächst soll das Gespräch unter vier Augen gesucht werden. Wenn das nichts nutzt, dann sollen Zeugen hinzu gezogen werden, später sogar die ganze Öffentlichkeit der Gemeinde. Und wenn all das zu nichts führt, dann nimmt man Abstand von dem, der sich verfehlt. So Jesus.

Das sind ganz konkrete Handlungsanweisungen. Für mich liegt darin ein gewaltiger Spielraum. Der Andere wird nicht von vorneherein abgestempelt oder gar niedergemacht. Jesus fordert Geduld, er fordert das Gespräch miteinander.  Dabei weiß er um die Realität einer Gemeinde, er weiß, dass es ganz schön schwer sein kann, zueinander zu finden. Er kann aber auch sehr konsequent dann einen Strich ziehen, wenn sich der Gefragte nicht einsichtig zeigen will.

(2) Das ist Realität, wie wir sie alle kennen. Und nun das Zweite, was uns das Evangelium sagt: An diese Realität knüpft Jesus seine Verheißung:

Er hebt hervor: Auch wenn eine christliche Gemeinde nicht vollkommen ist - keine menschliche Gemeinschaft wird jemals vollkommen sein! - also: auch wenn eine christliche Gemeinde nicht vollkommen ist, so hat ihr Handeln doch Konsequenzen, die bis zum Himmel reichen.

„Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein. … Und wo zwei oder drei sich in meinem Namen versammeln, da werde ich mitten dabei sein.“ So versichert es Jesus.

Ja, eine christliche Gemeinde baut die Beziehung zum Himmel auf. Das ist die große Verheißung, ich möchte sogar sagen, eine wunderbare Verheißung: Wir als christliche Gemeinde bauen eine Brücke zum Himmel. Was wir tun und lassen, das nimmt der Himmel ernst. Was uns wichtig und unwichtig ist, das reicht bis in den Himmel hinauf.

Ich weiß nicht, ob uns überhaupt bewusst ist, was das wirklich bedeutet: Was wir tun, was wir verantworten, meinetwegen auch was wir verbocken, steht in Verbindung zu Gott. Wir sind als Gemeinde, wie auch als Einzelne, nicht von Gott vergessen, sondern wir leben durch ihn und mit ihm und in ihm. Sie wissen es, so beten wir nach der Wandlung zum Ende des Hochgebetes.

Das ist die beste Verheißung, die wir überhaupt wahrnehmen dürfen: In all der Menschlichkeit unserer Gemeinde, unserer Pfarrei, in all den Unzulänglichkeiten unserer Familien und jedes Einzelnen ist Gott uns nahe. Unser irdisches Leben hat eine Bedeutung in den Himmel hinein!

Deshalb ist Christus da auch anwesend, wo sich Menschen in seinem Namen versammeln. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen. Das ist eine wunderbare Verheißung, die zugleich Vorgabe zum Handeln ist. Gott will erfahrbar werden, wo Menschen  in seinem Namen zusammenkommen.

Wir haben deshalb als Pfarrei einen missionarischen Auftrag: Gott in die Welt zu tragen, den Menschen, die meinetwegen mit uns in unserer Stadt leben, eine Ahnung von Gott zu geben. Ich habe dazu in Youtube ein wunderbares Wort von Papst Franziskus gefunden. Er sagt:

"Lasst uns für die Pfarreien beten, dass sie nicht einfach Büros sind, sondern dass sie von einem missionarischen Geist beseelt sind. Mögen sie Orte sein, in denen über den Glauben gesprochen und Nächstenliebe erlebt wird."

Arbeiten wir miteinander daran, dass wir als christliche Gemeinde Menschen erreichen und berühren, dass sie durch uns Christus kennenlernen, ihn lieben und mit ihm leben.

Hinter uns steht dabei die Realität, dass wir nicht abgehoben leben, sondern ganz sicher mit allen Unzulänglichkeiten zu kämpfen haben, die unser Leben ausmachen. Zugleich gilt uns die Verheißung, dass Christus mit uns ist. Das ist die Hoffnung, auf die wir bauen dürfen.

Möge Gott uns segnen!

Amen.

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