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Komm, lass uns zusammen ein Stück gehen. – Zug abgefahren! Gelegenheit verpasst! Aus und vorbei!

 

  • Wer hat nicht schon einmal dem Zug oder dem Bus hinterher schauen müssen, weil er zu spät zum Bahnhof gekommen ist?
  • Wer hat sich nicht schon mal grün und blau geärgert, weil er zu spät reagiert hat und etwas, worauf er sich sehr gefreut hatte, verpasst hat?
  • Wer musste nicht schon mal resigniert feststellen, dass es aus und vorbei ist - wenn z.B. der Lehrer die Mathe-Schulaufgabe einsammelt und der Schüler mit einer Aufgabe noch nicht fertig geworden ist.

Zug abgefahren! Gelegenheit verpasst! Aus und vorbei!

Wir kennen das. Wir kennen aber auch das Gegenteil:

  • Den Zug im letzten Moment noch erwischt!
  • Gerade rechtzeitig noch gekommen!
  • Im richtigen Augenblick am rechten Ort!

So geschehen bei Simon und Andreas und bei den Söhnen des Zebedäus, bei Jakobus und Johannes:

Gerade in dem Augenblick, als Jesus an den See von Genezareth kommt, waren sie in ihren Booten beschäftigt. Die einen warfen schon ihre Netze aus, die anderen waren noch am Vorbereiten. Jesus spricht sie an und fordert sie auf, ihm zu folgen. Und es heißt im Evangelium, dass sie alles liegen und stehen lassen, ja: Jakobus und Johannes lassen sogar ihren Vater im Boot zurück und folgen Jesus.

Simon, dem Jesus später den Namen Petrus gibt, Andreas, Jakobus und Johannes sind die ersten, die sich Jesus anschließen. Sie werden Zeugen von Anfang an, hören seine Predigten in den Synagogen und erleben, wie er im Volk alle Krankheiten und Leiden heilt.

Es war kein Bruch, den sie mit ihren Familien vollzogen haben. Die Heilige Schrift berichtet, wie sie mit Jesus immer wieder mal nach Hause gekommen sind. So erzählt uns z.B. der Evangelist Markus, wie Jesus im Haus des Simon dessen kranke Schwiegermutter heilt. Das Johannesevangelium berichtet, wie die Apostel nach der Auferstehung wieder ihrer gewohnten Arbeit in ihrer gewohnten Umgebung nachgegangen sind.

Was aber in diesem Augenblick geschehen ist, das ist die Tatsache, dass die Fischer vom See Genezareth die Chance ihres Lebens genutzt haben, den rechten Augenblick erkannt haben und so zu Jüngern Jesu wurden.

Hier soll es nun um uns gehen.

Wohl für die wenigsten von uns wird es ein so einschneidendes Erlebnis gewesen sein, Christ zu werden, wie es für die Fischer am See Genezareth war. Die meisten von uns sind ohne großen Brüche in die Gemeinschaft der Kirche hinein gewachsen: Wir wurden als Babys getauft und haben in der Regel die „normale“ Sozialisierung der Kirche durchlaufen: Erstkommunion, Firmung, Ehesakrament - oder wie ich: Priesterweihe.

Da war und ist vielleicht wenig zu spüren von einem großen Umkehrerlebnis wie es die Apostel hatten oder auch manche große Heilige. Für viele von uns ist Christentum etwas alltägliches. Es gehört von Kindheit an dazu, dass wir beten, in die Kirche gehen und die Sakramente empfangen.

Für viele getaufte Christen scheint das Christentum heute eher sogar Konvention zu sein:  Es gehört halt dazu, dass das Kind zur Kommunion geht, es soll gefirmt werden und kirchlich heiraten. Es kommt mir vor, dass dahinter die Haltung steckt, dass nur ja alles gemacht ist, was kirchlicherseits möglich ist - ähnlich wie bei den Schwimmprüfungen mit „Seepferdchen“, „Seehund Trixi“, und wie sie alle heißen mögen. Was man hat, hat man! Was sein muss, muss sein!

Aber, so soll es wahrlich nicht sein! Christentum als Konvention; katholisch sein, weil man es halt ist? Das kann es doch nicht sein und das darf es auch nicht sein!

Christsein ist schließlich Beziehung. Ich lebe in Beziehung zu einer lebendigen Person, zu Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist. Die Jünger Jesu haben es uns vorgemacht.

Für mich bedeutet das nicht unbedingt, dass nun jeder alles liegen und stehen lassen muss, um als Prediger durch die Welt zu ziehen. Wir alle tragen Verantwortung für den Nächsten, den uns Gott geschenkt hat.

Aber: Die Relationen müssen stimmen.

  • Lebe ich in Beziehung mit Jesus Christus, als meinem Herrn?
  • Bin ich im Gespräch mit ihm über das, was ich tagtäglich tue und lasse?
  • Versuche ich, an meinem Platz und in meiner Verantwortung - egal ob ich Kind oder Erwachsener bin - dem Ruf Jesu gerecht zu werden, ihm als Jünger / Jüngerin zu folgen?

Es braucht dabei eigentlich keine großen Konzeptionen und Lebensveränderungen. Es braucht im Letzten die Bereitschaft, in Beziehung mit Jesus leben zu wollen.

„Kommt her, folgt mir nach!“ So hat er die Fischer vom See Genezareth gerufen.

  • Jesus soll uns nicht umsonst rufen!
  • Sein Ruf soll nicht auf taube Ohren stoßen!

Komm, lass uns zusammen ein Stück gehen. Nehmen wir die Einladung Jesu an zu einem Leben mit ihm. Er ruft uns in Freiheit und er schenkt uns seine Freundschaft und Wegbegleitung. Lassen wir uns darauf ein!

Amen.

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