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Zukunft Kirche – Im 3. Schuljahr zur Erstkommunion und in der Pubertät zur Firmung: So läuft es in Deutschland seit vielen Jahrzehnten. Katechese-Referent Jens Ehebrecht-Zumsande hält diese Praxis für überholt.

In Deutschland gehen katholische Kinder im 3. Schuljahr zur Erstkommunion und zwischen dem 13. und 15. Lebensjahr zur Firmung. Jens Ehebrecht-Zumsande ist Referent für Katechese im Erzbistum Hamburg und hält diese Praxis für nicht mehr zeitgemäß. Deshalb hat er ein Buch geschrieben, das Alternativen aufzeigen soll. Der Titel: "Generationenverbindende Kommunion-Katechese". Katholisch.de hat mit ihm über sein Buch und seine Ideen gesprochen.

Ausschnitte aus dem Interviews mit Jens Ehebrecht-Zumsande.
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www.katholisch.de

Frage: Was wollen Sie konkret ändern?

Ehebrecht-Zumsande: Mein Vorschlag: eine generationenverbindende Katechese. Der Ansatz ist, dass religiöses Lernen und religiöse Bildung nie abgeschlossen, sondern ein lebenslanger Prozess sind. Wir müssen Formen der Katechese entwickeln, die entlang der einzelnen Biographien Möglichkeiten bieten, den eigenen Glauben zu hinterfragen und zu vertiefen. Gerade bei der Eucharistie ist offensichtlich, dass ich als neunjähriges Kind die Mahlgemeinschaft ganz anders als ein 30-, 50- oder 80-Jähriger erfahre. Aber wo sind in unseren Gemeinden die Orte, an denen ich als erwachsener Mensch über mein Eucharistieverständnis nachdenken kann?

Frage: Schaffen wir das starre System der Jahrgangskatechese bei Kindern und Jugendlichen also einfach ab?

Ehebrecht-Zumsande: Das kann man wohl nicht von heute auf morgen. Aber wir müssen ernst nehmen, was wir in der Praxis bereits erleben. Nämlich, dass wir eine immer "unordentlichere" Katechese haben. Das System der Jahrgangskatechese franst bereits von alleine an allen Ecken und Enden aus. Aktuell bin ich ehrenamtlich in der Firmkatechese tätig. Da haben wir in einer Gruppe Jugendliche von 15 bis 20 Jahren. Meine These ist, dass das in den nächsten Jahren noch zunehmen wird, weil Biographien nicht mehr so ideal-katholisch sind, wie wir das gerne hätten. Wir können von den Menschen nicht verlangen, dass sie sich an unser Katechesesystem anpassen. Also müssen wir uns umstellen.

Frage: Ist es nicht das Gemeinschaftsgefühl oder – negativ formuliert – der soziale Druck, der Kinder in großen Teilen überhaupt noch in den Unterricht für die Erstkommunion oder Firmung treibt? Haben Sie keine Angst vor einem kompletten Einbruch der Zahlen?

Ehebrecht-Zumsande: Natürlich würden die Zahlen einbrechen. Darüber hinaus würde aber noch mehr geschehen: Wenn wir die Jahrgangskatechese aufgeben, bedeutet das in gewisser Weise einen Kontrollverlust über die Kinder und ihre Familien. Aber wir müssen uns von diesem Wunsch nach Kontrolle verabschieden. Wenn wir dabei bleiben, gaukeln wir uns lediglich etwas vor. Wir sollten eine größere Nähe zu den Menschen und ihrem Leben entwickeln. Vertrauen wir auf den Heiligen Geist und darauf, dass unsere Sakramente in sich so viel Kraft haben und Menschen auch immer danach fragen werden.

Frage: Wenn man Ihre These weiterdenkt, dann wird es künftig einen steigenden Anteil derer geben, die nicht auf die Eucharistie vorbereitet sind. Müssen Gemeinden dann noch stärker auf alternative Gottesdienstformen setzen?

Ehebrecht-Zumsande: Dafür würde ich auch dann plädieren, wenn Gemeinden bei der klassischen Erstkommunionkatechese bleiben. Wir betonen ja immer, dass die Eucharistie Quelle und Höhepunkt ist. Wenn ich das ernst nehme, kann ich nicht dauernd einen Höhepunkt feiern. Wir müssen den Menschen, die wenig Erfahrung mit der Kirche haben, verstärkt niederschwellige, liturgische Zugangsformen anbieten. Mit einer Eucharistiefeier sind sie häufig überfordert. Wir brauchen in der Liturgie und in der Katechese eine neue Sprache, eine neue Ästhetik und neue Orte für neue Zielgruppen.

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