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Das Schlimmste, was man über Christen sagen kann, ist die Kritik, sie seien weltfremd. Sie würden fern jeder Realität leben, ohne Bezug zum normalen Leben. Gewiss kann es Christen geben, auf die ein solch vernichtendes Urteil passen kann. Sie laufen aber pfeilgerade am Auftrag vorbei, den Jesus für seine Jünger gedacht hat.

Wir haben eben im Evangelium aus dem so genannten Hohepriesterlichen Gebet Jesu gehört. Er betet zu seinem Vater - für seine Jünger. Sein Auftrag war, den Namen Gottes den Menschen zu offenbaren. Diesen Auftrag sollen seine Jünger übernehmen, ganz besonders dann, wenn er in den Himmel aufgefahren ist, nicht mehr in der Welt ist. Dann sind sie, die Jünger, in der Welt.

Den Namen Gottes den Menschen offenbaren, für die Menschen in der Welt da zu sein. Das lese ich im heutigen Evangelium. Wie ist der Name Gottes? Im Buch Exodus, dem 2. Buch des Alten Testamentes, offenbart Gott seinem Propheten Mose seinen Namen. Er nennt sich „Jahwe“, der „Ich-bin-da“.

Mit diesem „Ich-bin-da“ leben wir Christen in der Welt, gehen wir hin zu den Menschen. Unsere Zeit, kein Mensch ist gottvergessen. Vielmehr ist Gott uns Menschen nahe, gibt uns Verstand und Willen, die Welt hin zu ihm zu führen.

Warum sonst arbeiten wir, gehen wir ins Büro oder in den Betrieb? Sicher nicht nur, um Geld zu verdienen. Wir arbeiten in der Verantwortung vor Gott und vor den Menschen. Wir stehen in der Verantwortung vor Gott und vor den Menschen. So sind wir in der Welt.

Natürlich ist das kein moralischer Zeigefinger gemäß der Aufforderung: Pass auf, dass du nur alles richtig machst! Oder: Lass dich nicht hängen, wozu hat dir Gott Talente gegeben. Nein, ich sehe uns in engem Austausch mit dem lebendigen Gott. Alles, was ich tue, soll ihm gehören. Alles, was mir gelingt, soll dem Menschen von Nutzen sein. Das bedeutet für mich, in der Welt zu sein.

Gott ist dabei kein Aufpasser oder ein Chef, noch weniger ein „Chefankläger“, nein Gott hat uns zur Freiheit befreit. Es ist der barmherzige Vater, der mich mit mir selbst barmherzig umgehen lässt. Es ist der gnädige Gott, der mich lehrt, mit mir selbst gnädig zu sein. Dieser Gott ist auch für mich der Ich-bin-da, an allen Tagen meines Lebens. Dieser Gott hat mir Freiheit geschenkt, die Freiheit der Kinder Gottes.

Und ein freies Kind Gottes kann nicht weltfremd sein. Mit offenen Augen sehen wir die Welt und die Menschen in der Welt.

Wir stellen uns dabei ganz klar zum Leben und verurteilen jegliche Form von Gewalt. Angesichts der terroristischen Anschläge der letzten Tage stellen wir ganz klar fest: Keiner hat das Recht, sich auf Gott zu berufen, wenn er andere Menschen ermordet. Handlanger des Teufels dürfen nie und nimmer behaupten, Gott auf ihrer Seite zu haben!

Wir sagen als Christen Ja zum Menschen, weil wir Ja zu Gott sagen. Wir sagen Ja zum Menschen, auch wenn er einem anderen Glauben angehören mag. Wir sagen Ja zu ihm, weil eben auch Gott Ja zu jedem einzelnen Menschen sagt.

Die Prozessionen und Wallfahrten dieser Tage zeigen uns: Wir schließen uns nicht in der Kirche ein, wir sind auf den Straßen des Lebens unterwegs. Wir gehen dorthin, wo Gott uns haben will: In die Welt!

Amen

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