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Sei Kundschafter! Sei aufmerksam! – Braucht da einer Nachhilfeunterricht? Jesus knöpft sich im heutigen Evangelium mal wieder die Pharisäer vor und erteilt ihnen eine Lektion in Bezug auf Demut. In ihrer Schriftauslegung waren sie vergleichsweise liberal, in der Gesetzestreue ihrer Lebensführung hingegen rigoros. So konnten sie auch ungeniert mit dem Finger auf die Zöllner zeigen.

Diese galten als Kollaborateure, für die verhasste Besatzungsmacht Rom hatten sie die Steuer eingetrieben und so das Land, das Gott Abraham und seinen Nachkommen geschenkt hat, schmählich verraten und verkauft. Kein Wunder, dass der Pharisäer aus dem heutigen Evangelium mehr als selbstgerecht betet: Gott sei Dank bin ich nicht so wie dieser Zöllner!

Und dennoch muss er sich von Jesus den Spiegel vorhalten lassen. Was will er denn?, so deute ich Jesu Worte. Meint er, dass er bei Gott gerecht ist, wenn er auf einen anderen Menschen herabschaut? Nichts davon, der Zöllner, der vielleicht sogar darunter leidet, mit den Besatzern zusammen arbeiten zu müssen, der sich demütig vor Gott klein macht, dieser Zöllner kehrt als Gerechter nach Hause. So lesen wir im Evangelium des Lukas.

  • Braucht da einer Nachhilfeunterricht?
  • Brauchen wir Nachhilfeunterricht?

Mir scheint, dass es Jesus um die Demut geht. Vor Gott braucht sich keiner aufzuspielen. Mehr Schein als Sein, das zieht bei Gott nicht, denn schließlich sieht er in die Herzen der Menschen.

Jesus lehrt deshalb: Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht. Das sind die Gesetze im Reiche Gottes: Am Kleinen, am Kind, daran gilt es Maß zu nehmen. Die Mächtigen stößt Gott vom Thron, so betet es schon die Gottesmutter Maria in ihrem Magnifikat.

In Demut unser Leben gestalten, das lese ich aus dem Evangelium. Wir dürfen dabei ruhig auch anerkennen, dass wir Sünder sind und angewiesen auf die Gnade Gottes.

Aber gerade dieses Wissen macht uns frei, demütig frei. Nicht mit unserem eigenen Können, nicht weil wir so gut und perfekt sind, punkten wir bei Gott. Nur mit unserem demütigen Bemühen, in aller unserer Schwäche das Gute zu tun, nur so werden wir – um das Wort Jesu zu gebrauchen - „gerecht“.

Und hier beginnt Weltmission. Wir haben eine Mission für die Welt. Und diese Mission ist unser Glaube:

  • Der Glaube an den barmherzigen Vater, der uns Menschen annimmt, nicht weil wir gut und perfekt sind, sondern, weil wir seine Kinder sind.
  • Der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, der unsere menschliche Natur angenommen hat, um zu zeigen, wie es geht, als Kind Gottes zu leben – eben in der Liebe zum Nächsten, ja sogar in der Liebe zum Feind.
  • Der Glauben an den Geist Gottes, der uns zum Guten anstiftet, der uns Mut macht und Kraft schenkt, für Frieden, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, sagen wir: Barmherzigkeit, einzutreten.

Diesen Glauben bieten wir der Welt an, unseren Gott bieten wir den Menschen an. Leben in der Gemeinschaft mit dem Gott Jesu, mit unserem Gott, bedeutet Freiheit der Kinder Gottes. Früher sind die Christen losgezogen, haben Krieg geführt für den christlichen Glauben – eigentlich vollkommen diametral zu dem, was Jesus vorgelebt hat. Heute gilt es, einladend zu sein, mit unserem Leben zu überzeugen, missionarisch in Wort und Tat zu sein.

In diesem Glauben treten wir in den Dialog mit allen Menschen und Religionen in der Welt. Wir laden die Muslime ein, uns kennenzulernen. Die Kirche sucht das Gespräch mit den Buddhisten, den Hindus, den Anhängern der Naturreligionen, ja selbst mit denen, die sich als Gottlose, als Atheisten bezeichnen.

Alle Menschen sollen und dürfen die Nagelprobe unseres Glaubens machen. Den christlichen Glauben, die Freiheit der Kinder Gottes, das haben wir den Menschen anzubieten – und zwar in aller Bescheidenheit und Demut. Wir brauchen nicht mit den Fingern auf andere Religionen zeigen und diese verurteilen. Jesus zeigt, wie es geht: Der Zöllner, der um seine Schwäche weiß, geht als Gerechter nach Hause.

Wir Christen, die einen wunderbaren Glauben haben, bleiben demütig, weil wir oft genug hinter dem zurück bleiben, was uns Jesus ermöglicht, nämlich als Gotteskinder in Freiheit, Freude und innerem Frieden die Menschen zu Gott zu führen. Es ist der Weg Christi, der uns aufgetragen ist.

Von daher ist das heutige Evangelium wohl auch für uns Christen Nachhilfeunterricht in Sachen Weltmission: Wir sehen die Milliarden von Menschen auf der Erde.

  • Jeder Mensch ersehnt wie jeder von uns Freiheit und Glück.
  • Wir sind uns bewusst, dass sich auch jeder Mensch fragt, was nach dem Leben kommt.
  • Und wir wissen, dass viele unter dem Unrecht und dem Bösen in der Welt leiden, eben wie wir alle.

Unsere Botschaft ist Jesus. Er, der Sohn Gottes, ist Mensch geworden, damit wir Menschen zu Gott finden. Sein Leben ist unser Weg, ein sicherer Weg zu Gott - für alle Menschen. Davon sind wir überzeugt. Nur werden wir versuchen, die Menschen durch ein glaubwürdiges Lebenszeugnis hin zu Jesus zu führen, so gut es uns eben möglich ist.

Und wenn Menschen zu anderen Glaubensüberzeugungen kommen, dann respektieren wir jedes redliche Bemühen, ja wir können sogar mithelfen, dass die christlichen Werte, die wir in unserem Glauben finden, in anderen Religionen gestärkt werden: Es sind für uns die Liebe zu Gott und zum Nächsten.

Es ist gut, aufmerksam zu sein, Kundschafter zu sein, den Gott des Lebens, Jesus, zu suchen und durch ein demütiges und ehrliches Leben zu verkünden. Gott möge uns dazu stärken!

Amen.

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