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Ich höre zu und rede gut über dich. – Wie haben die Leute wohl über den unehrlichen Verwalter gesprochen? Wenn sein Chef rausbekommen hat, wie er ihn noch einmal übers Ohr gehauen hat, weil er den Schuldnern ihre Schulden erlassen hat.... Da wird was los gewesen sein! Die Schuldner selber werden sich in Lob überboten haben. „Der ist keiner, der uns platt gemacht hat. Mit dem kann man reden, der hat ein Herz für uns.“ So oder ähnlich kann ich es mir vorstellen. Und Jesus, was sagt er?

Er lobt die Klugheit des unehrlichen Verwalters, nicht seine Gerissenheit oder dass er seinen Herrn noch einmal hintergangen hat. Er mahnt sogar, dass sich die Leute an dieser Klugheit ein Beispiel nehmen sollen. Dieser weiß, was die Stunde geschlagen hat und er handelt entsprechend.

Was würden wir sagen?

Vielleicht sind wir empört über das, was der Verwalter tut, bevor er von seinem Chef endgültig gefeuert wird. Ja, vielleicht regen wir uns sogar über Jesus auf und fragen uns, was das soll mit diesem Gleichnis.

Das heutige Evangelium steht unmittelbar nach dem Gleichnis vom barmherzigen Vater, der seinen verlorenen Sohn ohne Zögern und ohne Vorwürfe wieder aufgenommen hat. Vielleicht ist es eine Fortsetzung des Gedankens Jesu, dass Gott ein Herz für den Sünder hat und dass das endlich der Mensch kapieren und entsprechend handeln soll.

„Höre zu, mach dir Gedanken, was aus deinem Leben werden soll!“ So möchte ich die Aufforderung Jesu verstehen. „Nutze auch den Mammon – sagen wir: das Geld -, um in die ewigen Wohnungen zu kommen!“ Das heißt doch: „Denke daran, wo du hin willst und bemühe dich um das Reich Gottes!“ Dabei ist Jesus klar, dass sich niemand an den Mammon – den Besitz, das Geld – versklaven soll. Man kann nur einem Herren dienen, sagt Jesus. Wer sich an den Mammon versklavt, der kann Gott nicht dienen. Aber wer seinen Besitz verwendet, um in den Himmel zu kommen, den lobt Jesus.

Kein leichtes Evangelium, was uns heute zugemutet wird. Aber ein Evangelium, das nachdenklich macht und uns durchaus auch nachdenklich machen soll.

Wir betrachten heute anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit - das Wort „Ich höre zu und rede gut über dich.“ Wir dürfen es auf Jesus übertragen.

Hören wir doch genau hin, was er meint. Es ist die provokante Aufforderung, alles zu tun, um in den Himmel zu kommen. Es ist der etwas ungewöhnlich formulierte Appell, klug zu sein. Dann können wir auch gut über ihn reden, nämlich, dass er den Menschen, dass er uns bei der Verantwortung packen will. Gut so. Kirche, Christ sein ist nicht frommes Softie-Sein. Kirche, Christ sein, d.h. nach bestem Wissen und Gewissen Jesus nachzufolgen.

„Ich höre zu und rede gut über dich.“ Vielleicht dürfen wir das Wort aber auch auf alle Menschen übertragen. Zuhören und vor allem über den anderen gut reden. Das bedeutet, auf Zwischentöne zu achten und dem anderen zunächst einmal unterstellen, dass er es gut meint. Wie schnell wird das Verhalten eines anderen zum Gesprächsstoff für Tratscherei.

Früher wurde öfters gebeichtet: „Ich habe Wahres – nicht nur Unwahres – über andere ohne Grund weitergesagt.“ Damit war gemeint: Ich habe über andere geredet, ohne dass es eigentlich nötig gewesen wäre. Besser ist, anderen zuzuhören als andere zum Gesprächsthema zu machen. Und wenn es schon sein muss, über andere zu reden, dann geht es nicht darum, das Schlechte auszubreiten, sondern die guten Seiten des anderen hervor zu kehren.

Wie im Gleichnis vom unehrlichen Verwalter. Jesus lobt nicht seine Gerissenheit, nein. Er lobt ihn, weil er die Zeichen der Zeit erkannt hat und entsprechend handelt. Er nennt dieses Verhalten „klug“.

Wie viel Klugheit und wie viel Gutes können wir eigentlich am anderen entdecken und ihn deswegen rühmen?

Amen

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