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Beeindruckend, was Matthäus da schreibt: Da kommen Sterndeuter von weit her, suchen den neugeborenen König und finden das Kind im Stall. Die weit Gereisten sehen das Kind und seine Mutter, sie fallen ganz demütig nieder und huldigen dem Kind.

Ja, das Kind von Bethlehem ist die Hoffnung dieser Sterndeuter. Es ist unsere Hoffnung. Gut, wenn sich die Weisen der Welt vor ihm niederwerfen. Gut, wenn wir das tun.

Wie anders geht es den Straßenkindern in La Paz, Bolivien. 6200 Straßenkinder betreuen wir! So sagte mir mein Mitbruder Padre Josef Neuenhofer, der seit 1993 in La Paz arbeitet. Ich bin ihm kürzlich mal wieder bei einem Treffen meiner Priestergemeinschaft begegnet.

Als Pfarrer Neuenhofer im Jahr 1993 nach La Paz ging, um sich dort der Straßenkinder anzunehmen, fing er praktisch bei Null an. La Paz liegt auf knapp 4000 Metern Höhe im bolivianischen Hochland. Was er damals vorfand, war einzig ein sanierungsbedürftiges Gebäude, das spätere „Hogar Niñas Obrajes“.

Heute beschäftigt die „Fundacion Arco Iris“, das „Hilfswerk Regenbogen“, das Pfarrer Neuenhofer gegründet hat, rund 200 einheimische Lehrer, Erzieher, Psychologen, Handwerker, Köche,Hilfskräfte, Ärzte und viele andere mehr. Abgestimmt auf die Erfordernisse vor Ort und die Bedürfnisse der Straßenkinder sind dabei zahlreiche Projekte entstanden.

Ein paar Beispiele:

  • Mehr als 300 obdachlose Kinder, die Nacht für Nacht unter Brücken, in Hauseingängen oder auf Friedhöfen schlafen, bekommen im Speisesaal des „Casa de Paso“ jeden Tag ein warmes Mittagessen. Sie bekommen das Essen nicht geschenkt, sondern müssen einen Boliviano dafür bezahlen, das entspricht rund 10 Euro-Cent.
  • Das deckt selbst in Bolivien auch nicht annähernd die tatsächlichen Kosten für das Essen, doch es ist für das Selbstwertgefühl der Kinder ein großer Unterschied, ob sie das Essen als Almosen erhalten oder sich „erarbeitet“ haben.
  • Im „Casa de Paso“ können sich Kinder und Jugendliche warm duschen und ihre Wäsche waschen, es gibt ein Programm zur Alphabetisierung, es gibt pädagogische Betreuung und Computerausbildung. Wenn sie nicht rechnen, lesen und schreiben können, dann sind sie schon verloren, so mein Mitbruder Josef Neuenhofer.
  • In einem Werk- und Bastelraum kann jeder unter fachmännischer Anleitung seine Talente entdecken und kleine Handarbeiten herstellen.

Manche Kinder nutzen das „Casa de Paso“ für wenige Stunden oder Tage zur Erholung und gehen dann zurück auf die Straße, für andere ist es der Einstieg, um später in einem der anderen Projekte von „Arco Iris“ unterzukommen.

Die Stiftung unterhält ein eigenes Krankenhaus für Straßenkinder. Dieses hat eine Kapazität von 100 Betten und bietet sowohl ambulante als auch stationäre Behandlung, Notaufnahme, allgemeinmedizinische Untersuchungen, klinisches Labor, Röntgenuntersuchungen, Herzuntersuchungen und Computertomographie an.

Das Streetworker-Projekt „Calle“ richtet sich an Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen in La Paz auf der Straße (spanisch: Calle) leben, sei es als Waisenkinder, als Ausgestoßene oder als Flüchtlinge vor innerfamiliärer Gewalt.

Pfarrer Neuenhofer sagt: „Das sind Kinder, die keiner liebt.“ Sie haben keine Eltern, keine Geschwister, keine Verwandten. Es handelt sich um Kinder und Jugendliche, die unter Brücken, auf Friedhöfen oder an anderen Orten unter freiem Himmel hausen und durch Diebstahl oder Prostitution überleben.

- So hat er uns von einem 10-jährigen Mädchen erzählt, das sich für 5 Boliviano, also umgerechnet 50 Cent, als Prostituierte ihren Lebensunterhalt erkämpft. -

Damit diese Kinder wenigstens zeitweilig ihre oft aussichtslose Situation vergessen können, greifen viele von ihnen zu Drogen und Alkohol. „Sie werden nicht unbedingt Ministranten.“ So Josef Neuenhofer.

Täglich werden die Straßenkinder vom Team der Streetworker an ihren Aufenthaltsorten besucht und erhalten soziale sowie psychologische Hilfe. Allein 10 Psychologen kümmern sich um traumatisierte Kinder.

Im Übergangswohnheim Acogida finden bis zu 60 Straßenkinder ein zeitweiliges Zuhause und können ihre grundlegendsten Bedürfnisse befriedigen. Manchmal gelingt es Arco Iris, Familien oder Angehörige der Kinder ausfindig zu machen und Konflikte zu beseitigen, so dass eine Rückkehr der Kinder in ihre Familie möglich wird. Gelingt das nicht, so ist ein Übertritt in eines der Wohnheime der Fundacion Arco Iris möglich.

Pfarrer Neuenhofer lebt für seine Straßenkinder und ist immer wieder in Deutschland unterwegs, um Spenden für seine Stiftung, für die Straßenkinder in La Paz zu sammeln. Wir können durch unsere Sternsingeraktion dafür eine Beitrag leisten.

„Vergesst meine Straßenkinder nicht!“ So hat er mir und meinen Mitbrüdern kürzlich beim Abschied noch nachgerufen.

Ja, sie sollen nicht vergessen sein, die Kinder, die niemand liebt. Das Kind von Bethlehem macht uns aufmerksam auf seine lieben kleinen Brüder und Schwestern.

Jesus hat Liebe gefunden: Maria und Josef, die Hirten, wie auch die Weisen, die sich an der Krippe eingefunden haben. Sie haben ihm ihren Respekt bezeugt. Wenn wir Kindern dienen, dienen wir Jesus, machen wir ihm eine Freude.

So soll der Dreikönigstag für uns, aber auch für arme Kinder  zum Segen werden.

Amen.

(alle Informationen aus der Homepage des Vereins zur Förderung der Straßenkinder in Bolivien e.V. Rottweil) Mehr...

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