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„Solang du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du nirgendwo zu Haus‘, solange Leben bei dir nur in der Pause ist, kommst du aus dem Kreislauf nicht heraus.“ (Peter Horton) Vielleicht kennen Sie ja diesen Sänger und Chansonnier.

Ich freue mich an seinen Liedern und bin beeindruckt, wie er die Gitarre spielen kann. Peter Horton hat recht: Für wie viele Menschen findet das Leben oft nur in der Pause statt. Das heißt: Das Hamsterrad des Berufes treibt so manchen in den Burn-Out. Der Druck, den man sich selber macht, aber auch der Druck, dem man sich von anderen ausgesetzt sieht, lässt so manchen Menschen „außer sich“ sein, im wahrsten Sinne des Wortes.

„Lebe!“ Das gilt es vielleicht sich erst einmal selbst zuzurufen, meinetwegen auch sich selbst zuzuflüstern. Sich kennen, sich selbst annehmen, das ist oft gar nicht so einfach. Die  Gefahr ist zu groß, ein Abziehbild eines anderen werden zu wollen, der es vermeintlich besser kann, der besser aussieht, der galantere Umgangsformen hat …  Was alles kann uns doch das Leben verdrießen! Krankheit und Leid tun ein Übriges, uns Menschen das Leben schwer zu machen, seine Qualität zu rauben. Dennoch, jeder Mensch trägt in sich die Sehnsucht nach der Fülle des Lebens. Jeder Mensch will in sich das Leben spüren.

In sich selber zu Hause sein, das hat für mich ganz viel mit Gott zu tun. Er offenbart sich am Berg Sinai dem Mose als der „Ich bin, der ich bin“ (Ex 3,15). Er ist da und ich bin in ihm, so ist unser Glaube. Der heilige Augustinus schreibt in seiner treffenden Art: „Gott ist dir näher, als du dir selber nahe bist.“ (Bekenntnisse III, 6.11). Für mich heißt das: Er ist bei mir, ich bin bei ihm.

Von daher darf ich in mir sein liebendes Wort hören: „Lebe! - Sag Ja zu dir selbst, wie ich zu dir Ja sage!“ Es ist zugleich Aufgabe an jeden Christen, einander das Leben zu gönnen,  dem andern helfen zu leben. Da haben wir als Kirche sicher eine Vorreiterrolle, dem Leben zu dienen. Leider Gottes müssen wir aber auch bekennen, wie Christen, kirchliche Mitarbeiter zu oft dem Leben geschadet haben. Wie deprimierend sind dabei die Enthüllungen diverser Missbrauchsfälle, die oft jahrzehntelang verschwiegen worden sind. „Lebe!“ Ich sehe dahinter den Auftrag Christi. Er gilt.

Das bevorstehende Osterfest ist das Fest des Lebens. Der Tod findet seine Grenzen. Gott will das Leben. Jesus soll leben, wir sollen leben und das nicht nur in der Pause, sondern in der Fülle des Alltags.

Franz Kraft, Pfr.

Quelle: Pfarrbrief 2017_1 Lebe, Seite 4

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