Sei Kundschafter! Sei aufmerksam! – Jesus als „Brandstifter“? Es ist auf den ersten Blick eine mehr als ungewohnte Vorstellung. Jesus kennen wir als „lieben Heiland“. So ist er vielen Menschen begegnet. Aber als „Brandstifter“? So wollen wir ihn nicht sehen. Alles, nur das nicht! Was wir eben im Evangelium gelesen haben, das hört sich schockierend an:

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.“.  Oder: „ Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“

„Starker Tobak“: Das verlangt vielleicht eine Korrektur unseres Bildes von Jesus.

Es ist wirklich zu einfach, Jesus in eine Schublade zu stecken. Es war und ist auch heute noch eine Tatsache, dass Menschen wegen ihm in Streit geraten, dass es sogar in der Familie zu Zoff wegen ihm kommen kann.

Jesus fordert heraus.

Doch: Jesus hat kein „Strohfeuer“ entfacht.

Als Jesus aufgetreten ist, sind die Menschen von überall her zusammengeströmt. Sie haben intuitiv gespürt, dass da einer ganz anders auftritt und spricht als die Schriftgelehrten, deren Reden sie gewohnt sind. Über Jesus sagen die Menschen: „Er lehrt mit göttlicher Vollmacht.“ (Mt 7,29)

Doch Jesus hat kein Strohfeuer entfacht. Es mögen welche gekommen sein, die vielleicht eine große Show erwartet haben, doch Jesus hat Forderungen gestellt: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mk 8,34) Über all die Jahrhunderte des Christentums haben Menschen dieses Wort ernst genommen, haben sich von Jesus berühren lassen, haben den schwereren Weg gewählt. In ihnen brannte Jesu Feuer, es brennt bis zum heutigen Tag in Menschen, denen es ernst ist mit der Nachfolge Jesu.

Jesus hat ein Feuer angezündet. Das hat er auch gewollt. Und er hat schon damals einen „Flächenbrand“ entfacht. Jesus ist keine Null gewesen, die in der Geschichte untergegangen ist. Was mit ihm auf diese Erde gekommen ist, ist nicht verschwunden. Es ist bis heute noch sichtbar.

Jesus hat nicht „reinen Tisch“ gemacht.

Wer kommt, will auch ankommen. Er will seine Ziele erreichen. Widerstände sind dann ärgerlich und hinderlich. Sie müssen beseitigt werden, um einen erfolgreichen Weg zu gehen. Johannes, der Täufer, hat es bei seinem markigen Auftreten durchblicken lassen. Er war ein „Aufräumer“. Seine Worte waren „messerscharf“. Sie sollten an die Wurzel gehen, trennen und losreißen.

So forsch und so radikal ist Jesus nicht aufgetreten. Er hat sehr oft die „leisen Töne“ gewählt, wenn er mit den Menschen redete. Ihm sind keine „Ehrenpforten“ errichtet worden. Der Einzug in Jerusalem ist eine Ausnahme.

Ein glänzender Siegeslauf war Jesus nicht beschieden. Er wurde oft aufgehalten. Unglaube trat ihm entgegen. Falsche Ansichten oder Wünsche begegneten Jesus. Der Weg ans Kreuz war nicht das, was seine Jünger wollten. Als er davon sprach, sagten sie: „Nur das nicht!“

Jesus machte nicht alles „platt“. Die Macht dazu hatte er. Am Ende sah er aus wie ein Verlierer. SEIN Weg unterschied sich gewaltig von dem, was wir als einen gangbaren bezeichnen würden. Bei uns würde gern so mancher „reinen Tisch“ machen, aufräumen.

Jesus  entzündet Menschen.

Jesus hat oft seine Hände zum Heilen und Geben ausgestreckt. Nicht zum Draufschlagen, sondern zum Umarmen und Segnen hat er sie gebraucht. Sein Feuer war das Feuer der Liebe und wie viele Menschen haben sich davon entzünden lassen!

Ich denke an den Heiligen Pater Maksimilian Kolbe. Heute vor 75 Jahren ist er im Konzentrationslager von Auschwitz ermordet worden. Er war für einen Mithäftling, den Familienvater Franciscek Gajownicek freiwillig in den Hungerbunker gegangen. Nach 14 Tagen in diesem Bunker wurde er letztendlich mit einer Phenolspritze umgebracht.

Pater Maksimilian Kolbe war entzündet für Christus. Er hat sich selbst nicht geschont. Mit seinem Leben hat er das Leben seines Mithäftlings erkauft. Franciscek Gajownicek konnte selbst an der Heiligsprechung des polnischen Ordensmannes teilnehmen. Christus entzündet Menschen, lässt sie Dinge vollbringen, die eigentlich unvorstellbar sind.

Mich berührt es tief, wenn ich an P.Maksimilian denke. Es macht mir deutlich, dass es möglich ist, wie Jesus zu leben, ihm zu folgen. Und es macht mir weiterhin deutlich, dass Jesus in einem gewissen Sinn wirklich ein Brandstifter ist, der Menschen entzündet.

Und wir? Von wem und von was sind wir entzündet? Für wen oder für was brennt unser Herz?

Jesus entzünde uns!

(vgl. Pfr.i.R. Ernst Lebrecht)