Predigt am Pfingstsonntag im Jahreskreis B

23. Mai 2021

Evangelium: Joh 20,19-23

 

„Bemüht euch um den Heiligen Geist, dann tut, was ihr für richtig erachtet!“

Ich muss gestehen, dass ich als junger Pfarrer und damaliger Dekan des Dekanates Alzenau eigentlich sehr vorlaut war. Das war vor mehr als 20 Jahren. Ich war damals Mitglied der Dekanekonferenz und auch des Diözesanpastoralrates. Dabei habe ich den Abschluss des Prozesses „Wege suchen im Gespräch“ miterlebt. Unser damaliger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele hatte den Auftrag bekommen, eine kurze Zusammenfassung zu schreiben, um die Ergebnisse den Gemeinden vorzustellen.

Bischof Paul-Werner, den ich sehr geschätzt habe, war ein sehr gebildeter Mann und hat eine sehr sorgfältige Zusammenfassung von fast 10 Seiten geschrieben. Wir Dekane haben dann zu denken gegeben, dass das wohl etwas zu lang sei. Ich selbst - ein vorlauter junger Dekan – habe dem Bischof dann vorgeschlagen, er soll einfach zwei Sätze schreiben. Nämlich, wie eingangs genannt:

„Bemüht euch um den Heiligen Geist, dann tut, was ihr für richtig erachtet!“ „Das ist zu kurz!“ antwortete mir freundlich unser Bischof.

Auch wenn ich damals vielleicht etwas vorlaut war, ich stehe zu dem, was ich gesagt habe, und stelle es auch uns heute vor: „Bemüht euch um den Heiligen Geist, dann tut, was ihr für richtig erachtet!“ Das ist Pfingsten, das ist was wir heute brauchen.

Uns geht’s ja wirklich nicht anders als den Jüngerinnen nd Jünger Jesu nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Die waren unsicher, hatten Angst, wussten nicht, wie es weitergeht. Schauen wir auf die beiden Erzählungen von der Geistsendung, wie sie uns der Evangelist Johannes berichtet und Lukas in seiner Apostelgeschichte.

Johannes spricht von verschlossenen Türen, hinter die sich die Jüngerinnen und Jünger verschanzt hatten. In der Apostelgeschichte des Lukas heißt es, dass sie in einem Haus zusammen saßen.

Am Abend des Ostertages kommt Jesus zu ihnen. Die Türen sind verschlossen. An Pfingsten ist es ein Brausen, wie ein heftiger Sturm, der das ganze Haus erfüllt.

Was das sagen will: Gott dringt ein in ihre Mitte, er reißt sie heraus aus Angst und Lethargie. Es ist der Geist Gottes, den sie empfangen, Jesu Geist, in dem sie Menschen von ihren Sünden befreien dürfen. Kirche beginnt neu zu leben, das Durchatmen der verängstigten Frauen und Männer, die Jesus gefolgt waren, ermöglicht ihnen, den neuen Geist einzuatmen und mit frischem Wind auf die Menschen zuzugehen.

Wir stehen hier am Anfang der Geschichte der Kirche, die aus der Kraft und dem Geist Jesu lebt. Und diese Geschichte ist nicht zu Ende, wir sind heute Kirche – auch noch nach 2000 Jahren -, wir leben aus seinem Geist – auch wenn es manchmal so aussehen wollte, als ob die Kirche langsam ihren Geist aushauchen will, um in Frieden aus der Welt zu scheiden.

Wenn wir das glauben würden, dann würden wir Jesus verleugnen, dann wären wir Jammerlappen, die es nicht verdient hätten, Christen genannt zu werden. Nein, wir sollten ehrlich sein, uns auf unseren Ursprung besinnen und endlich mal wieder ordentlich daraus zu leben!

Und was ist unser Ursprung? Ich nehme dazu einfach das Wort aus dem Johannesevangelium auf, wenn Jesus seinen Jüngern sagt:

„Empfangt den Heiligen Geist!“ Und ich beziehe dieses Wort auf uns, die wir heute hier zusammen gekommen sind und die wir Pfingsten feiern.

„Empfangt den Heiligen Geist!“ - Macht was aus dem Geschenk des Geistes, verfallt nicht in Geist- und Mutlosigkeit! Entdeckt eure Talente und lasst sie fruchtbar werden füreinander, für unsere Gemeinde, für unsere Stadt, im Letzten für die ganze Welt!

Pfingsten feiern heißt dann für mich, die Chance feiern, die uns Gott mit seinem Geist schenkt:

  • Ich wünsche mir deshalb vom heutigen Pfingstfest neue Impulse für unsere Gemeinden, wenn wir wirklich dem Heiligen Geist vertrauen.
  • Ich wünsche mir Freude für uns alle, Christen zu sein.
  • Ich wünsche mir, dass wir aufhören zu jammern und zu lamentieren über das, was nervt und wie ein Klotz am Bein unser gelebtes Christentum behindert.
  • Ich wünsche mir, dass wir vielmehr hinhören auf den Geist Gottes, der sich uns erschließt in der Heiligen Schrift, aber auch in den Herzen und Sehnsüchten der Menschen.

Feiern wir das Pfingstfest, feiern wir unser Leben in der Kraft des Heiligen Geistes! Gottes Geist lebt in uns und durch uns. Vielleicht genügt tatsächlich was ich vor Jahren dem Bischof angetragen habe: Bemühen wir uns um den Heiligen Geist und tun wir das, was unserer Meinung nach das Richtige ist.

Das geht uns als Einzelne an, betrifft aber auch unsere Familien, unsere Gemeinde, ja die ganze Kirche. Was wir tun können, tun wir: Darauf – davon bin ich überzeugt – liegt der Segen Gottes. Amen.