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Predigt am 1. Advent im Jahreskreis B

29. November 2020

Evangelium: Mk 13,24-37

 

Mach's wie Gott, werde Mensch!

Weltuntergang oder Aufbruch? - Was springt beim heutigen Evangelium ins Auge?

Da ist die Rede davon, dass sich die Sonne verfinstert, der Mond nicht mehr scheint. Die Sterne fallen vom Himmel  und die Kräft des Himmels werden erschüttert. Weltuntergang! Nichts bleibt, wie es war, alles bricht zusammen.

Und doch: Der Menschensohn wird kommen und die von ihm Auserwählten zusammenführen. Keiner weiß, wann das sein wird, aber es wird sein. Deshalb ruft Jesus auf: Seid wachsam! Aufbruch!

Weltuntergang oder Aufbruch? Wohin will uns der Evangelist Markus führen?

Ich greife zurück auf die Überschrift, die er seinem Werk voranstellt: Da heißt es im 1. Kapitel, 1. Vers: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“ Es ist Evangelium, frohe Botschaft. Keine Drohbotschaft und noch weniger eine Sammlung von Geschichten über das Leben Jesu, die Angst machen will.

Dabei zählen Aufmerksamkeit und Wachsamkeit: Wer Jesus kennenlernt, wer um sein Handeln weiß und seine Botschaft kennt, der wird ein anderer Mensch, der wird hellwach. Es geht nicht, vor sich hinzudösen. Man kann auch nicht so tun, als ob einem das alles nichts anginge.

Gott wird Mensch, damit wir Menschen den Weg zu ihm finden - und zwar nicht durch stupides und hirnloses Befolgen von Geboten und Verboten, sondern indem wir eine Beziehung aufbauen, ja sagen zu einem Du im Himmel, zu einem, der mit uns ist, der Gott ist und Mensch, zu Jesus!

Der amerikanische Franziskaner Richard Rohr schreibt es so: „Man muss Jesus direkt begegnen und ihm eine konkrete Antwort geben, so wie es die ersten Jünger getan haben.“ (Richard Rohr, Das Entfesselte Buch, S. 236)

 Ja, darum geht es Markus, um die Begegnung mit Jesus, die Auswirkungen im Leben hat.

Und weiter: Jesus will, dass auch wir einander begegnen. Im letzten Vers seines Evangeliums schreibt Markus: „Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.“ (Mk 16,20)

Die Jünger haben ihre Erfahrungen mit Jesus nicht für sich behalten, sie haben auf Jesus gehört, der sie in die ganze Welt gesandt hat (Mk 16,15) und wurden bestärkt durch die Zeichen, die er geschehen ließ. Die Jünger, die Kirche, war von Anfang an unter den Menschen und bei den Menschen, und sie hat Zeichen gesetzt.

Wir beginnen mit dem heutigen 1. Advent ein neues Kirchenjahr. Natürlich brauchen wir uns keine guten Vorsätze zu machen oder sonst was vorzunehmen. Es genügt, unser Augenmerk auf Jesus zu lenken und mit ihm die Menschen zu sehen. Wollen Sie das als guten Vorsatz bezeichen, dann mag das so sein.

Es geht um uns:

  • Wie lebe ich, wie bin ich Christ?
  • Kenne ich Jesus und lasse ich mir von ihm was sagen?

Nicht schlecht, sich dahingehend immer mal zu überprüfen. Vielleicht wäre es im neuen Kirchenjahr einfach gut, die Beziehung zu pflegen, zu Gott und zueinander.

Äußerlich sind wir derzeit zwar angehalten, Beziehungen zurück zu fahren und Kontakte zu vermeiden. Das hindert uns aber nicht, innerlich miteinander verbunden zu sein. Dabei werden wir auch Fantasie entwickeln, wie wir einander Nähe zeigen. Bei all den Herausforderungen der Zeit, wenn ich auf das Evangelium schaue, kann ich auch „Erschütterungen“ sagen, also bei all dem, was uns derzeit umtreibt, halten wir die Hoffnung hoch: Der Herr kommt!

Wir dürfen sicher sein, dass er uns Menschen nicht aus den Augen und noch weniger aus dem Herzen verliert. Daraus leben wir und ich würde mich freuen, dass wir in der kommenden Zeit als Pfarrgemeinden unser Augenmerk darauf legen, wie wir die Botschaft des nahen und uns treuen Gottes in die Tat umsetzen.

Lassen Sie uns gemeinsam das tun, was Gott getan hat, Menschen werden und sein, die anderen helfen, wie Jesus das Leben in Fülle (Joh 10,10) zu finden. Dazu gibt es viele Gelegenheiten! Amen.

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