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Heilige Messe am 34. Sonntag im Jahreskreis A

15. November 2020

Evangelium: Mt 25,14-30

Ich geh' mit.

Heftig, was da erzählt wird!

In einer rabbinischen Geschichte heißt es: Als Gott die Welt erschaffen hat, da überschaute er ihre weitere Entwicklung. Er erkannte, wozu die Menschen in ihrer Freiheit fähig sind und was sie anrichten können, und er zögerte: Soll ich das ganze Projekt nicht besser fallen lassen? Schließlich siegte das Vertrauen. Ich wage es. So ist die Welt aus Gottes Vertrauen geboren, sie lebt von seinem Vertrauen.

Das ist das Thema des Gleichnisses von den Talenten. Der Herr - gemeint ist Gott - vertraut seinen Leuten alles an, was er hat, sein ganzes Vermögen. Zwei von ihnen lassen sich auf das mit dem Geld erwiesene Vertrauen ein. Sie machen es ihrem Herrn gleich und riskieren den Einsatz ihrer Talente. Sie setzen alles aufs Spiel und gewinnen alles: „Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“

Doch da ist nun auch der dritte Mann, er wird zu einer zentralen Figur im Gleichnis. Fast könnte man sagen: Eine tragische Gestalt. Er tut nichts Widerrechtliches. Ein pfarramtliches Gutachten würde ihm bescheinigen: „Es ist nichts Nachteilliges über ihn bekannt.“ Er verjubelt nicht das Geld seines Herrn. Vielleicht wäre das nicht das Schlimmste gewesen - man denke nur an das Gleichnis vom barmherzigen Vater. Es wäre wohl eher die Chance einer Bekehrung geblieben. Aber so? (vgl. Franz Kamphaus in: Magnifikat, das Stundenbuch November 2020, S. 176)

Ja, der dritte Diener hatte Angst und deshalb sein erhaltenes Talent in der Erde vergraben. So wie er es bekommen hatte, gibt er es seinem Herrn zurück. Doch dieser ist erbost: Nichts hast du aus dem gemacht, was ich dir anvertraut hat, nicht einmal ein paar Zinsen hast du bekommen. Weg mit dir!

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging und seinen Dienern sein Vermögen anvertraute….“ So lautet die Überschrift zum heutigen Evangelienabschnitt.

Also, das Ganze hat was mit dem Himmel zu tun. Wenn ich es recht verstehe, ist die Botschaft auch sehr schnell zu verstehen: Gott vertraut dir Talente an, mach was draus! Es geht nicht drum, dir den Himmel zu verdienen, ich würde es anders ausdrücken: Es geht darum, sich des Himmels würdig zu erweisen.

Da wäre für ich „Verantwortung“ das Stichwort. Die beiden ersten Diener sind sich ihrer Verantwortung bewusst undmachen was aus dem, was ihnen der Herr anvertraut hat. Der dritte vergräbt sein Talent, er hätte es ja wenigstens auf die Bank bringen und Zinsen dafür bekommen können. Verantwortung sieht anders aus.

Was wir lesen und was wir hören, übertrage ich auf uns: Der Himmel öffnet sich dem, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Nicht jeder muss alles können, so sagt es das Evangelium: Da gibt es Leute mit vielen Talenten, andere mit weniger und wieder einer mit nur einem Talent. Aber, das Talent nutzen, das ist das Gebot der Stunde, das ist der Schlüssel zum Himmel. So verstehe ich Jesus.

Um es mit der rabbinischen Erzählung zu sagen: Gott hat Vertrauen in uns Menschen. Wir können und wir sollen diesem Vertrauen gerecht werden, können und sollen mit  Verantwortung etwas aus dem machen, was uns anvertraut ist.

An diesem Sonntag halten wir die Kollekte für die Menschen in der Diaspora, also für die katholischen Christen, die als konfessionelle Minderheit leben müssen. Das Motto der diesjährigen Diaspora-Aktion lautet: Werde Hoffnungsträger!

Von Kinderhilfe, religiösen Unterweisungen, bis hin zur finanzielle Unterstützung von kleinen, oft weit verstreuten Gemeinden werden durch die Kollekte viele Projekte unterstützt. Gerade in der derzeitigen Situation, in der Kontakte nur eingeschränkt möglich sind, leiden Diaspora-Gemeinden natürlich sehr stark.

  • Sie finanziell zu unterstützen, macht den Menschen Hoffnung.
  • Aber es geht nicht nur um das Geld. Hoffnungsträger sein, das heißt möglichst gut als Christen zu leben - hier bei uns: in unseren Familien, in unseren Gemeinden. Leben entzündet sich am Leben. Was bei uns lebendig ist, das weckt auch in anderen Gemeinden und bei anderen Christen neues Leben.
  • Und dabei - ich komme zurück auf das heutige Evangelium - dabei geht es darum, aus unseren Talenten etwas zu machen.

Wie gesagt, nicht jeder muss alles können. Es genügt, mit unserem Talent, und wenn es noch so klein wäre, etwas anzufangen. Das zählt, das ist der Schlüssel zum Himmel.

Was tun?

Die Bereitschaft zählt. Ich gehe mit, ich bemühe mich - in meiner Familie, in meinem Beruf, in meinem Freundeskreis - Verantwortung zu übernehmen, so gut ich kann. So ist es mit dem Himmelreich, sagt Jesus.

Amen.

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