Predigt am 30. Sonntag im Jahreskreis A

25. Oktober 2020

Evangelium: Mt 22,34-40

Sonntag der Weltmission, das veranlasst mich zu der Frage: Was ist eigentlich ein Missionar?

Als ich ein kleiner Junge war, faszinierten mich die Geschichten von Missionaren, die nach Afrika aufgebrochen sind und dort unter schweren Umständen gelebt und das Evangelium verkündet haben. Bei der Erstkommunion konnten wir mit einer Spende ein Kind taufen lassen, als Nachweis bekamen wir dann ein Foto eines kleinen afrikanischen oder asiatischen Kindes.

Missionar, das Wort hatte etwas mit Abenteuer zu tun. In meinen Vorstellungen mussten die Missionare mit Löwen kämpfen und mit wilden Volksstämmen. Ein Missionar zu sein, ja, das musste schon etwas Besonderes sein.

Vielleicht überzeichne ich im Augenblick ein wenig. Aber im Grunde genommen waren die Vorstellungen von Missionaren vor Jahrzehnten vergleichbar mit den Entdeckern fremder Kulturen. Mir kommt dabei etwa der Heilige Franz Xaver in den Sinn, der im 16. Jahrhundert in Japan und China das Evangelium verkündet hat.

Doch, was ist ein Missionar?

Ich will es mit den Worten Jesu zu erklären versuchen: Schauen wir auf das heutige Evangelium. Da wird uns ein Gespräch überliefert, das ein Gesetzeslehrer mit Jesus führt. Es geht um das wichtigste Gebot im Gesetz des Mose.

Jesus sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. - Und den Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“ Daran, so unterstreicht es Jesus, hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Das ist der Auftrag, der uns Christen aufgegeben ist: Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Und deshalb ist ein Missionar auch einer, der diesen Auftrag einerseits erfüllt und zum anderen auch weitergibt. Missionarsein, das heißt ganzheitlich für die Menschen da sein.

Ich habe das an meinem Mitbruder Alois Baumberger in Tschad und im Kamerun erlebt, der immer - ich  betone: immer - die Glaubensverkündigung verknüpft hat mit der landwirtschaftlichen Entwicklung und der Stärkung der Familien.

Oder ich weiß es von unserer Mechenharder Missionarin Sr. Casilda (Elisabeth) Krug. Im nächsten Mai wird sie 90 Jahre alt und lebt jetzt in einem Altenheim in Pietermaritzburg / Südafrika.

Sr. Casilda gehört zur Gemeinschaft der Missionsdominikanerinnen. Diese Gemeinschaft wurde im Jahre 1889 in Südafrika gegründet. Das fränkische Provinzhaus steht in Neustadt am Main.

Sr. Casilda gehört nun schon über 60 Jahre dieser Gemeinschaft an und hat ihre Heimat in Südafrika gefunden. Was war ihre Aufgabe als Missionarin?

Sie war vor allem in der Landwirtschaft tätig, dabei im Besonderen im Kaffeeanbau. Auf den Feldern arbeiteten viele Frauen, die ihre kleinen Kinder - wie es in Afrika üblich ist - dabei hatten. Um diese vor den Schlangen zu schützen und um die Arbeit der Frauen zu erleichtern, hat Sr. Casilda einen Kindergarten aufgebaut, in dem die Kinder betreut werden konnten. Sr. Casilda liebt die Menschen und ist froh, bei ihnen zu sein.

Missionar-Sein: Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Dafür mag das Beispiel unserer Mechenharder Missionarin stehen. Wie sie haben viele Männer und Frauen ihre Berufung gefunden, Gott und den Menschen zu dienen. Bis zum heutigen Tag sind Missionare in der ganzen Welt tätig, zum Teil wirklich auch unter schweren Bedingungen.

Ich komme noch einmal auf meinen Mitbruder Alois in Kamerun zu sprechen. Mehrmals innerhalb der letzten beiden Jahre wurde er Opfer von Angriffen und bei einem Überfall ziemlich verletzt. Gerade die Boko-Haram-Bewegung, der afrikanische Zweig des islmaistischen Terrornetzes Al Kaida, macht den Menschen im Norden Afrikas viel zu schaffen. So auch der Kirche. Missionare von heute stehen sehr oft mit ihrem Leben ein für ihre Überzeugung und ihren Glauben, im Letzten für die Menschen.

Sonntag der Weltmission, das bedeutet für uns:

  • Zum einen, dass wir die Arbeit der Missionare finanziell durch unsere Spende unterstützen.
  • Zum anderen, dass wir sie im Gebet begleiten
  • Und zum dritten, dass wir uns selbst auf unseren eigenen missionarische Auftrag besinnen.

Stichwort dafür ist „Zusammenhalten“. In der gemeinsamen Verantwortung vor Gott halten wir zusammen, um den Menschen zu dienen, so wie es uns möglich ist. Das merken wir gerade in den Corona-Zeiten. Keiner von uns lebt für sich auf einer Insel der Seligen. Wir schützen uns und andere mit den Sicherheitsmaßnahmen, die uns mittlerweile geläufig geworden sind.

„Zusammenhalten“ als Christen, ein einfaches, aber effektiv wichtiges Wort. Unterstützen wir dabei die Missionare in anderen Länder, denken wir dabei aber auch an uns selbst, die wir hier vor Ort Missionare sind, dass wir Gott und die Menschen lieben, wie uns selbst. Amen.