Predigt am 17. Sonntag im Jahreskreis A

26. Juli 2020

Evangelium: Mt 13,44-52

Glück gehabt! Das kann man wirklich sagen:

  • Da gräbt der Bauer einen Acker um und findet einen Schatz. Klar, dass er alles dran setzt, um den Acker zu kaufen und den Schatz zu besitzen.
  • Oder der Kaufmann, der auf der Suche nach schönen Perlen ist. Für die kostbarste, die ihm je untergekommen ist, gibt er alles dran und kauft sie.

Glück gehabt, diese Beiden. Glück gehabt, wer das Reich Gottes gefunden hat.

Dafür lohnt sich der Einsatz des gesamten Vermögens. Doch: „Das Reich Gottes ist nicht käuflich. Es ist wertvoller als alles, was ich mir mit Geld leisten kann.“ (Messbuch 2020, Butzon & Bercker, S. 705) Man muss es nur finden und dann beherzt zugreifen.

Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, dann ist das für ihn eine Realität. Gott ist unter uns Menschen erschienen, er selber ist der „Gott-mit-uns“. In ihm können die Menschen erfahren, wie Gott Heil will und Heil wirkt:

Er macht Kranke gesund, schließt Kinder in die Arme und versöhnt die Sünder. Er unterstreicht, dass im Reich Gottes ganz andere Gesetze gelten als in den Reichen der Menschen: Nicht die Mächtigen und die, die viel Geld haben, stehen bei Gott an erster Stelle, sondern diejenigen, die sich arm machen und die versuchen, wie Kinder zu sein.

Das Reich Gottes ist in der Tat ein Schatz, eine kostbare Perle:

  • Wer wollte nicht in einem solchen Reich leben?
  • Wer möchte sich nicht so angenommen wissen, wie er ist?
  • Wer will sich Liebe erst verdienen oder sogar kaufen müssen?

Ja, das Reich Gottes, zu dem Jesus die Türen öffnet, ist ein Schatz, eine kostbare Perle - auch für uns Menschen im Jahre 2020. Und: Wir sollten diesen Schatz ergreifen!

Mir tut es außerordentlich weh, wenn ich sehe, wie wir als Kirche zur Zeit herumwursteln und vielleicht den Blick auf das Wesentliche im Leben verlieren. Schauen Sie nur:

In der Diözese Würzburg wird schon länger eine Strukturreform diskutiert. So wie es aussieht, werden im Herbst die so genannten „Pastoralen Räume“ umschrieben. Für uns bedeutet das, dass dieser neue Pastorale Raum die Pfarreien Wörth, Erlenbach-Siedlung, Erlenbach St. Peter und Paul, Mechenhard, Streit, Trennfurt, Klingenberg, Röllfeld, Röllbach, Schmachtenberg, Mönchberg, Sommerau und Hobbach  umfassen wird. Was das genau bedeutet, kann ich selbst nicht sagen. Wir sind als Seelsorger miteinander im Gespräch. Ein Treffen der Pfarrgemeinderäte dieser Pfarreien oder ihrer Vorsitzenden, sowie ein Treffen der Kirchenverwaltungen wurde bisher von Corona verhindert. Doch: Der neue Pastorale Raum wird kommen.

Ich hoffe nur, dass wir uns nicht in elenden Strukturdiskussionen verheddern und dabei die Freude am Glauben in unseren Gemeinden aus den Augen verlieren. Es bleibt unser erster Auftrag, das Reich Gottes für die Armen und Kranken, die Kinder und die Familien zu verkünden und zu leben. Tun wir das nicht, denn sind wir auf einem gewaltigen Holzweg. Dann wird niemand mehr einen Schatz sehen oder eine kostbare Perle, für die sich eine Anstrengung lohnen würde.

Ein Zweites: Dieser Tage wurde im Vatikan eine Instruktion veröffentlich. Instruktion, das bedeutet nach dem Duden eine „Anleitung“ oder „(Dienst)Anweisung“. Darin wird sehr stark die Position eines Priesters betont, der allein Pfarrer oder Verantwortlicher in einer Pfarrei - oder sagen wir, wie es in anderen Ländern schon der Fall ist, in einem „Pastoralen Raum“ -  sein kann. Ich frage mich:

  • Wie soll das gehen, wenn einmal nur noch ein Priester in unserem zukünftigen Pastoralen Raum da sein wird?
  • Wie soll er das alles bewältigen, will er Seelsorger sein?

Ich zitiere dazu unseren Würzburger Bischof Franz in seiner Stellungnahme zur vatikanischen Instruktion:

„Etliche Regelungen kann man nur schwer nachvollziehen. Insgesamt fragt man sich nach der Lektüre etwas ernüchtert, wo die missionarischen Impulse für eine Erneuerung der Pfarrei geblieben sind. ... Der Leser kann im Gegensatz dazu den Eindruck gewinnen, es ginge nur darum, die Rechte des Klerus einzuschärfen, ohne jedoch die geforderte Gesamtverantwortung des Gottesvolkes im gleichen Maße stark zu machen und dafür entsprechende Richtlinien an die Hand zu geben.“

Es sind nur zwei Beispiele, aber ich frage mich:

Was geht in unserer Kirche ab? Haben wir wirklich noch die Spur Jesu, der das Reich Gottes verkündet oder schaffen wir uns mit allen Strukturen und Überlegungen ein eigenes Reich, vergessen die Menschen, die Armen, die Kinder, die Familien, die Kranken, die Sünder?

Mir tut das alles außerordentlich weh.

Ich wende mich deshalb nochmal dem Evangelium zu: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte….“

Fangen wir an, Schätze und Perlen zu suchen, schauen wir nach dem, was uns Freude macht am Evangelium, an der Gemeinschaft mit Jesus Christus. So wird sich Kirche erneuern, wenn wir für uns entdecken, was uns gut tut und dies auch weitergeben. Das ist Kirche, die in die Zukunft geht, das ist Kirche, die sich auch neu aufstellen wird für die Herausforderungen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.

Es sollen auch in Zukunft Menschen, Männer, Frauen und Kinder sagen können:

  • Ich habe Glück gehabt, weil ich das Evangelium gefunden habe.
  • Ich habe Glück gehabt, dass sich mir das Reich Gottes erschlossen hat.

Möge Gott uns mit diesem Glück reich beschenken! Amen.