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Predigt am 16. Sonntag im Jahreskreis A

19. Juli 2020

Evangelium: Mt 13,24-30

Geduld und ruhige Gelassenheit, diese beiden Worte verbindet der Heilige Augustinus - er lebte im 4. Jahrhundert - mit dem eben gehörten Gleichnis. Ja, mir gefällt das: Geduld und ruhige Gelassenheit. Und warum? Weil Gott selber dafür sorgen wird, dass das Gute Bestand hat.

Da sind die besorgten Knechte des Gutsherrn. Die verfallen in Aktionismus und wollen das Unkraut rausreißen, sobald es ein wenig aus der Erde spitzt. Doch der Mann weiß, was passieren würde: In all der Hektik, oder in allem Eifer würden sie den Weizen mitausreißen. Logisch, am Anfang ist es wohl auch schwer zu unterscheiden, was Unkraut und was Weizen ist. Also, langsam!, meint der Gutsherr, warten wir bis zur Erntezeit, dann können wir immer noch Weizen und Unkraut trennen.

Geduld und ruhige Gelassenheit, so nennt dies der Heilige Augustinus. Vielleicht wäre das auch gut für uns, geduldig und gelassen zu sein, zu vertrauen, dass Gott, der Herr der Welt, letzten Endes das Gute durchsetzen wird.

Geduld und ruhige Gelassenheit haben aber nichts zu tun mit einem Laissez-faire-Stil, also alles laufen zu lassen nach dem Motto: Es wird schon irgendwie. Geduld und ruhige Gelassenheit haben für mich zu tun mit Gottvertrauen.

Wir  Menschen tun, was uns möglich ist, um die Welt zum Guten zu führen. Zugleich ist uns aber auch bewusst, dass es immer wieder Probleme geben wird, dass wir mit dem Bösen in der Welt rechnen müssen, dass es Rückschläge geben wird. Keiner von uns ist perfekt und die perfekte, vollkommene Welt gibt es nicht, zumindest nicht auf dieser Erde.

Da braucht es manchmal sich selbst gegenüber Geduld und ruhige Gelassenheit, auch wenn man versucht sein kann, aus der Haut zu fahren, weil man mal wieder was vermurkst hat. Gott hingegen kann in all dem Murks unseres eigenen Lebens viel Gutes wachsen lassen. Das ist tröstlich und das darf ermuntern, nicht nachzulassen, das Gute zu tun - in Geduld und ruhiger Gelassenheit.

Dazu habe ich in einem Kommentar zum heutigen Evangelium etwas Schönes gelesen. Es stammt von der Ordensfrau Sr. Elisabeth Kampe von der Congregation Jesu (aus: Vatican News). Sie schreibt folgendes:

Vor einiger Zeit habe ich in einem Kleidergeschäft eine schöne Stoffjacke gekauft. Ich habe bezahlt, hatte aber da schon das Gefühl, dass irgendwas mit der Rechnung nicht stimmt. Der Preis, den ich auf dem Etikett las, war höher. Aber nachdem es ja für mich nicht zum Nachteil war, bezahlte ich das geforderte Geld und ging meiner Wege. Aber es ließ mir keine Ruhe. Die eine Seite sagte: Ok, du hast den Betrag bezahlt, der gefordert war. Alles andere ist nicht deine Sache. Die andere Stimme sagte: Du weißt ganz genau, dass auf dem Preisschild 199 Euro stand und nicht 99 Euro. Ich ging dann doch zurück in das Geschäft und sagte, dass ich die Vermutung habe, dass ich zu wenig für die Jacke bezahlt habe. Die Verkäuferin ist mir fast um den Hals gefallen, als sie sie mich kommen sah. Sie bestätigte, dass sie den falschen Betrag in die Kasse eingegeben hatte. Und sie erzählte, dass sie aus eigener Tasche die Differenz hätte zahlen müssen. Sie versprach, einige Vater unser für mein Seelenheil zu beten. Ich habe die Jacke bis heute und ziehe sie immer noch gerne an.

Ein anderes Beispiel geht nicht so gut für mich aus. Beim Rausfahren aus einer Parklücke habe ich einen gelben Golf gestreift und eine Beule im vorderen rechten Kotflügel hinterlassen. Ich habe es wohl gesehen, wollte es aber nicht sehen und bin einfach weitergefahren. Warum hat er auch so nah an meinem Auto geparkt! Hätte er mehr Platz gelassen, hätte er die Beule jetzt nicht! Ich kann auch nichts dafür! Sein Problem! So viele Argumente fielen mir ein, die mein Verhalten rechtfertigten. Und übrigens, es war eh schon ein altes Auto, da kommt es auf eine Beule mehr oder weniger nicht an. An den Ärger des Autobesitzers mag ich gar nicht denken. Wie leicht wäre es gewesen, einen Zettel mit meinem Namen und meiner Telefonnummer zu hinterlassen.

So weit die beiden Beispiele von Sr. Elisabeth.

Geduld und ruhige Gelassenheit. Jesus nachzufolgen braucht nicht immer große Einsätze, der Alltag macht's! Reich Gottes wird - trotz unserer Unzulänglichkeiten, wir sehen's an den ehrlichen Beispielen von Sr. Elisabeth. Wir können mithelfen in unserem Bemühen, es gut zu machen.  Der Weizen wächst auch im Unkraut. Gott kann das vollenden, was wir beginnen.

Ein Evangelium, das Mut macht! Amen.

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