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Predigt zum Fest der Frankenapostel

5. Juli 2020

Evangelium: Mt 5,1-12a

Was bin ich froh, dass wir dieses Evangelium haben!

Vor uns liegt eine Weltordnung, die die Ordnung Gottes, nicht die der Menschen ist. Und alle Menschen würden gut daran tun, sich an den Worten Jesu zu orientieren. Er sagt: Es gibt sie, diese Menschen, die selig genannt werden dürfen. Ihnen gehört das Himmelreich.

Hören wir auf die erste Seligpreisung: Selig sind die, die arm sind vor Gott.

An anderer Stelle erklärt er, was das bedeutet, arm im Geiste zu sein. Nämlich dann, wenn er Kinder in die Arme schließt und sagt: Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Denn:

  • Es sind die Kinder, die lachen und weinen können.
  • Sie sind es, die ganz zerbrechlich sind, die angewiesen sind auf die Stärke der Eltern und der Großen.
  • Sie schauen die Welt mit offenen Augen an und nicht mit einem eiskalten, berechnenden Blick.
  • Kinder spielen gerne mit anderen und freuen sich, wenn sie mit anderen zusammen sein können.

Kinder sind oft so ganz anders als Erwachsene. Die bringen es nämlich fertig, Mauern  aufzubauen, Zäune zu ziehen, Grenzen zu befestigen. Erwachsene sind oft viel zu sehr versucht, ihr Eigentum zu schützen und manche gehen über Leichen, wenn es um den eigenen Vorteil geht.

Jesus hatte ja selbst einen anderen Weg eingeschlagen und wenn wir heute das Evangelium lesen, dann setzen wir uns selbst auf diesen Weg. Es ist der Weg des Kindes, der Weg des Friedens.

Selig, die arm sind vor Gott! Ihnen ist der Himmel versprochen.

In der Betrachtung der Seligpreisungen lesen wir dann weiter von den Trauernden, von denen, die gewaltlos leben, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Jesus spricht von den Barmherzigen, von denen, die ein reines Herz haben und von denen, die Frieden stiften. Ja, er nennt sogar diejenigen selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden. Auf sie alle wartet ein großer Lohn im Himmel.

Doch damit spricht er nicht der Weltflucht das Wort. Nicht, dass wir uns nicht bemühen sollten, einander das Leben schöner und lebenswerter zu machen. Es ist nicht die Intention Jesu, sich selbst zu quälen und allen Annehmlichkeiten zu entfliehen.

Vielmehr entdecke ich in den Seligpreisungen, dass Jesus gerade die Menschen hoch schätzt, von denen wir mit unseren Worten sagen würden, dass sie auf der Verliererseite des Lebens stehen. Jesus hat einen Blick für die Armen, für die Traurigen, für die Kleinen und Hilflosen. Und er hält für sie einen Platz im Himmel frei.

Andererseits - und so überliefert uns Lukas die Berpredigt Jesu - ruft Jesus den Reichen, den Lachenden und denen, die von allen Menschen gelobt werden wollen, ein „Wehe“ zu. Sie haben im Himmel keinen Trost zu erwarten.

Vielleicht ist es gut, sich das bewusst zu machen. Ich möchte es nennen: Die Werte wieder zurecht zu rücken, uns selbst zu korrigieren. Die Armen sollen einen Platz in unserem Herzen haben, wie sie bei Jesus ihren Platz hatten. Das ist Kirche im Jahre 2020, das heißt für mich, das Patrozinium der Frankenapostel zu feiern: Wir hören Jesu Maßstäbe und versuchen, uns danach auszurichten.

Kilian, Kolonat und Totnan haben ja nichts anderes gemacht, als sie in unserer Gegend das Evangelium gepredigt haben. Sie haben das Evangelium verkündet, haben die neue Sichtweise Jesu auf die Menschen und die Gesellschaft vorgetragen.

Für uns heute greife ich dazu den Brief von Papst Franziskus an die deutschen Christen auf. Er hat ihn vor einem Jahr geschrieben und betont:

„Christ-Sein bedeutet, der Kirche der Seligpreisungen für die Seliggepriesenen anzugehören: die Armen, die Hungrigen, die Weinenden, die Gehassten, die Ausgeschlossenen und die Beschimpften. - Die Seligpreisungen sind der Spiegel, der uns mit einem Blick darauf kundtut, ob wir auf einem richtigen Weg gehen: Dieser Spiegel lügt nicht.“ (12)

Papst Franziskus nennt das im Brief an anderer Stelle „die Heiligkeit, die da lebt im geduldigen Volk Gottes:

  • In den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen.
  • In den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen
  • In den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln.“

Papst Franziskus spricht dabei von der „Heiligkeit von nebenan“. Es ist „die Heiligkeit derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind.“ (10)

„Heiligkeit von nebenan“, ja, das wünsche ich uns allen: Menschen, die mit uns gehen und uns nicht im Regen stehen lassen, wenn etwas auf uns herein prasselt. Ich wünsche uns, dass wir vielleicht auch selbst solche „Heilige von nebenan“ werden können, die für ihre Familie und Freunde da sind, aber auch für Menschen, die wie auch immer Hilfe brauchen.

Können das nicht auch der Früchte der Frankenapostel für die heutige Zeit sein?

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