Ansprache Patrozinium Peter und Paul 2020 in Erlenbach

Liebe Kinder, liebe Schwestern und Brüder,

Ein spannendes Paar, diese beiden: Peter und Paul, unsere Kirchenpatrone. Aber keines wie Max und Moritz, Asterix und Obelix, die immer zusammen auftreten: unterschiedliche Herkunft, unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche, Lebensläufe, nur in wenigen Dingen haben sie Gemeinsamkeiten.

Petrus ist Handwerker vom Land und verheiratet, Paulus ist Akademiker aus der Stadt und ledig. Über den Weg gelaufen sind sie sich selten, vermutlich nur ein einziges Mal. und da hat´s ordentlich gekracht. 

Gemeinsam ist ihnen ihre jüdische Herkunft und ihr Einsatz für das Reich Gottes und ihr Martyrertod in Rom. Deshalb wohl hat die Kirche ihren Gedenktag zusammengelegt, und der wird schon seit dem 4. Jahrhundert gefeiert. und das find ich gut.

Petrus bekommt von Jesus den Namen der Fels, er wird nach Jesu Auferstehung der, der die junge Kirche zusammenhält, der ihr Halt gibt. Er ist der Bewahrer.

Paulus ist ganz anders. Als gelehrter Pharisäer verfolgt er zunächst die junge Kirche, bis zu seiner Bekehrung. Dann ändert er sich total und wird zum Völkermissionar, dem fast die Welt zu klein wird. Er möchte möglichst viele Menschen zum Glauben an Jesus führen. und dazu nimmt er auch den Konflikt mit Petrus, man könnte sagen, mit dem Boss, mit den Etablierten auf sich.

Es ging dabei um ein ganz entscheidendes Thema der frühen Kirche, ob nämlich Heiden zunächst Juden werden müssen, um Christen werden zu können. Das wollte Petrus. und mit ihm viele Christen, die eben so wie er aus dem Judentum gekommen waren. Hätte sich diese Meinung durchgesetzt, wäre das vermutlich sehr schnell das Ende der Kirche gewesen.

Paulus trat dafür ein, dass jedem Menschen das Christentum offensteht, ohne jegliche Voraussetzung. Er hat sich Gott sei Dank bei diesem sogenannten Apostelkonzil durchgesetzt. und Petrus hat einen für ihn anstrengenden und intensiven Lernprozess durchgemacht und ist dann dafür eingestanden, dass Nichtjuden, ohne die gesamten jüdischen Vorschriften einzuhalten, Christen werden können.

Dazu passt ja ganz gut der Schlüssel, das Symbol des Petrus. Er hat eine Tür geöffnet, und eine Verbindung ermöglicht, dass Christen mit oder ohne jüdischen Hintergrund gemeinsam Gemeinde sein können. Gemeinsam haben sie erkannt, dass das Christentum allen offen stehen soll, ohne bürokratische oder kulturelle Hürden.

Wenn wir diese beiden seit so langer Zeit verehren und wenn unsere Kirche in Erlenbach ihnen geweiht ist, dann sollten sie uns auch was zu sagen haben: Das haben sie auch:    

Ihre Botschaft fällt in die Zeit der Corona-Krise, die uns allen, im Staat, im Bildungswesen, im Gesundheitsbereich, in der Wirtschaft und in der Kirche schwer zu schaffen macht. Viele meinen jedoch, diese Pandemie hat die Krise der Kirche nur noch deutlicher sichtbar gemacht.

Was können uns Petrus und Paulus also sagen?   

Vier Dinge möchte ich ansprechen:    
1. Ich glaube, wir brauchen einen innerchristlichen Dialog, der ja auch gerade stattfindet und wo gerungen wird um Ausdrucksformen und Gestalte des Glaubens und christlicher Gemeinde. Denn auch in der Kirche geht es nicht ohne Konflikte. Es ist nichts schlimmes dabei, unterschiedliche Positionen und Meinungen zu haben, aber man muss sie austragen und dazu stehen und kann sie nicht einfach unter den Teppich kehren. Petrus und Paulus sind uns Vorbild, dass bei diesem Dialogprozess, so wie damals beim Apostelkonzil die Fetzen fliegen dürfen.

2. Paulus, der Völkerapostel, der sich so vehement für die Mission für alle Menschen eingesetzt hat, fordert mich auf, offen und unvoreingenommen mit meinen Mitmenschen umzugehen: es leben so viele Leute in Erlenbach, die einen anderen Glauben haben oder keinen Glauben. Das Vorbild des Völkermissionars gebietet uns, ihnen unseren Glauben anzubieten, nicht aufzudrängen. Wie kann das heute aussehen?

Wir bezeugen unseren Glauben, durch unser Leben, durch die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, füreinander sorgen, Verantwortung übernehmen, nicht nur für die Familie oder unsere Freunde, sondern für alle, denen wir begegnen, mit denen wir leben, auch im Beruf, auch in der Freizeit, im Verein.

all das geschieht aufgrund unseres Glaubens, unseres christlichen Menschenbildes. An unserem Leben kann man ablesen, was wir glauben. Das alltägliche Leben ist der Prüfstein unseres Glaubens, da setzen wir um, was Gott uns in seinem Wort sagt. z.B. Wenn wir sonntags hier sein Wort hören oder es zuhause in der Bibel privat lesen. Für mich ist dies das heutige Verständnis von Mission: Den Glauben durch Taten im Alltag zu bezeugen und bereit zu sein, Rechenschaft darüber zu geben, wenn ich darauf angesprochen werde.

3. An Petrus kann ich erkennen, dass Gott mich braucht und dass er etwas mit mir anfangen kann, trotz meiner Schwächen und Zweifel. Wenn der Name Petrus fällt, denken wir ja häufig an seinen Verrat am Gründonnerstag. Trotzdem hat Jesus ihn berufen zum Fels und Petrus hat seine Aufgabe der Leitung nach Jesu Auferstehung erfolgreich wahrgenommen.

Ja. Denn: Gott traut den Menschen etwas zu. er traut auch Dir und mir etwas zu. Haben wir also Vertrauen in das Wirken Gottes.

4. Und ein letztes wollen sie mir sagen: Die Kirche hat ihnen schon vor langer Zeit einen gemeinsamen Festtag geben. Teamarbeit ist wichtig in der Kirche, die Zeit der Alleingänge und Alleinunterhalter ist vorbei. Endgültig. Gerade weil die Kirche diese beiden, den Felsen, der für Halt steht und den Völkermissionar, der für Dynamik steht, in einem Fest zusammenbindet, wird deutlich, dass wir nur miteinander bestehen können. Das gilt für alle Christen, für hauptamtliche und ehrenamtliche. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir hier bei uns diesen Teamgedanken schon sehr gut verinnerlicht haben, und dass sich jede und jeder mit seinen Ideen einbringen kann. Dass es ein gutes Miteinander der Seelsorger mit den Sekretärinnen gibt.

Packen wir es also an, gemeinsam. Amen.

(PR Thomas Schmitt)