Predigt am 11. Sonntag im Jahreskreis A

14. Juni 2020

Evangelium: Mt 9,36-10,8

 

Die zweite Rede, die uns Matthäus von Jesus überliefert, die Aussendungsrede, ist so provokativ wie die erste, die wir Bergpredigt nennen.

Während noch in der Einleitung und auch später das Volk mit orientierungs- und schutzlosen Schafen verglichen wird, verwendet Jesus nun ein anderes Bild: Reife Früchte, die zu verfaulen drohen, sollen geerntet werden. Die Jünger Jesu sollen die verlorenen Schafe des Hauses Israel sammeln, die Ernte - wie es Jesus nennt - einbringen.

Und er stattet sie mit seiner eigenen Vollmacht aus: Die unreinen Geister auszutreiben und Krankheiten und Leiden zu heilen.  Eine starke Botschaft!

  • Dürfen wir dieses Bild so ohne Weiteres auf uns übertragen? Wir sehen uns heute als Jünger Jesu.
  • Dürfen wir uns mit dem Anspruch Jesu an seine Jünger von damals vergleichen? In einer Zeit, in der wir als Kirche in besonderem Maße herausgefordert sind.

Wir dürfen tatsächlich, so meine ich, ja wir sollen den Menschen von heute das weitergeben, was Jesus selber gebracht hat. So werden wir heilend wirken.

Was heißt das?

In der letzten Zeit habe ich immer wieder einmal die Kritik gelesen, dass die Kirche in der Corona-Zeit versagt habe, weil sie keine Antworten auf das Leid gegeben habe. Es stimmt, dass wir als Kirche nicht einstimmen in irgendwelche Verschwörungstheorien, die die Schuld an Corona Bill Gates oder sonst wem zuschieben wollen. Wir beschuldigen auch Gott nicht, der die Pandemie als Strafe über die Menschen gebracht hätte.

Nein! Wir suchen vielmehr Gott, der mit uns leidet, der in Jesus das Kreuz der Menschheit getragen hat: Hass und Ablehnung des Glaubens an den barmherzigen Vater. Das ist unser Auftrag für die Menschen in einer Zeit, die so schwer geworden ist. Wir machen deutlich:

  • Jesus ist in den Tod gegangen, nicht weil er musste oder weil Gott so blutrünstig wäre, dass nur der Tod seines Sohnes ihn hätte gnädig stimmen können.
  • Jesus ist in den Tod gegangen, weil er Gott seinen Vater, seinen Abba, seinen lieben Papa genannt hatte und diesen Vater allen Menschen nahebringen wollte.

Das haben die religiösen Autoritäten seiner  Zeit nicht vertragen und hinnehmen wollen. Deswegen musste er sterben.

Dieser Vater, der Gott Jesu Christi, leidet auch heute mit den Menschen, die erschöpft und müde sind, ausgelaugt und hilflos gegenüber der Pandemie, die die Welt in ihrem grausamen Griff hält.

Aber Gott lässt uns nicht alleine, ja er gibt uns Kraft, heilend zu wirken. Es ist viel Gutes geschehen in der Corona-Zeit und es wird auch weiterhin viel Gutes geschehen - auch durch engagierte Christen. Deswegen brauchen wir nicht die Nase hochzutragen! Vielmehr ist es im Grunde genommen eine logische Konsequenz, wenn wir füreinander einstehen, so gut es eben geht. Wie sagt es Jesus? „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“

Das heißt: Gott, Jesus traut uns etwas zu. Ich will es versuchen, es mit seinen Worten auszudrücken: „Geht und verkündet. Das Himmelreich ist nahe! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ Das mögen vielleicht Bilder sein, ist aber auch Realität der Christen, die einander und anderen zum Leben helfen durch ihre Nähe und ihre Solidarität. Eben so, wie es Jesus selbst getan hat.

Dazu ein wunderbarer Text, den mir dieser Tage ein freundlicher Mensch zugesteckt hat:

Das Gute wird stets siegen.

Die Liebe zu allem Leben birgt eine starke Kraft in sich. Das Vertrauen darauf, dass das Gute stets siegt, wird nie enttäuscht werden, wenn Sie sich in Geduld üben. Versuchen Sie sich bewusster zu machen, dass das Gute seinen Weg hat und alles seine Zeit benötigt, um zu wachsen und zu gedeihen.

So wie nach jedem Gewitter stets wieder die Sonne scheint, so hat auch jede schwere Zeit irgendwann ein Ende. Wer im Vertrauen darauf seinen Lebensweg geht, den wird das Gute nie verlassen. Bauen Sie dieses Vertrauen in sich auf und geben sie es unaufhörlich weiter, dann werden sich zerstörerische Kräfte wie Hass und Neid wie von selbst abbauen und klare Gedanken kommen.

Bei all dem vertrauen wir auf die Nähe und Hilfe Gottes. Er geht heute - auch mit uns. Amen.