Predigt am Dreifaltigkeitssonntag

im Jahreskreis A

7. Juni 2020

Evangelium: Joh 3,16-18

„Sag mir, mit wem du gehst und ich sage dir, wer du bist.“

Ein altes Sprichwort, das mir manchmal meine Eltern mitgegeben haben. Vielleicht steckt dahinter eine gute Erfahrung, nicht jedem nachzulaufen und nicht jedem gedankenlos zu folgen.

„Sag mir, mit wem du gehst und ich sage dir, wer du bist.“

Ich denke an Mose. Wir haben im Buch Exodus gelesen, dass er auf den Sinai hinauf gestiegen ist, wo ihm Gott in der Wolke begegnet. Mose wirft sich auf den Boden und bittet Gott, in die Mitte seines Volkes zu ziehen.

Mose weiß es und hat es oftmals erlebt, wie störrisch und hartnäckig die Menschen sein können, die er auf das Geheiß Gottes aus der Sklaverei in Ägypten heraus geführt hat:

Sie schreien nach Brot, sie maulen, weil sie in der Wüste kein Wasser finden, sie sind undankbar und möchten am liebsten wieder Sklaven in Ägypten werden. Denn dort hatten sie wenigsten zu essen, auch wenn ihr Leben hart und sie rechtlos waren.

Doch Mose bittet Gott um Gnade und darum, dass die Menschen das Eigentum Gottes sein dürfen.

Vor Jahren war ich mal mit einer Pilgergruppe auf dem Sinai und ich habe Mose ein wenig mehr verstehen gelernt. In der Stein- und Felsenwüste muss er herumgeirrt sein und die Hilfe Gottes gesucht haben. Ihm war klar: Nur wenn Gott bei seinem Volk ist, dann wird es das Land der Verheißung und seinen Frieden finden. Er setzt deshalb alles auf die eine Karte: Auf Gott. „Herr, dann ziehe doch, mein Herr, in unsere Mitte!“

Und die Geschichte Moses und seines Volkes lehrt, dass Gott sich nicht nur der „Ich-bin-da“ nennt, sondern dass er tatsächlich da ist, mitten in seinem Volk - bei Nacht in einer Feuersäule, bei Tag in einer Wolke, die mit dem Volk zieht.

Dieser Gott des Mose ist unser Gott. Und Jesus offenbart ihn als den Gott-mit-uns, als den Immanuel, wie er im Hebräischen gerufen wird:

  • Es ist der barmherzige Vater, wie ihn Jesus im Gleichnis vom Verlorenen Sohn so wunderbar vorstellt.
  • Es ist der Sohn, der die Wege der Menschen auf Erden gegangen ist und der bei uns ist an allen Tagen unseres Lebens - bis ans Ende der Welt.
  • Es ist der Geist, der uns befähigt und antreibt, Gutes zu tun.

Diesen Gott ehren wir, mit diesem Gott leben wir, diesem Gott folgen wir. Für mich heißt das, sich immer wieder einmal bewusst zu machen, dass Gott bei mir ist und dass er mit mir zu tun haben will.

Ich denke, wir erleben mit Papst Franziskus, was dies bedeutet: In seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium - Über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute“ schreibt er:

„Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden  zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen.“ (EG 3)

Wir sind heute an der Stelle von Mose, weil wir heute mit dem lebendigen Gott zu tun haben. Dadurch werden wir zu Menschen, wie sie die Welt und unsere Zeit heute braucht:

  • Menschen, die einen Blick für Gott haben, der mit uns ist.
  • Menschen, die einander im Blick haben, gerade diejenigen, die leiden und Hilfe brauchen.
  • Menschen, die auf ein Ziel hinsteuern, nennen wir es „die Heimat im Himmel“.

„Sag mir, mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist!“

Wir gehen miteinander und Gott geht mit uns! In diesesm Glauben wird sich Kirche und werden sich unsere Gemeinden weiter entwickeln. Gut so! Amen.