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Predigt am 7. Ostersonntag im Jahreskreis A

24. Mai 2020

Evangelium: Joh 17,1-11a

„Nicht von der Welt, aber in der Welt.“ So formuliert ein zu Recht berühmtes Wort aus dem Johannes-Evangelium.

Ein wenig Abstand zur Welt kann nicht schaden.

- Sorry, zur Zeit müssen wir eh Abstand halten, was unser Leben schwer werden lässt. -

Aber es geht Jesus wohl um einen anderen Abstand: Nämlich von dem, was sich in der Welt so tummelt, was zählt und machmal so wichtig ist, was die Welt so weltlich werden lässt. Mein verehrter Professor Rudolf Schnackenburg, einer der herausragenden Neutestamentler des vergangenen Jahrhunderts hat es oft so gesagt: „Das ist alles  eindimensional!“ Und er meinte damit, dass Gott zu oft in der Welt vergessen wird, dass die Menschen nicht weiter denken, als zu dem, was sie sehen und greifen können: „Eindimensional!“

In diesem Sinn deute ich Jesu Wort vom Abstand-Halten zur Welt.

Abstand kann eine neue Perspektive öffnen. Mit Abstand sieht man anders. Abstand kann aber auch die Beziehung gefährden, man kann den Anschluss an die anderen Menschen verlieren.

Deshalb heißt es „in der Welt“. Jesus betet zu Gott für die ihm anvertrauten Menschen: „Sie sind in der Welt“. Und er gibt uns Christen den Auftrag:

  • Seid bei den Menschen!
  • Ja, seid mit Gott bei den Menschen!

Denn wenn die Menschen Gott erkennen, dann finden sie den Weg zum ewigen Leben. So nennt es Jesus und er meint damit: So gelingt Leben.

Ich denke da gerne an Papst Franziskus. Er hat eine wunderbare, natürliche Sprache:

In seinem apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium, die Freude am Evangelium schreibt er:

  • „Um aus tiefster Seele Verkünder des Evangeliums zu sein, ist es auch nötig, … nahe am Leben der Menschen zu sein.“ (EG 268)

Und er führt es aus in seiner unkomplizierten südamerikanischen Art:

  • „Mir ist eine >verbeulte< Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“ (EG 49)

Sie kennen dieses Wort!

Nehmen wir dazu noch einmal das Wort Jesu auf: Nicht von der Welt, aber in der Welt!

Darin sehe ich den Auftrag Jesu Christi: Dass wir Christen nicht welt-lich, also gott-los werden, sondern in der Welt mit Gott leben: Mit Gott hinausgehen zu den Menschen, gerade auch zu denen, die keiner im Blick hat, oder die gemieden werden, weil … Ja, warum wohl? Es gibt so viele Gründe, warum Menschen vergessen, gemieden, geschnitten werden.

In der Corona-Zeit, wo Abstand gefordert wird, wo wir hier mit Abstand sitzen und Gottesdienst feiern, kann eine neue Art von Nähe entstehen: Nennen wir es die „Nähe der Herzen“, „die Nähe der Gefühle“ oder welches Wort Sie auch immer dafür einsetzen möchten.

Möge Gott uns seinen Geist schenken, in der Welt zu sein - bei den Menschen -, aber nicht in alte weltliche Muster zu verfallen - weg von den Menschen. Sind wir Kinder aus dem Geist Gottes - nicht von der Welt, aber in der Welt! Amen.

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