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Predigt am 6. Sonntag der Osterzeit A

16./17. Mai 2020

Lesung: 1 Petr 3,15-18

Evangelium: Joh 14,15-21

  • Warum macht ihr das?
  • Was versprecht ihr euch davon?

Die Menschen in der Umgebung der Christen in den kleinasiatischen Provinzen, an die sich der 1. Petrusbrief wendet, sind neugierig geworden. Die Jüngergemeinde macht auf sich aufmerksam durch die Art und Weise, wie ihre Mitglieder miteinander umgehen und wie sie vor allem in der Verfolgungszeit zusammenhalten.

  • Warum macht ihr das?
  • Was versprecht ihr euch davon?
  • Wie kommt ihr dazu; was bewegt euch, worauf setzt ihr eure Hoffnung?

Fragen über Fragen. Ja, das Leben der ersten Christen ist frag-würdig geworden - im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist wert, dass die Menschen nachfragen, es macht sie neugierig, vielleicht schütteln sie auch den Kopf. Auf jeden Fall sind sie aufmerksam geworden auf diese neue, kleine  Gemeinschaft, die sich da in ihrer Nachbarschaft gebildet hat.

Und der Heilige Petrus fordert die junge Gemeinde auf, wenn er schreibt: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen.“

Das klingt für mich nach einem gesunden Selbstbewusstsein, aber auch nach Bescheidenheit und Respekt vor denen, die sich schwer tun mit dem, was die Christen glauben und verkünden, ja, die sie sogar in Verruf bringen wollen.

Für mich steckt hinter den Worten des Petrus Lebens- und vor allem Glaubenserfahrung. Er war Jünger Jesu geworden, war mit Jesus gezogen, hatte ihn als den erlebt, auf den er seine ganze Hoffnung gesetzt hatte. Petrus war aber auch schwach geworden, als es darum ging, sich zu ihm zu bekennen - damals im Hof des hohenpriesterlichen Palastes. Aber er hatte ihn dann als den Auferstandenen erleben dürfen und hatte sich aufgemacht, von ihm zu erzählen, ihn zu verkünden.

Später, nach dem Pfingstereignis kamen für Petrus seine Erlebnisse mit der jungen Kirche dazu, mit den Frauen und Männern, die sich neu zusammen gefunden hatten, die ganz aus der Gegenwart Christi gelebt habenen.

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen.“ Petrus weiß, sie haben etwas zu verkünden, eine Botschaft, die gut tut, Worte, die „Geist und Leben“ sind.

Ich nehme das Wort des Petrus auf und will es mit Ihnen zusammen heute auf uns beziehen. Als Christen haben wir etwas zu verkünden, oder besser gesagt: jemanden zu verkünden, den gekreuzigten und auferstandenen Christus - für die Menschen von heute.

Bescheiden und ehrfürchtig, so mahnt der Heilige Petrus, sollen wir das tun. Nicht die Großsprecher zählen, sondern eher diejenigen, die es verstehen, ihre Stimme zu erheben, ohne großes Getöns zu machen, um unsere es mit unseren Worten auszudrücken.

Wir leben in der Corona-Zeit. Es ist eine außergewöhnliche und schwere Zeit, die natürlich auch bei uns Spuren hinterlässt. Wobei wir der Krankheit nicht so schutzlos ausgeliefert sind, wie z.B. die Menschen in den armen Ländern Afrikas oder in den Favelas und Elendsvierteln Lateinamerikas und Asiens. Aber dennoch: schwer genug!

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die  Hoffnung, die euch erfüllt.“

Und was haben wir den Menschen hier in unserer Stadt Erlenbach und darüber hinaus anzubieten?

  • Es ist zum Einen der Glaube an den „Gott-mit-uns“. Wir sind nicht von Gott verlassen. Gott ist bei uns. Der Gekreuzigte und der Auferstandene zeigt: Selbst im Leid und im Tod bin ich bei dir!
  • Zum anderen ist es das , was der Heilige Paulus in seinem Brief an die Gemeinden Galatiens schreibt: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2) Es ist nicht nur ein Auftrag, es ist im Grunde genommen eine Ehre, dem Nächsten beizustehen. Denn nur so sind wir Christen, nicht dem Namen nach, sondern in der Tat.

Das bieten wir den Menschen in unserer Stadt an. Damit stehen wir jedem Rede und Antwort, der von uns Rechenschaft darüber fordert über unsere Hoffnung. Ich sage es mit einem anderen Wort:

Christus ist unter uns, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit. (Kol 1,27)

Das dürfen und wollen wir bezeugen mit Worten und mit Taten! Amen.

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