Heilige Messe zum 4. Fastensonntag im Jahreskreis A

22. März 2020

Evangelium: Joh 9,1-41

GEBETE IN SCHWEREN ZEITEN, so habe ich meine mehrmals die Woche wechselnden Gebetsimpulse in den Kirchen und auf unserer Homepage überschrieben.
LEBEN IN SCHWEREN ZEITEN, das gibt es nicht nur heute, wo wir mit der Coronakrise kämpfen, Leben in Schweren Zeiten, das gibt und gab es zu allen Zeiten.

Denken Sie nur an den blinden Mann, von dem das Evangelium erzählt. Von Geburt an war er blind.

  • Was muss das für einen Menschen bedeutet haben und auch heute noch bedeuten, wenn er immer auf die Hilfe eines anderen angewiesen ist!
  • Wie hilflos ist ein Kind und wohl auch ein Erwachsener, wenn sie nicht sehen können!

Jesus sieht diesen Mann und - man könnte sich aufregen - die Jünger haben nichts anderes zu tun als zu diskutieren: „Ja, wer ist denn nun schuld daran, dass dieser Mann blind ist? Hat er gesündigt oder seine Eltern?“ Ich höre da den alten Mechanismus der Menschen heraus: „Da muss sich doch einer sich schuldig gemacht haben, dass er von Gott so gestraft worden ist.“

Doch Jesus spielt dieses Spiel nicht mit. Er heilt den Mann und lässt ihn sich im Teich Schiloach waschen. Beim Evangelisten Johannes dürfen oder müssen wir auch immer zwischen den Zeilen lesen: Schiloach, das heißt: der Gesandte. Der Gesandte Gottes hat ihn geheilt. Dieser ist Jesus, „auf dem der Geist Gottes ruht, damit er den Armen eine gute Nachricht bringe, den Gefangenen die Entlassung verkünde, den Blinden das Augenlicht, damit er die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4,18-19) So bezieht er selbst in seiner Heimat Nazareth die Jesaja-Prophetie auf sich.

Zurück zum Evangelium: Jesus diskutiert nicht, ob und wer gesündigt hat, weil der arme Mann blind geboren ist. Er sagt, dass die Werke Gottes an dem Blinden offenbar werden sollen. Ein gutes Wort! Gott handelt, Gott „werkelt“, Gott ist aktiv! Und Jesus, das Bild, der Sohn Gottes, selbst legt die Hand an, streicht dem Blinden einen Teich auf die Augen und spricht mit ihm.

  • Wie lesen wir heute - inmitten der fürchterlichen Corona-Krise - dieses Evangelium?
  • Mit welchen Mechanismen reagieren wir?
  • Straft Gott die Welt oder sollen und können nicht seine Werke an den Menschen offenbar werden?

So manches bringt mich und gewiss auch Sie zum Nachdenken:

  • Ich denke ganz oft an die mir so vertrauten Menschen in unserem Seniorenwohnstift, an die Pflegenden, die Bewohner und die Angehörigen. Sie haben eine immens schwere Zeit zu durchstehen.
  • Ich denke an alle, die in den Krankenhäusern und Kliniken beschäftigt sind. Mein Weihekursbruder ist Pfarrer im Würzburger Juliusspital und ich kann mir vorstellen, wie intensiv dort - wie in allen Krankenhäuseren - die Menschen gefordert sind.
  • Ich denke an die Beschäftigten unserer Sozialstation, die Tag für Tag im Einsatz für die Menschen zu Hause sind.
  • Und ich denke an die vielen alten Menschen in ihren Häusern, die nicht mehr fortkommen und auf die Hilfe der Verwandten oder Nachbarn angewiesen sind.
  • Ich denke an die Familien mit Kindern, deren Leben sich total einschränkt. Wieviel Fantasie und Zusammenhalt, aber auch Kreativität sind notwendig, die Zeit zu gestalten.
  • Ich denke….. Sicher könnten Sie meine Litanei selbst ergänzen…..

So vieles bringt mich und wohl auch Sie heute zum Nachdenken. Da werden die Werke Gottes wieder neu offenbar:

  • Beim Einkaufen für den alten Menschen in der Nachbarschaft.
  • Durch einen Telefonanruf, der die Einsamkeit eines anderen durchbricht.
  • In einem Brief, den ich dankbar in den Händen halten und immer wieder lesen kann als ein Zeichen der Verbundenheit.
  • Beim Gebet, in das ich all die Menschen einschließe, die mir lieb und teuer sind, aber auch all die Menschen, an die vielleicht niemand denkt.
  • ………

„Die Werke Gottes sollen offenbar werden.“ So sagt Jesus seinen fragenden Jüngern. Ich sehe heute ganz viel Werke Gottes, die sich entdecken lassen.

So geschieht Heil unter den Menschen und gerade wir Christen sind in besonderer Weise aufgerufen, Heils-Bringer zu sein. Schließlich hat uns Jesus seinen Geist geschenkt und uns gesandt, „den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen Entlassung zu verkünden und den Blinden das Augenlicht, die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen und Gnadenjahr des Herrn auszurufen.“

Wir leben in schweren Zeiten, aber nicht hoffnungslos und nicht trostlos. Wir haben Gott, der mit uns geht, und wir haben einander, die wir versuchen, den Blick füreinander wach zu halten und uns gegenseitig im Herzen zu tragen.

Ich denke heute dabei ganz besonders an die Gottesmutter Maria. Am kommenden Mittwoch feiert die Kirche das Fest ihrer Berufung, Mariä Verkündigung. Der Engel bringt ihr die frohe Botschaft von Gott, sie soll seinen Sohn zur Welt bringen. Und Maria sagt ja: Ich bin die Magd des Herrn. Sie lässt sich ein auf Gott und wird so zur Mutter und treuen Gefährtin ihres Sohnes Jesus, des Gott-mit-uns.

„Ich geh' mit.“ So lautete ihre Antwort auf Gottes Anfrage. Ergreifen wir seine Hand, dann werden durch uns seine Werke offenbar werden.

Im Evangelium heißt es, dass sich der Blindgeborene und Geheilte vor Jesus niedergeworfen und ausgerufen hat: „ Ich glaube, Herr!“

  • Das Ja Marias und der Glaube des Blindgeborenen trage uns in diesen schweren Zeiten!
  • Gott segne uns und die Gottesmutter begleite uns!
  • So möge Gottes Heil in die Welt kommen!

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.