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Predigt am 3. Fastensonntag im Jahreskreis A

15. März 2020

Evangelium: Joh 4,5-42

Das hätte sich die Frau niemals träumen lassen, was ihr da geschehen ist:

  • Wie so oft kommt sie zum Brunnen, um Wasser zu holen. Da spricht sie ein Jude an. Ausgerechnet ein Jude! Diese verkehren normalerweise nicht mit den Samaritern, denen sie Abfall vom Tempelkult vorwerfen. Also: Da spricht sie ein Jude an.
  • Und er verwickelt sie in ein theologisches Gespräch über lebendiges Wasser. Die Frau versteht zunächst gar nicht, was er damit meint. Doch sie spürt, dieser Mann ist ein Prophet.
  • Dann geht es darum, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten. Wo, ob auf dem Zionsberg, wo die Juden beten,  oder auf dem Berg Garizim, wo die Samariter ihre Opfer feiern, wo man anbetet, spielt keine Rolle. Im Geist und in der Wahrheit wird Gott angebetet.
  • Und so weiter und so fort. Jesus sagt der Frau auf den Kopf zu, dass sie schon sechs Männer hatte - diesen Abschnitt haben wir heute nicht gelesen.

Alles in allem: Das hätte sich die Frau niemals träumen lassen, was ihr da geschehen ist. Und sie kommt zum Glauben an Jesus, sie bezeugt ihn als den Retter der Welt.

Eine wunderbare Geschichte, die Geschichte einer Frau, die zum Glauben an Jesus findet.

  • Ob wir solche Geschichten auch von uns erzählen könnten? Wie haben wir zum Glauben an Jesus gefunden?
  • Wem und wie können wir von unserem Glauben erzählen?

Ich gehe mal davon aus, dass die meisten von uns eine ganz  „normale“ - nennen wir es mal so - religiöse Sozialisation hatten. Das heißt: Unsere Eltern haben uns taufen lassen und wir sind in einem christlichen Milieu aufgewachsen, hatten Religionsunterricht und sind so Schritt für Schritt gegangen in unserem Leben als katholische Christen.

Gut so, ohne große Umwege zum Glauben zu finden. Es gibt auch andere Erfahrungen, dass Menschen erst als Erwachsene den Glauben kennengelernt haben und zu schätzen wussten.

  • So konnte ich z.B. vor einigen Wochen eine Frau taufen, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammte, wo der Glaube verboten war. Hier in Deutschland konnte sie ihn mehr kennenlernen und ließ sich nun zusammen mit ihrer 13-jährigen Tochter taufen.

Es gibt andererseits aber auch Erlebnisse, in denen der Glaube auf die Probe gestellt wird. Wo wir selbst, die wir vielleicht von Kindheit an zur Kirche gehören, wieder neu ja zu dem sagen müssen, was wir im Grunde genommen mit der Muttermilch eingesogen haben.

  • Da denke ich persönlich daran, wie ich einmal in meiner ersten Pfarrei Dettingen ein 11-jähriges Mädchen zu beerdigen hatte, das an Krebs gestorben ist. Am Tag vor ihrem Tod war ich bei ihr und ihrer Mutter. Es läutete gerade „Engel des Herrn“, war also 12 Uhr, als ich das Haus verließ. - Ich hab's bis heute nicht vergessen. Damals sprach ich: „Lieber Gott, wenn's dich gibt, dann gibt es das nicht, was ich gerade hier erlebt habe.“ Ich musste um meinen Glauben ringen und bin froh, dass ich das Beten und das Vertrauen nicht verloren habe.

Wie gesagt: Jeder und jede von uns, die wir heute hier sind, leben aus dem Glauben und haben vielleicht manchmal auch zu kämpfen um den Glauben. Sicher fallen Ihnen dazu Geschichten aus dem eigenen Leben ein.

Nun also: Das hätte sich die Frau aus dem Evangelium niemals träumen lassen, was ihr da geschehen ist. Sie hat zum Glauben an Jesus gefunden. Auch wir dürfen uns in unserem Glauben beschenkt wissen. Wir glauben, dass Jesus der ist, an dem wir unser Leben ausrichten können.

Dieser Tage ist nun alles ein wenig anders, für mich beinahe ein wenig unwirklich. Der Coronavirus verschreckt die Menschen in der ganzen Welt und macht vielen Angst. Ich denke, keiner von uns hat je so etwas erlebt: Schulen schließen, Kitas sind zu, Gottesdienste fallen aus, Menschen - ja ganze Länder wie das große Land Italien - kommen in Quarantäne. Was geht da ab, was geschieht da, was kommt noch auf uns zu?

Panik ist keine Lösung, wichtiger ist der entschiedene Versuch, die Infektionen zu verlangsamen und soweit wie möglich zu verhindern. Da sage ich nichts Neues.

Für mich gehört da viel Mut und Gottvertrauen dazu. Nicht die Augen schließen und die Wirklichkeit ausblenden, wird uns helfen, sondern lieber die Augen aufmachen, vorsichtig sein und vor allem die Solidarität mit den Gefährdeten -  den alten Menschen und den Menschen mit einer Vorerkrankung - wichtig zu nehmen.

Schauen wir dabei auf Jesus, die Samariter aus dem Evangelium nennen ihn: den „Retter der Welt“.

Auch in der derzeitigen Situation hat er uns viel zu sagen. Allein das Wort von der Nächstenliebe sagt schon alles. Aber auch seine Zusage aus dem Matthäus-Evangelium: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“ (Mt 28,20), diese Aussage macht Mut.

Warum sollte das Leben nicht gelingen, wenn wir uns auf Jesus verlassen? In seinem Geist gibt er uns Kraft, Mut und Fantasie, die in der heutigen Zeit gefordert sind. Wenn er uns schon sagt, dass er mit uns geht, warum sollten wir dann nicht erst recht mit ihm gehen?

Wie das geht?

Jeden Tag in einer stillen Zeit des Gebetes - gerade auch dann, wenn es uns nicht möglich ist, gemeinsam den Gottesdienst zu feiern. Ja, vielleicht dann erst recht.

Jesus, ich geh mit und vertrau, dass du mit mir bist. Amen.

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