Predigt zum 1. Fastensonntag im Jahreskreis A

29. Februar 2020

Evangelium: Mt 4,1-11

Im Evangelium wird Jesus als geistesgegenwärtig dargestellt. Alle Einflüsterungen, Schmeicheleinen, Verlockungen prüft er gewissenhaft und weist jede Form der persönlichen Überhöhung entschieden zurück.

Jesus bleibt, bibelfest wie er ist, dem Versucher keine Antwort schuldig und er bleibt seinem Auftrag treu. Gerade so legt er die Tugenden des Reiches Gottes, die er mit Leib und Leben verkündet, offen:

Demut, nicht Selbstgefälligkeit, Standfestigkeit, nicht Wankelmut, Glaubenskraft, nicht Angst und Verzweiflung prägen sein Auftreten.

Diese menschlichen Seiten Jesu machen ihn um so einfühlsamer und lassen ihn für uns heute, noch zweitausend Jahre später, zu einem Zeitgenossen werden, der uns Augen und Ohren öffnen kann. (vgl. Messbuch 2020, S. 207f)

  • „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“
  • „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“
  • „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.“

Das sind die Vorgaben Jesu, deutlicher kann man es nicht sagen, auch heute nicht. Genuss, Gieren nach Aufmerksamkeit und Reichtum, das ist nicht Jesu Sache, davon haben sich auch alle fernzuhalten, die zu Jesus gehören.

Wir haben die Fastenzeit begonnen. Es ist keine Zeit, in der wir uns knechten oder kasteien. Es ist vielmehr eine Zeit der Selbst-Reflexion, der Selbst-Besinnung.

  • Auf was lege ich Wert in meinem Leben?
  • Für was gebe ich Geld aus?
  • Wofür setze ich mich ein?

Nicht schlecht, diese Fragen an sich heran kommen zu lassen. Gut, Christus an sich heran kommen zu lassen - mit seinem Leben und mit dem, was er sagt. Die Auseinandersetzung mit ihm führt zu einem neuen Denken. Und das tut nicht nur uns persönlich gut, das ist gut für die Kirche und für die Menschen in unserem Land.

Es ist meines Erachtens unbestritten, dass wir in Deutschland unser Denken erneuern müssen. Die fürchterlichen Geschehnisse von Hanau und Volkmarsen in den vergangenen Wochen dürfen nicht einfach abgetan werden als Taten irgendwelcher verrückten Spinner oder Geisteskranken. Ich sehe darin auch einen Aufruf für uns als Christen, wie für alle Menschen in unserem Land:

Prägen wir mit unserem Glauben und mit der gelebten Nächstenliebe das Klima in unserem Land?

  • Sind wir bereit, unser eigenes Denken mal zu überprüfen, auch unsere eigene Empfänglichkeit für dumme, menschenverachtende Sprüche zu hinterfragen?
  • Hat der Weg Jesu, der Weg der Gewaltlosigkeit und der Menschenliebe, ja der Feindesliebe Auswirkungen auf unser persönliches Verhalten?

Es war für mich gestern ein besonderes Erlebnis, als sich zum traditionellen Friedensgebet am St. Maurice-Platz an die 50 Menschen versammelt haben. Es waren katholische und evangelische Christen und Muslime, die gemeinsam um den Frieden gebetet haben. Die Muslime hatten rote Rosen mitgebracht, die sie den Frauen geschenkt haben, als ein Zeichen der Versöhnung und der Freundschaft.

Menschen, die miteinander beten, werden sich so schnell nicht ins Gesicht schlagen oder einander ein Messer in den Rücken stechen. Wir stehen alle vor dem einen Gott, egal, wie wir ihn nennen. Und ihn allein, unseren Herrn und Gott, gilt es anzubeten und zu dienen.

Das ist, was wir den Menschen in Deutschland anbieten, das allein ist der gelingende Weg in die Zukunft. Jesus ist diesen Weg exemplarisch vorgegangen. Bis zu seinem fürchterlichen Tod am Kreuz ist er diesem seinem Glauben treu geblieben und wurde so für uns zum Wegbegleiter, ja zum Wanderführer auf den Wegen unseres Lebens.

„Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.“

In seinem diesjährigen Hirtenwort zur Fastenzeit nennt die unser Bischof „kontemplativ beten“. Er nennt es, „täglich alle Erfahrungen unseres Lebens vor Gott bringen und sie von ihm her verstehen und leben zu lernen.“ Bischof Franz schreibt: „Diese innere Haltung, nämlich aus Gott und von Gott her zu leben und unser Leben zu meistern, gilt es in den kommenden Jahren zu stärken.“

Lassen wir die Fastenzeit für uns selbst so zu einer Zeit des neuen Einübens unseres gelebten Christseins werden. Rufen wir Jesus und einander zu: Ich geh' mit auf den Weg des Lebens.

Amen.