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Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis A

15. Februar 2020

Evangelium: Mt 5,17-37

Starker Tobak, was wir da von Jesus im Evangelium hören! Harte Kost, könnte man meinen, aber doch so nah an der Wirklichkeit! Da ist einer, der das Leben kennt:

  • Jesus weiß, wie leicht es Streit geben kann und wie schnell die Menschen bereit sind, einander vor den Richter zu zerren.
  • Er ist sich bewusst, wie es auch in einer Ehe, der intimsten Zelle menschlicher Beziehungen, manche Schwierigkeiten zu bewältigen gilt.
  • Ihm ist darüber hinaus klar, dass sich die Menschen Eselsbrücken gebaut haben, um sich gegenseitig ihrer ehrlichen Absichten zu versichern.

- So haben sie z.B. zu seiner Zeit Himmel und Erde als Zeugen angerufen. Sie haben auf die Stadt Jerusalem, ja sogar auf den eigenen Kopf einen Eid abgelegt: Nur um zu sagen: Ich meine es tatsächlich ehrlich! -

Also: Jesus kennt das Leben, er kennt die Schwächen der Menschen. Dennoch lässt er sich nicht beirren: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Bösen.“ Ohne zu deuteln und ohne zu tricksen. Das Ja ist ein Ja, das Nein ein Nein. Fertig!

Das gilt auch heute. Wie viel schöner könnte die Welt aussehen, wie viel menschlicher ginge es unter uns zu, würden wir alle dieses einfache Wort Jesu berücksichtigen! „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein!“ Keine Trickserei, kein Versteckspiel, kein Dementi oder Missverständnis wären das Ergebnis, mit dieser einfachen Handlungsanweisung zu leben.

Wir leben als Kinder Gottes. In allem unserem Tun sind wir einzig und allein dem barmherzigen Gott verantwortlich. Dabei mag er uns manches zumuten - wir haben es eben im Evangelium gehört.

Unser Gott ist er aber nicht der Buchhalter-Gott, der in seinem großen Buch alle Sünden aufschreibt und alle guten Taten dagegen aufrechnet. Jesus nennt ihn den „abba“, den Papa, den lieben Vater, wie wir in unserer gewohnten Sprache sagen.

Wir sind als Christen, als Kirche dem Ja verpflichtet und es ist spannend, dies umzusetzen. Denken Sie nur an die Unruhe, die heute in der Kirche und um die Kirche herrscht:

  • Da tritt Kardinals Marx von seinem Amt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zurück. Was mag ihn wohl bewogen haben? Ich vermute, nicht nur sein Alter.
  • In Frankfurt fand vorletzte Woche zum ersten Mal die Versammlung des Synodalen Weges statt. Viele Hoffnungen für die deutsche Kirche knüpfen sich daran.
  • Die Veröffentlichung des Papstes zur Amazonas-Synode wird heiß diskutiert. Man hört viel Enttäuschung, dass der Papst nicht den Zölibat gelockert und die Türen zur Ordination von Frauen geöffnet hat.

Es ist so viel los in der Kirche und um die Kirche herum. ich will es mit dem Wort „Unruhe“ bezeichnen.

Was tun?

Mir scheint es darum zu gehen, ehrlich den Glauben zu leben. Wenn wir uns als Christen bemühen, das zu leben, was wir von Jesus verstanden haben, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Ich will es den „Weg der Freiheit“ nennen, freimütig Wege zu suchen, wie wir heute den Glauben leben.

Das sind wir z.B. unseren Kommunionkindern schuldig. Letzten Sonntag wurden sie in Erlenbach, an diesem Sonntag werden sie in Mechenhard vorgestellt. Für mich und unsere Gemeinden ist das eine Verpflichtung: Wollen wir Kinder in der Kirche haben, wollen wir wie Jesus Kinder in die Arme schließen und segnen, dann geht es nur, wenn wir uns selbst auf Jesus besinnen und es zumindest versuchen, so zu leben, wie er es z.B. in der Bergpredigt gefordert hat.

„Ihr habt gehört,dass zu den Alten gesagt worden ist. - Ich aber sage euch.“

So stellt er es mehrere Male vor Augen. Ja, hören wir auf, dem Alten nachzutrauern, schauen wir mutig in die heutige Zeit und versuchen wir - ich formuliere es vorsichtig - versuchen wir das Evangelium bestmöglich zu leben.

Unsere Kinder haben es verdient, dass sie Menschen, Christen sehen, ihre Eltern oder Großeltern, denen die Freude am Evangelium in ihrem Leben anzumerken ist. Möge Gott uns dazu segnen.

Amen.

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