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Predigt am Fest Mariä Lichtmess

2. Februar 2020

Evangelium: Lk 2,22-40

Ich geh' mit...

Die Liebe von Vater und Mutter zu ihrem Kind ist wohl kaum zu übertreffen. Wenn zwei Menschen sich lieben, so wünschen sie sich wirklich das Beste. Und was ist das Beste?

Ich könnte mir viele Antworten darauf vorstellen. Gesundheit wird wohl immer wieder genannt. Freunde, Friede, Liebe und vieles andere mehr wünschen sich Menschen füreinander und für den Menschen, den sie lieben.

Die Heilige Schrift kennt einen schönen Brauch, nämlich die Kinder, die Menschen Gott zu schenken. Wir nennen das segnen.

Mose hat in seinem Gesetzbuch vorgeschrieben, dass die erstgeborenen männlichen Kinder dem Herrn geweiht werden sollen. Damit sollen im Grunde genommen alle Kinder, ja die ganze Familie, Gott geweiht, unter den Schutz Gottes gestellt, gesegnet werden.

Im heutigen Evangelium hören wir, wie Josef und Maria diese Vorschrift des Gesetzes aufnehmen, ihren Sohn nach Jerusalem bringen und ihn im Tempel Gott, dem Herrn, weihen. Sie stellen ihr Kind unter den Segen Gottes.

Maria und Josef sind nicht anders als jede andere Mutter und jeder andere Vater: Für unser Kind das Beste, für unseren Sohn und unsere Tochter, die wir lieb haben, den Segen Gottes – für das ganze Leben.

Tun wir das nicht auch, haben Sie das nicht auch als Mutter oder Vater getan, als Sie Ihr Kind in die Kirche gebracht haben, als Sie Ihr Kind haben taufen lassen? „Ich will für Dich das Beste, Gott soll Dich begleiten und beschützen, er soll dich segnen.“

Was uns jedoch Lukas in seinem Evangelium berichtet, geht über dieses ganz private Geschehen der kleinen Zimmermann-Familie hinaus:

  • Da ist die Rede von Simeon. Er wird als ein gerechter und frommer Mann bezeichnet. Er wartet auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruht auf ihm.
  • Da ist die Rede von Hanna, der hochbetagten Prophetin, die sich ständig im Tempel aufhält und Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten dient.

Diese beiden geisterfüllten Menschen erkennen in dem kleinen Kind, das Maria und Josef zum Tempel tragen, den Christus des Herrn, den, der die Sehnsucht der Menschen erfüllen wird.

Aus der Erfahrung unseres Glaubens und der Kirchengeschichte sagen wir: Sie erkennen in diesem Kind den Heiland der Welt:

  • An dem sich aber auch die Geister scheiden werden.
  • Der durch seinen Tod und seine Auferstehung Hoffnung über die Grenzen irdischen Lebens hinaus bedeutet.

Simeon und Hanna geht ein Licht auf, sie sehen „das Licht der Welt“ (Joh 8,12), wie sich später Jesus selbst einmal bezeichnen wird. „Das Licht der Welt“, das Wort gilt auch uns, es geht uns an: Jesus ist Licht auf unserem Weg.

Was das heißen kann?

Jesus ist uns Vorbild, dem wir nachahmen sollen. Sein Beispiel ist ein leuchtendes Beispiel. Damals haben die Jünger  seinen Ruf ganz persönlich gehört, als er sie aufgefordert hat: „Kommt, folgt mir nach!“ Auch wenn wir ihn nicht unmittelbar hören, so können wir doch im Lesen der Heiligen Schrift so vieles entdecken, was uns etwas zu sagen hat.

Was ist IHR ganz persönliches Wort, woraus leben SIE?

Jesus, das Vorbild, dem es nachzuahmen gilt. Jesus aber auch der Weg, der uns zum Vater, zum Himmel führt.

„Niemand kommt zum Vater, außer durch mich.“ So lesen wir im Johannesevangelium. (Joh 14,6)

Wer bei Jesus ist, der findet zu Gott.

  • Wann nehmen SIE, wann nehmen WIR uns Zeit, um bei Jesus zu sein?
  • Haben wir 10 Minuten am Tag, in denen wir bei Jesus sind?

Das heutige Fest der Darstellung Jesu im Tempel sagt: Es soll uns ein Licht aufgehen. Jesus ist das Vorbild unseres Lebens, er ist der Weg hin zu Gott.

Schauen Sie nur auf zwei Ereignisse der letzten Tage:

Der Brexit. Die Idee eines geeinten Europas löst sich auf. Die Briten haben Europa verlassen.

  • Werden andere Nationen folgen?
  • Wächst in Europa die Versuchung, zu Nationalisten zu werden, die nur auf ihr Land und auf sich schauen - ganz im Sinne von Donald Trump mit seinem America first - als erstes Amerika?

Ich hoffe es nicht. Schließlich leben wir in der EINEN Welt, aus der niemand aussteigen kann, auch wenn die Menschen eines fernen Tages auf dem Mond oder Mars siedeln könnten.

Es soll uns ein Licht aufgehen. Wir alle sind Brüder und Schwestern Jesu, Kinder Gottes.

Ein zweites Ereignis, dessen Auswirkungen noch lange nicht absehbar sind:

„Der Synodale Weg“, den die deutsche Kirche dieser Tage beginnt. In Frankfurt ringen mehr als 200 katholische Christen, Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien, Männer und Frauen darum, den Weg der Kirche in unserem Land zu entdecken.

Wenn ich die ersten Berichte richtig verstanden habe, dann ist in den Beratungen ein großes Bemühen zu spüren, auf Jesus, aber auch aufeinander zu hören. Und das wird die Zukunft sein.

Jesus, der Bruder aller Menschen, das Licht, das für jeden Menschen leuchtet. Ihn gilt es gemeinsam zu entdecken - nicht nur in Frankfurt beim Synodalen Weg, sondern auch hier bei uns in Streit, Mechenhard und Erlenbach bei unserem Suchen nach einer lebendigen Kirche in unserer Stadt.

Dazu möge Gott uns seinen Segen geben, das heißt: Er soll unsere Schritte auf seinen Wegen, den Segenswegen lenken.  Und wir - jeder und jede von uns - geben die Antwort:  Ja, ich geh' mit!

Amen.

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