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Predigt am 3. Sonntag im Jahreskreis A

26. Januar 2020

Lesung: 1 Kor 1,10-13.17

Evangelium: Mt 4,12-23

Ich geh' mit!

Der heilige Paulus käme heute aus dem Schreiben nicht mehr heraus!

Da rufen die einen:

  • Ich halte zu Papst Franziskus, ich zu Papst Benedikt, ich wiederum will mich nur an Jesus halten. Und so weiter und so fort!
  • Oder: Ich gehöre zu St. Peter und Paul, ich zu St. Josef in der Siedlung, ich nach Mechenhard und ich nach Streit. Und überhaupt: Für mich ist Christus allein entscheidend.

Was ich im 1. Korintherbrief lese, das kommt mir so bekannt vor und macht mich ein wenig traurig. Die Uneinigkeit der Gemeinde in Korinth war für Paulus Anlass zum Schreiben. Die Uneingkeit ist auch heute in der Kirche noch nicht aus der Welt.

In der weltweiten Kirche, wie auch in unseren Gemeinden gibt es soviel Eifersucht und so viele Auseinandersetzungen, dass ich den Eindruck bekomme, dass wir in Gefahr stehen, das Eigentliche aus den Blick zu verlieren, nämlich das Evangelium Jesu zu verkünden. Das Evangelium, dass Jesus das Heil der Menschen ist und dass mit ihm das Heil schon unter uns angebrochen ist.

Und dann lesen wir bei Matthäus, wie Jesus die ersten Jünger beruft: „Kommt her, folgt mir!“

  • Es ist so kompromisslos, was Jesus den beiden Brüdern Andreas und Simon zuruft, die auf dem See ihre Netze auswerfen.
  • Es ist so eindeutig, wie er Johannes und seinen älteren Bruder Jakobus von der Arbeit wegruft: „Kommt her, mir nach!“

Er lässt sich gar nicht ein auf Diskussionen. Dafür hat er keine Zeit oder vielleicht auch keinen Sinn. Ihm ist klar: „Das Himmelreich ist nahe.“ Deshalb sollen die Menschen umkehren. Ohne Wenn und Aber - ohne große Diskussionen.

Jesus legt die Spur und er ruft Menschen, diesen seinen Weg mitzugehen. Er hat eine frohmachende Botschaft parat, nämlich, dass das Reich Gottes unter den Menschen angebrochen ist. Und die Menschen selbst können dieses Reich durch Jesus erfahren:

  • Er heilt Kranke.
  • Er sucht die Sünder.
  • Er liebt die Kinder.
  • Er verkündet den barmherzigen Vater.

Das ist seine Mission. Dafür steht er ein, dafür braucht er Menschen, die ihm folgen, „follower“ wie man heute auf Instagramm sagen würde.

Ja, Jesus legt die Spur und ruft Menschen, seinen Weg mitzugehen. Nicht nur damals vor 2000 Jahren, sondern auch heute. Wir sind die Jünger Jesu. Wir - jeder und jede von uns - dürfen uns vom ihm ganz persönlich angesprochen und gerufen fühlen.

Wir sind Kirche, wir sind nicht irgendwer, sondern Freunde, Freundinnen, Brüder und Schwestern Jesu und untereinander.

Wenn ich auf die frühchristlichen Gemeinden schaue, wie z.B. die Gemeinde in Korinth, in der der Apostel Paulus über Monate hinweg gelebt und gewirkt hat, dann sehe ich dort auch keine ideale und konfliktfreie Gemeinschaft.

Wo gehobelt wird, fliegen Späne. Wo Menschen miteinander zu tun haben, da ist und bleibt es menschlich. Das ist nun einmal so. Aber es geht um die Richtung, um das Bemühen. Ist unseren Gemeinden die Richtung klar, dann werden wir auch gemeinsam daran arbeiten.

Und was ist die Richtung, die wir zu gehen haben?

  • Dieser Tage beginnt der so genannte „Synodale Weg“ der deutschen Kirche. Viele Erwartungen knüpfen sich daran, dass wir für unsere Kirche einen guten Weg in die Zukunft finden.
  • In unserer Diözese Würzburg befassen wir uns mit den Neustrukturierungen der so genannten „Pastoralen Räume“. Da ist ganz viel in Bewegung.

Nur - und das sage ich mit einem Ausrufezeichen: Es geht darum, auf Jesus zu schauen! Die Frage bei allem, was besprochen wird und zu tun ist, muss im Grunde genommen lauten:

WAS WÜRDE JESUS TUN?

WAS WÜRDE ER WÜNSCHEN, DASS WIR TUN?

Das bedeutet, immer wieder die Heilige Schrift in die Hand zu nehmen:

  • Zu lesen, was Jesus getan hat,
  • aufmerksam zu beobachten, wie er Menschen - z.B. den so genannten „Sündern“ - begegnet ist,
  • ja hinzuschauen, mit welchen Menschen er sich abgegeben hat,
  • und was er seinen Jüngern aufgetragen hat.

WAS WÜRDE JESUS TUN?

WAS WÜRDE ER WÜNSCHEN, DASS WIR TUN?

Das ist die Aufgabe, der wir uns zu stellen haben. Und wir brauchen uns deshalb auch keinen Stress zu machen in dem Sinn:

  • Oh, das schaffen wir alles ja gar nicht!
  • Was sollen wir denn noch alles tun?

Nein: Nach unseren Möglichkeiten, mit unserem guten Willen gehen wir an die Arbeit. Warum? Weil Jesus mit uns geht.

Mich fasziniert z.B. was der Evangelist Markus über die Berufung der Apostel schreibt: „Er bestellte zwölf, damit sie mit ihm seien und damit er sie aussandte zu predigen.“ (Mk 3,14)

Mit Jesus sein und vom eigenen Glauben erzählen. Versuchen wir das - in unseren Familien, in unseren Gruppen und Verbänden! Und schauen wir immer wieder miteinander:

WAS WÜRDE JESUS HEUTE TUN?

WAS WÜRDE ER WÜNSCHEN, DASS WIR TUN?

Dann sind wir auf dem richtigen Weg. Gut, wenn wir - jeder und jede von uns - zumindest in unserem Herzen sprechen: Ja, ich geh' mit! Suchen wir miteinander - ich betone:  miteinander - den rechten Weg!

Der heilige Paulus soll keine Briefe mehr schreiben müssen: Weder nach Korinth, oder nach Rom, nach Würzburg oder nach Erlenbach! Suchen wir miteinander den rechten Weg! Amen.

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