Predigt am 2. Sonntag im Jahreskreis A

19. Januar 2020

Evangelium: Joh 1,29-34

„Das habe ich gesehen und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.“

So haben wir eben im Johannes-Evangelium gelesen. Johannes der Täufer sieht Jesus auf sich zukommen. Er bezeichnet ihn als Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hin-weg nimmt. Dabei denkt er wahrscheinlich an die Lämmer, die im Tempel geopfert wer-den, um die Menschen von den Sünden zu reinigen. So wie es damals eben üblich war. Das Lamm Gottes ist Gottes Sohn. So bezeugt es Johannes.

Was heißt das für uns:

Auf Jesus schauen, ihn als den anerkennen, von dem uns Menschen Heil geschenkt wird. Wie geht das?

Sicher haben Sie zu Hause ein Kreuz hängen. Während des Tages kann immer wieder einmal der Blick auf das christliche  Heilszeichen, das Zeichen der Lebenshingabe Jesu fallen.

Wir können auch hier in der Kirche den Blick auf das Kreuz richten und damit Christus anschauen.

Aber auch ohne den konkreten Blick auf ein Kreuz dürfen wir mit den Augen unseres Herzens immer wieder mal auf Christus schauen und ihn grüßen: „Du bist da, Du hast Dein Leben hingegeben und bist neben uns, wir beten Dich an!“

Das ist das Erste, was uns aufgegeben ist: Den Blick auf Christus lenken.

Ein Zweites: Bleibe bei Jesus! Bleibe in seiner Nähe!

Und wie kann ich das tun?

Durch das Gebet:

  • Am Morgen beginnen wir mit der Bitte um den Segen den neuen Tag. Die Arbeit, die vor uns liegt, und die Menschen, denen wir am neuen Tag begegnen, vertrauen wir so dem Segen Gottes an.
  • Wenn wir uns zum Essen an den Tisch setzen: Mit einem Dank wenden wir uns an Gott, der uns alles schenkt, was wir zum Leben brauchen.
  • Und am Abend legen wir dankbar alles Geschehen und alle Begegnungen des Tages in die Hand Gottes zurück.

Das Gebet orientiert mich hin zu Gott, verankert mich in der Gemeinschaft mit Gott. Es will damit sagen:

Mit Dir, Christus, gehe ich durch das Leben!

Zum Dritten: Wir dürfen selbst die Stelle des Täufers einnehmen und auf Jesus hinweisen.

Ich denke da an den gestrigen Vormittag, als ich zur ersten Einheit mit den neuen Firmlingen zusammen war. Unser Thema war „Ich und Ich“. Zusammen mit den 10, die sich zum Firmweg angemeldet haben, habe ich unter anderem in der Heiligen Schrift gelesen. Dabei war es mir wichtig, ihnen zu zeigen, wie oft darin zu lesen ist, dass Gott uns Menschen kennt und dass vor allem Jesus will, dass wir - also auch unsere Jugendlichen - bei ihm sind.

Ich durfte ein wenig Johannes sein, wie Sie z.B. als Eltern oder Großeltern auch Johannes sein können. Mit ehrlichen Worten und mit einem guten Beispiel auf Jesus hinweisen. Es mag manchmal besser, ein ander Mal schlechter gelingen. Aber - wir sind an der Stelle des Täufers in unseren Familien und darüber hinaus, eben dort, wo wir leben und mit unserer Überzeugung auf - und eintreten.

Dabei schaue ich auf die Gebetswoche um die Einheit der Christen. Wir sind als Katholiken nicht allein auf der Welt. Wir sind mit vielen anderen christlichen Konfessionen unterwegs und geben Zeugnis für unseren Glauben.

Hat man sich früher gegenseitig verteufelt oder sogar bekämpft, so steht es uns Kirchen heute besser zu Gesicht, wenn wir uns auf das Miteinander besinnen. Aus dem Glauben an Christus sind wir für die Menschen da und für ihr Heil.

Hier bei uns in der Siedlung stehen wir im Blick auf die Ökumene ziemlich weit vorne:

  • Keine Hundert Meter von uns entfernt, steht die Kirche der evangelischen Martin-Luther-Gemeinde. Als ein Zeichen des Miteinanders ist für mich z.B. die Gründung des Flüchtlingshelferkreises in Erlenbach. Von unserern beiden Gemeinden ging damals die Initiative aus. Und das montatliche Friedensgebet wird von unseren beiden Gemeinden getragen.
  • Alle vierzehn Tagen feiern die Rum-Orthodoxen Christen ihre Liturgie hier in unserer Kirche. Wir sind Gastgeber für die Christen, die aus dem Süden der Türkei stammen und ihre Liturgie in aramäischer Sprache - also in der Sprache Jesu feiern.
  • Die griechisch-orthodoxen Christen sind ebenfalls in unserer St. Josef-Kirche zu Gast. In der Regel feiern sie hier monatlich ihren Gottesdienst.

Für mich ein feines Zeichen. Wir helfen mit, gemeinsam Zeugnis für Christus abzulegen, sind ganz besonders auch Gastgeber für christliche Gemeinden, die keine eigene Kirche haben.

  • Auf Jesus schauen.
  • Im Gebet bei Jesus bleiben.
  • Ja, selbst die Stelle des Täufers einnehmen.

Unsere Aufgabe, aber auch unser Geschenk. Möge Gott uns dessen würdig sein lassen! Mögen wir als christliche Kirchen dieses Zeugnis des Menschen in unserer Stadt schenken! Amen.