Predigt am Fest der Taufe des Herrn

im Jahreskreis A

Evangelium: Mt 3,12-17

Ich stolpere über ein Wort aus dem heutigen Evangelium, das Wort: „Lass es zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit Gottes erfüllen.“ Darauf hin gibt Johannes nach und tauft Jesus. Er ist überzeugt, dass eigentlich er von Jesus getauft werden müsste.

 Wie hat er an anderer Stelle über ihn gesagt? „Ich bin nicht genug, ihm die Schuhe nachzutragen.“

Doch das Wort „Gerechtigkeit Gottes“, was soll das bedeuten?

Im Alten Testament wird unter „Gerechtigkeit Gottes“ nicht das Prinzip verstanden, nach dem Gott genau dem Tun des Menschen entsprechend Lohn und Strafe zumessen würde. Vielmehr ist damit das Verhalten gemeint, das dem anderen in dem was er braucht, gerecht wird. Man könnte es dann so ausdrücken: Gerechtigkeit Gottes ist das Heil, das Gott dem Menschen zugedacht hat.

Jetzt ist es leichter zu verstehen, was Jesus sagt: Seine Taufe macht deutlich, dass durch ihn das Heil mitten unter die Menschen gekommen ist. Gott bestätigt dies mit der Stimme aus dem Himmel: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.

Jesus, das Heil Gottes mitten unter den Menschen. Die Taufe im Jordan, bei der sich Jesus einreiht unter die Schar der Menschen, setzt dafür das Ausrufezeichen. In Jesus kommt das Heil, Gott bestätigt ihn für ewig und alle Zeiten.

2000 Jahre später feiern wir diesen Tag, an dem Jesus im Jordan getauft wird. Feiern wir ihn auch als unser Heil, als den, von dem wir alles erwarten, auf den wir unsere Hoffnung setzen?

Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass es heute vielleicht einen „ekklesialen - kirchlichen Atheismus“ gibt. Damit will ich sagen, dass wir in der Gefahr stehen, in der Kirche uns hinter unseren Gottesdiensten oder den Abläufen des Kirchenjahres zu verschanzen, und den lebendigen Gott vergessen, oder vielleicht gar nicht an ihn glauben.

Es gibt da einen interessanten Roman von Ulrich Harbecke „Der gottlose Pfarrer“. Mitten in der Osterpredigt merkt Pfarrer Hausner, dass er den Glauben verloren hat. Er kann zwar weiterhin trefflich über biblische Texte sprechen und theologische Probleme erörtern, doch er hat das „innere Pünktlein“ (Martin Buber) verloren.

Dieses „innere Pünktlein“ ist die ganz persönliche Beziehung zu Gott, zu Jesus Christus. Mein Du-Sagen Gott gegenüber. Mein Mich-ansprechen-Lassen durch die Zeichen der Zeit, durch das, was mich selbst und andere bewegt, anrührt und aufwühlt.

Wie gesagt: Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass es heute vielleicht einen „ekklesialen - kirchlichen Atheismus“ gibt. Dass Kirche oder Pfarrei irgendwie existiert, aber das innere Pünktlein abhanden gekommen ist.

Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Gott hält uns heute - genauso wie damals am Jordan - seinen Sohn Jesus hin als das Heil für uns Menschen. Ergreifen wir dieses Heil, gehen wir mit Jesus, er lädt uns ein.

Dieser Tage beginnen wir mit dem Firmweg. Das bedeutet, dass sich 11 Jugendliche auf den Weg machen, im Sommer das Sakrament der Firmung zu empfangen. Unser Bischof emeritus Friedhelm Hofmann wird am 17. Juni unseren Firmbewerbern das Sakrament spenden. Wir machen uns nun auf den Weg dorthin.

Was haben wir dabei zu tun?

  • Mir scheint, dass es das Wichtigste ist, dass die Jugendlichen „Du“ sagen lernen zu Jesus, wenn sie es bisher noch nicht getan haben.
  • Mein Wunsch bei der Vorbereitung ist, dass sie erfahren - nicht nur mit dem Kopf lernen - nein mit dem ganzen Herzen erfahren, dass Jesus das Heil ist - für sie ganz persönlich, wie für die Welt von heute.

Was damals in Israel geschehen ist - angefangen von der Taufe Jesu im Jordan, bis hin zu seinem Tod und seiner Auferstehung, das soll für unsere Jugendlichen nicht nur eine Episode aus der Geschichte sein - wie etwa der Mauerfall vor 30 Jahren. Nein, es soll für sie „Leben“ werden, „Erleben“ werden, etwas, das mit ihnen ganz persönlich zu tun hat.

Und dabei sind wir alle gefordert: Sie und ich. Unser Leben und unser Glaube ist gefordert. Jesus als der Freund, der Wegbegleiter unseres Lebens, Jesus als unser Heil, um es mit dem frommen Wort aus der Bibel auszudrücken: Diesen Jesus gilt es zu entdecken, mit diesem Jesus gilt es zu leben.

Und wie mach ich das? Wie kann ich mit Jesus leben?

Es gibt so viele Möglichkeiten:

  • Da ist zunächst das Gebet: Morgen-, Tisch- und Abendgebet.
  • Da sind unsere Gottesdienste: Wir kommen gemeinsam zusammen, um Gottes Wort zu hören, seine Eucharistie zu feiern und um uns in den Alltag senden zu lassen.
  • Da ist die persönliche Beschäftigung mit Jesus . Was er getan und gesagt hat, das ist aufgeschrieben in der Heiligen Schrift. „Die Heilige Schrift zu kennen, das bedeutet Jesus zu kennen.“ So ähnlich hat es der Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert einmal gesagt. Die Heilige Schrift zur Hand nehmen und lesen. Eine weitere Möglichkeit, mit Jesus zu leben.
  • Und dann natürlich die Liebe zu den Menschen. „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habe, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25) So lesen wir im Matthäus-Evangelium. Da muss man gar nicht viel von Gott reden oder von Jesus erzählen. Liebe und Sorge für den Nächsten - dadurch wird Jesus lebendig. - Ich denke da mit Dankbarkeit an unsere Sternsinger und alle, die sie unterstützt haben: Wieviel Segen haben sie in unsere Häuser gebracht, wieviel Gutes geschieht durch die Spenden, die sie gesammelt haben!

Jesus entdecken, mit Jesus leben. Es gibt dafür so viele Möglichkeiten! Gehen wir mit ihm, er geht mit uns! Darauf dürfen wir bauen, darauf dürfen wir vertrauen.

So erfüllen wir die Gerechtigkeit Gottes, so kann Gott unsgerecht werden, indem wir Jesus als unser Heil erfahren und mit ihm leben.

  • Was für ein Geschenk in unserem Leben!
  • Was für ein Geschenk für unsere Jugendlichen!
  • Was für ein Geschenk für unsere Kinder, die in diesem Jahr zur Erstkommunion gehen - von ihnen habe ich jetzt noch gar nicht gesprochen!

Jesus entdecken, mit Jesus leben. Möge er unser Jahr segnen! Amen.