Predigt am 2. Sonntag nach Weihnachten

im Jahreskreis A

5. Januar 2019

Evangelium: Joh 1,1-18

Während die Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas mit der Kindheit oder dem ersten Auftreten Jesu in der Öffentlichkeit beginnen, spannt Johannes den denkbar weitesten Bogen: Er geht an den Beginn der Schöpfung zurück und bezeichnet Jesus als das Wort, durch das das Licht in die Welt kam.

Wunderbar ist, was er in seinem Prolog sagt:

Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

Dichter kann man wohl das Geheimnis Jesu nicht umschreiben. Das Wort Gottes kam in die Welt, um bei den Menschen zu wohnen. Nicht als ein Klang, der verweht, sondern als ein Mensch - aus Fleisch und Blut.

Dieser Mensch aus Fleisch und Blut hat einen Namen: Jesus Christus, Jesus von Nazareth, der Sohn des Zimmermanns … und wie er immer wieder bezeichnet wird. Er ist uns Menschen gleich geworden bis hinein in den Tod.

Jesus selber hat sich als der Sohn Gottes verstanden, liebevoll hat er Gott seinen Vater, seinen abba, seinen Papa genannt. Dafür ist er in den Tod gegangen, damit wir selber lernen, Gott als Vater - sagen wir ruhig mal: als Papa - anzusprechen.

Johannes sagt: „Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ Doch was will das heißen?

  • Kind Gottes zu sein, das ist nichts Kindisches.
  • Kind Gottes sein, d.h. ich weiß, wem ich mich verdanke und vor wem ich mein Leben lebe.
  • Kind Gottes sein, d.h. für mich deshalb, verantwortlich Mensch zu sein.
  • Kind Gottes sein, das heißt auch nicht auf einer einsamen Insel zu leben, alle Menschen sind Kinder Gottes.

Das mag etwas hochtrabend klingen, ist es aber nicht. Ich denke an Petrus und Paulus und die ersten Christen. Sie das Evangelium von Jesus, dem Christus, dem Licht der Welt, verkündet.

  • Wären sie nicht gewesen, wären wir heute nicht hier.
  • Hätten sie nicht Jesus verkündet, wie würde heute die Welt aussehen?

Über Jahre und Jahrhunderte haben Christen immer wieder Einfluss genommen auf die Gesellschaft und viel Gutes erreicht. Auch heute.

Dieser Tage habe ich schon einmal bei einer anderen Gelegenheit gesagt, dass ich mich sehr freue, wieviele Menschen in unseren Gemeinden aktiv sind. Es geschieht wirklich viel Gutes bei uns.

Ich denke an das Friedensgebet. Seit Jahren treffen sich Monat für Monat am letzten Freitag katholische, evangelischen Christen zusammen mit Muslimen zum Friedensgebet am St. Maurice-Platz trifft. Wenn so zwischen 20 und 30 Teilnehmer zusammen kommen, sind das zwar auf die gesamte Zahl der Erlenbacher Einwohner nicht viel.

Aber, sind Sie ehrlich: Wo in der Welt beten so regelmäßig katholische und evangelische Christen zusammen mit Muslimen um den Frieden?

Ich sehe darin ein deutliches Zeichen dafür, dass wir uns bemühen, als Kinder Gottes zusammen zu kommen. Ein Zeichen, das gerade auch im anstehenden Jubiläumsjahr unserer Stadt Erlenbach nicht groß genug gesehen werden soll.

Menschen, die miteinander beten, werden so schnell nicht aufeinander einschlagen und sich bekämpfen. Was wir hier bei uns im Kleinen pflegen, würde der Welt auf alle Fälle gut tun.

Warum sollten sich nicht Trump, Erdogan, Putin, Merkel, Assad, Macron, Johnsson und wie sie alle heißen mal treffen, um gemeinsam zu Gott zu beten?

„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Das ist die Vorgabe: Christus ist unter uns.

Leben wir als seine Brüder und Schwestern, dann wird die Welt neu! Warum sollen wir ihm nicht sagen?

Du, Gott, bist zu uns gekommen, nun bin dran, Jesus: Ich geh' mit!

Amen.