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Predigt am 16. Sonntag im Jahreskreis C

21 Juli 2019

Evangelium: Lk 10,38-42

Gerne hat man diese Geschichte instrumentalisiert, um das kontemplative Leben - also meinetwegen in einem Kloster - als wertvoller hinzustellen als die Aktivität einer besorgten Hausfrau. Soll es besser sein, die Arbeit aus der Hand zu legen und sich hinzusetzen, um Jesus zuzuhören, um einfach zu beten?

  1. Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung, zitiert vor mehr als 80 Jahren in seinem grundlegenden Buch „Werktagsheiligkeit“ Lucie Christine, er nennt sie „eine moderne Frau, Hausfrau und Dame der Gesellschaft“. Sie schrieb in ihrem geistlichen Tagebuch:

„Ich muss meine großen Kinder zu Hause unterhalten, bin Kostümmeister, Probierdame, Probenleiter und Dienstmädchen, schicke Einladungsbriefe usw. … Aber hoch oben über all dem bleibt's in der Seele wie ein lichterfülltes, unberührtes Gebiet, wo die Liebe ein ewiges Gebet unterhält….“ (Nailis, Werktagsheiligkeit, S. 117)

Das klingt zwar ein wenig geschraubt und wir würden das heute wohl anders ausdrücken. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass eine Frau und Mutter von heute vieles aufzählen könnte, was ihre Aufgaben sind:

  • Taxifahrerin für die Kinder, die zur Musikschule oder sonstwo hin gebracht werden müssen.
  • Trösterin bei schlechten Noten in der Schule.
  • Oder auch Reinigungskraft oder Köchin in einem Haushalt mit mehreren Personen.

„Aber hoch oben über all dem bleibt's in der Seele wie ein lichterfülltes, unberührtes Gebiet, wo die Liebe ein ewiges Gebet unterhält….“

Lassen Sie es mich anders ausdrücken: „Bei all dem bleibe ich mit Gott verbunden.“ Ich denke mal, dass dieses Wort auch heute passt, nicht nur für Frauen, auch für Männer.

In diesem Sinn möchte ich das Wort Jesu aus dem Evangelium gedeutet wissen. Es gibt viel zu tun, aber eben alles zu seiner Zeit - und Maria war eben in diesem Augenblick ganz auf Jesus fixiert. Vielleicht hat sie es gebraucht in all der Hektik, die ihre Schwester verbreitet hat angesichts des hohen Besuchs, der zu ihnen ins Haus gekommen war. Denn schließlich war Jesus ja nicht irgendwer, der zu Gast gekommen ist.

Wie dem auch sei, in diesem Augenblick war es für Maria wichtig, bei Jesus zu sein, so dass sie die Geschäftigkeit ihrer Schwester übersehen oder außer Acht gelassen hat. Und Jesus tröstet Marta, ja vielleicht ermahnt er sie sogar: Mach doch keinen Stress, es kann Wichtigeres geben als ein gutes Essen vorzubereiten, als das Haus auf Hochglanz zu bringen! Das ist nun mal für Maria dran, sie braucht es, bei mir zu sitzen und mir zuzuhören.

Bei all dem geht es nicht um den Gegensatz von Aktion und Kontemplation, von Schaffen und Beten, es geht um die rechte Zeit. Keiner von uns lebt in einem beschaulichen Kloster, wir alle haben unsere Aufgaben - in der Familie, im Beruf, in der Gesellschaft, im Verein, vielleicht auch in der Kirche. Diese Aufgaben zu erledigen mit dem Herzen bei Gott, das gilt heute jedem.

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- 100 Jahre  Gesang- und Musikverein Eintracht Mechenhard.

Wir feiern heute das Jubiläum unseres Gesang- und Musikvereins Eintracht Mechenhard. 100 Jahre Freude am Gesang und an der Musik, das ist eine lange Zeit! Zugleich ist es die Geschichte von Menschen, die Freude an der Musik und am Gesang hatten, die in „Eintracht“, also in Harmonie musizieren und singen wollten, was vielleicht nicht immer gelungen ist, was aber zumindest das Ziel war. 100 Jahre - ein langer Zeitraum - zeugen davon, dass es gut war, den Verein zu gründen, gemeinsam zu singen und zu musizieren.

- An dieser Stelle sage ich ein ausdrückliches Dankeschön und Vergelt's Gott für alle Mithilfe der Sänger und Musiker bei unseren Gottesdiensten und Prozessionen. -

Es war gut, den Verein zu gründen, gemeinsam zu singen und zu musizieren. - Soweit ich weiß war ja auch mein Vorgänger Monsignore Happ für den Verein ganz aktiv. - Ich wünsche dem Gesang- und Musikverein weiterhin Musiker und Sänger, die den Verein lebendig erhalten.

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Ich komme auf das Evangelium zurück und bitte Sie, das was da erzählt wird, mit Ihrem eigenen Leben zu verbinden. Marta und Maria, beide Schwestern gehören nicht nur im Evangelium zusammen, beide Schwestern dürfen auch in unserem Herzen vorhanden sein. Unser Leben gehört Jesus, er gehört zu uns.

Ich sage das jetzt aber nicht nur so als Pfarrer, der da fromm daher reden muss. Nein, ich sage das aus tiefster Überzeugung:

  • Unser Leben gehört Jesus, er gehört zu uns!
  • Nehmen Sie ihn mit in Ihren Tag, bei Ihrer Arbeit, beim Faulenzen!

Der heilige Paulus schreibt es mit wunderbaren Worten an seine Gemeinde in Kolossä:

„Christus ist unter uns, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ (Kol 1,27)

Ja, daraus leben wir und dafür arbeiten wir, wo immer uns Gott in seiner Liebe hingestellt hat.

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