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Predigt am 3. Fastensonntag im Jahreskreis C
24. März 2019
Evangelium: Lk 13,1-9

„Gott, wer bist du?“

Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Frage Mose umgetrieben hat. Im zweiten Buch der Heiligen Schrift, dem Buch Exodus, ist die Rede von dem, was den Mose bewegt hat.

Wir haben es eben in der Lesung gehört: Mose weidet die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro. Es liest sich fast so, als ob er sie zu weit - in die Wüste hinein - getrieben hat. Dort, am Gottesberg Horeb, wie ihn dann das jüdische Volk nennt, hat er dann eine seltsame Erscheinung, dort offenbart sich ihm Gott als der „Ich-bin-da“.

Vor Jahren war ich mal mit einer Pilgergruppe auf diesem Berg und mir wurde irgendwie deutlich, dass das alles wohl keine Schäferidylle gewesen sein wird, das mit Mose und dem brennenden Dornbusch. Es hatte Mose wohl umgetrieben und Gott hat sich ihm offenbart.

Was war denn eigentlich geschehen?

Mose war aus Ägypten geflohen. Dort hatte er einen Aufseher erschlagen. Deshalb musste er um sein Leben fürchten. In der Wüste lernte er Jitro kennen, den Priester von Midian. Dieser gab ihm seine Tochter Zippora zur Frau. Mit ihr zusammen hatte er einen Sohn, den er „Gerschom“ nannte, was übersetzt soviel bedeutet: „Gast bin ich in einem fremden Land.“ Mose war wohl einsam, hat sich fremd gefühlt, fern von seinem Volk. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass es den Mose umgetrieben hat, mitsamt seinen Tieren in die Wüste getrieben hat, dass er sich mit seinem Gott auseinandersetzen musste.

Gott, wer bist du?

Schließlich hatten sich schon die Stammväter des Volkes, Abraham, Isaak und Jakob zu ihrem Gott bekannt. Und Mose musste sich fragen: Wer bist du eigentlich Gott? Du hast doch Abraham, unserem Vater, deine Treue zugesagt und nun fristet dein Volk ein Sklavendasein in Ägypten. Es muss ihn also umgetrieben haben.

In aller Unstetigkeit und Ratlosigkeit steigt er zwischen den Felsblöcken herum, hinter denen seine Tiere noch ein wenig Gras finden. Dort, in der Einöde hat er dieses eigenartige Erlebnis:

  • Da brennt ein Dornbusch, aber er verbrennt nicht.
  • Da ist eine Stimme, die ihn anspricht und sich als der Gott der Väter offenbart. Er nennt sich Jahwe, der „Ich-bin-da“.

Mit diesem Gott lebt Mose von dieser Stunde an. Es ist der Gott des Volkes Israel, der Gott Jesu und in Folge dessen auch unser Gott.

Wer bist du also, Gott?

„Ich bin der >Ich-bin-da<.“ So lesen wir und so glauben wir. Gott ist der, der da ist, der bei uns ist. An anderer Stelle wird er „Immanuel“ genannt, der „Gott-mit-uns“. Und durch Jesus Christus hat dieser Gott ein Gesicht und eine Stimme bekommen.

  • Es ist der Vater, der die Arme weit öffnet für die Menschen, besonders für die Armen und die Kleinen.
  • Es ist der Bruder, der - bis auf die Sünde - uns Menschen gleich geworden ist, selbst im Tod.
  • Es ist der Geist, der in uns lebt und uns zu guten Taten drängt und befähigt.

Dieser Gott steht zu uns und dieser unser Gott fordert uns. Davon haben wir eben im Gleichnis gehört:

  • Ist nun Gott vielleicht zu vergleichen mit dem Besitzer des Weinbergs, der am liebsten den Feigenbaum umhauen würde, weil er keine Frucht trägt?
  • Oder ist Gott der Weingärtner, der sich bemüht, den Baum zu retten? Er will den Boden um dem Baum herum noch einmal umgraben und düngen und ihm noch einmal eine Chance geben.

Vielleicht dürfen wir beides sehen: Den fordernden Gott und gleichzeitig den geduldigen und barmherzigen Gott.

  1. Der geduldige und barmherzige Gott.

Jesus weiß, dass wir Menschen nicht perfekt sind, dass wir manchmal ein wenig lahm sind im rechten Handeln. Er weiß aber auch, dass Gott nicht der eiskalte Rächer oder der kaltschnäuzige Rechner ist, der im Himmel sitzt und die große Rechnung erstellt, nach der am Ende ein Plus oder ein Minus vor das Ergebnis unseres Lebens gesetzt wird.

  1. Der fordernde Gott.

Andererseits will Gott natürlich auch, dass wir uns bemühen, ihm entsprechend zu leben. In seiner großen Feldrede drückt es Jesus sehr pointiert aus: „Seid barmherzig wie es auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.“ (Lk 6,36). Natürlich wird es uns nie gelingen, so barmherzig zu sein wie Gott selber barmherzig ist. Aber zumindest sollte die Richtung stimmen. Die Jünger Jesu, die Christen, nehmen Maß an Gott, an Jesus selbst: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12), so sagt es Jesus im Abendmahlssaal.

Wir schauen mit Jesus so auf Gott. Der Ich-bin-da hat Erbarmen mit unserer Schwachheit, fordert von uns aber auch die Liebe zum Nächsten. Ich denke, das ist ein gutes Wort für die Fastenzeit: Mach dir bewusst, dass Gott mit dir Geduld hat und barmherzig  ist, und tue es ihm gleich.

„Also, Gott,“ so dürfen wir fragen, „wer bist du?“

Es ist der Ich-bin-da, der uns fordert, der aber auch viel Geduld mit uns hat. Gut, seine Wege zu gehen - in der Geduld mit uns selbst und mit anderen, aber auch in der Bereitschaft, dem Nächsten Gutes zu tun. 
Amen.

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