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Festpredigt zum Patroziniumstag

St. Josef, Siedlung

17. März 2019

Lebe deinen Traum!

Mehr als 53 Seiten in der Internet-Suchmaschine Google habe ich zu diesem Thema gefunden:

  • Darunter war zum Beispiel eine Werbung für eine selbst geführte Harley-Reise in den Vereinigten Staaten.
  • Es gab einen Verweis auf Heidi Klums Pro Sieben Show „Germany's next Topmodel.
  • Es wurden angeboten Seminare zu den Themen: Chakra, Numerologie, Kabbala oder Persönlichkeitsanalyse. Also Veranstaltungen, die im Bereich der Esoterik anzusiedeln wären.
  • Ich fand eine Seite, die sich „Verdiene dein Geld im Internet“ nannte, aber auch eine Seite mit dem Titel „Lebe von Gottes Zusagen“.

Alles - wie gesagt - unter dem großen Thema: Lebe deinen Traum!

Ja, Menschen haben Träume, wie auch immer diese geartet sein mögen. Und Menschen wollen ihre Träume leben. Ob sie mit der Harley, dem Kult-Motorrad durch die Weiten Nordamerikas fahren, ob sie schön sein wollen oder davon träumen, viel Geld zu besitzen. Ganz gleich: Menschen haben Träume und wollen diese ihre Träume leben. Das ist nicht nur heute so, das ist und war zu allen Zeiten so.

Vor uns steht heute ein Mann, der ebenfalls seine Träume leben wollte. Ich spreche von Josef, dem Zimmermann aus Nazareth, dem Bräutigam Marias.

  • Wollte er nicht auch seinen Traum leben und mit der Frau, mit der er verlobt war, eine Familie gründen?
  • Hat er nicht davon geträumt, in den bescheidenen Verhältnissen, in denen die Menschen damals lebten, für sein Auskommen, das seiner Frau und seiner künftigen Kinder zu sorgen?

Doch wie schnell war der Traum geplatzt! Die Heilige Schrift berichtet von dramatischen Ereignissen im Leben des rechtschaffenen Zimmermanns. Es heißt beim Evangelisten Matthäus:

„Maria war mit Josef verlobt. Aber noch bevor sie zusammen gekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete.“

Josef fühlt sich hintergangen, betrogen. Er wird aber als gerecht beschrieben und als einer, der seine Verlobte nicht bloßstellen wollte. Deshalb will er sich in aller Stille von ihr trennen. Damit kann er sie schützen und vor der Anklage eines Ehebruches bewahren. Denn nach jüdischem Recht war eine Verlobung schon fast mit einer Ehe zu vergleichen.

Die Träume Josefs hatten sich zunächst einmal in Nichts aufgelöst. Da war nichts mehr übrig geblieben von dem, was er leben wollte. Sein Traum war für ihn vielmehr zu einem Albtraum geworden. Und es wäre auch ein Albtraum geblieben, wäre Josef nicht wach gewesen, hätte er nicht das Gespür gehabt, dass da etwas anderes ins Spiel gekommen ist.

Er traut seinen Träumen und dem Engel, der ihm im Traum erscheint. Dieser sagt ihm: „Maria hat dich nicht hintergangen, Gott hat an ihr wunderbar gehandelt. Das Kind, das sie empfangen hat, stammt nicht aus einem Ehebruch, es ist ein Werk des Heiligen Geistes, es ist Gottes Geschenk. Fürchte dich also nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen!“

Und Josef tut, was ihm im Traum offenbart worden ist, nimmt Maria als Frau zu sich und gibt ihr damit den rechtlichen Schutz der Ehe. Somit wird er dem Gesetz nach zum Vater ihres Kindes. Er nimmt ihm gegenüber das Recht des Vaters wahr und gibt ihm dem Namen Jesus. Er wird dadurch offiziell zu seinem Vater.

Jetzt beginnt sein Traum auf neue Weise Wirklichkeit zu werden. Josef lässt sich mit Maria und ihrem Sohn Jesus in Nazareth nieder, sie werden zu einer Familie, der er vorsteht, für die er sorgt, so dass Jesus dann später als sein Sohn, als der Sohn des Zimmermanns gilt.

Lebe deinen Traum! So gut er kann, lebt er den Traum und entspricht dadurch dem, was Gott von ihm erwartet. Josef wird dadurch zu dem Heiligen, dem Jesus und Maria anvertraut waren, der bereit war, sich ganz von Gott führen zu lassen, auch wenn dann seine Träume vielleicht in eine andere Richtung in Erfüllung gegangen sind, als er ursprünglich für sich geträumt hatte.

Die Legende erzählt, dass Josef später dann in den Armen seines Pflegesohnes gestorben sei. Dies ist jedoch nicht in der Heiligen Schrift niedergeschrieben, mag aber die gläubige Überzeugung der Menschen ausdrücken, dass Josef seinen Frieden finden konnte, indem er sich auf das eingelassen hat, was Gott für ihn vorgesehen hatte.

Lebe deinen Traum! Finde deinen Frieden!

Hat Josef dies verwirklicht? Ja, nur ist der Traum anders in Erfüllung gegangen als er sich selber vorgestellt hatte.

  • Da war die arme Geburt im Stall,
  • da war die Verfolgung durch Herodes,
  • da hat Jesus als 12-jähriger im Tempel ganz klar die Grenze zu seinen Eltern gezogen, als er ihnen entgegen hielt: Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist.

All das lässt ahnen, dass sich da etwas im Leben des Heiligen Josef abgespielt hat, was für ihn wohl gar nicht so leicht zu verstehen war und was vor allem seine Träume in einer anderen Realität Wirklichkeit werden ließen als er selber erhofft und geplant hatte.

Wie ist das nun aber in unserem Leben?

  • Konnten Sie Ihre Träume verwirklichen?
  • Ist alles so eingetroffen, wie wir es uns in unseren Träumen erhofft hatten?

Sicher sind manche Träume Wirklichkeit geworden:

  • Der Traum von einer guten Partnerschaft,
  • von einer Familie,
  • von beruflichem Auskommen.

Ganz gewiss wurden wir manchmal aber auch aus unseren Träumen gerissen, etwa wenn wir entdeckt haben,

  • Dass der vermeintliche Traummann oder die vermeintliche Traumfrau auch ihre Ecken und Kanten haben.
  • Dass die Familie und die Kinder nicht nur Freuden bringen, sondern auch manche Sorgen und Probleme.
  • Dass sich der Arbeitsplatz als gar nicht so sicher herausstellt, wie wir es uns erhofft hatten.

Ja, wir werden schon manchmal aus unseren Träumen gerissen, wobei es aber auch nicht so weit kommen muss,

  • dass das Leben zu einem abgrundtiefen Albtraum wird wie beispielsweise bei den Opfern von Krieg und Terror - ich denke heute besonders an die Menschen inNeuseeland.
  • Oder dass uns eine Krankheit alle Träume des Lebens zunichte macht.
  • Oder eine menschliche Katastrophe unsere Beziehungen in der Familie zerstört und uns ratlos und hilflos, oder auch schuldbeladen in Verzweiflung zurück lässt.

Das Erwachen nach einem Traum kann manchmal sehr, sehr schmerzhaft sein. Denn das Leben ist ungeheuer vielfältig, das Leben hat unendliche viele Facetten bereit und nicht immer gelingt es uns, unsere Träume so zu leben, wie wir es uns selber vorgestellt haben. Doch gerade dabei können wir vom Heiligen Josef lernen:

Er hörte auf Gott, verstand es, sich von Gott führen zu lassen - auch in mancher Dunkelheit, die ihn umgeben hat. Und so fand er seinen Frieden.

  • Das Leben - unser Leben - mit Gott verbinden!
  • Unsere Schritte von ihm lenken lassen.

Josef hat es verstanden zu träumen, er hat es verstanden, seinen Träumen als dem Ruf Gottes zu folgen. Das wünsche ich uns auch.

Ich wünsche uns Frieden für unser Leben, Frieden, der aus einem ganz tiefen Vertrauen entsteht, dass Gott uns den richtigen Weg führen wird.

Möge uns der Heilige Josef segnen, möge er vor allem jedem und jeder von uns helfen, in der tiefen Gemeinschaft mit Christus und Maria die Träume unseres Lebens verwirklichen zu können. Wir wollen sie Gott schenken und uns von IHM führen lassen.

  • Es muss ja keine Harley-Tour durch Amerika sein.
  • Es muss auch nicht sein, dass wir uns unter die Topmodels einreihen können
  • oder dass wir für immer im Glück auf Wolke Sieben schweben.

Gott möge unsere Schritte lenken, wie er die Schritte des Heiligen Josef gelenkt hast. 
Amen.

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