Predigt am 4. Sonntag im Jahreskreis C
3. Februar 2019
Evangelium: Lk 4,21-30

Es lohnt sich, sich von Jesus herausfordern zu lassen. Die Leute in der Synagoge von Nazareth haben das damals nicht getan. Schnell, ich sage, viel zu schnell waren sie mit ihm fertig. Nach anfänglicher Begeisterung kommen sie zu dem Schluss:

  • Was will denn der, das ist doch der Sohn des Josef, der ist bei uns aufgewachsen und hat das Zimmerhandwerk gelernt?
  • Wie kommt der nun dazu, sich mit dem Messias – er soll gepriesen sein – zu vergleichen?

Jesus spürt die Ablehnung und versucht sich zu verteidigen: „Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt.“ Das macht die Leute jedoch noch wütender und sie wollen ihn den Berg hinabstürzen. Er lässt sich aber nicht einschüchtern, sondern geht mitten durch die aufgebrachte Menge hindurch und verlässt Nazareth. In Kafarnaum am See Genezareth wird er wohnen und dort seine neue Heimat finden.

Ja, Jesus ist nicht so leicht in eine Schublade zu stecken! Das war schon in der biblischen Zeit so, das ist es auch heute noch. Das ist aber auch gut so!

Wollen wir heute mit tiefer Überzeugung Christen sein, wollen wir zeitgemäß glauben, dann dürfen wir uns nicht hinter frommen Floskeln verstecken, dann müssen wir die Nagelprobe des Lebens machen. Ich meine damit, dass wir unser Leben mit Jesus in Verbindung bringen müssen, uns von ihm korrigieren, aber auch trösten lassen.

Zwei Beispiele:

  1. Unser Umgang mit dem Nächsten.

Wir können von Jesus lernen, Menschen zu begegnen.  Ein Gradmesser ist dabei der manchmal etwas leicht dahin gesagte Satz, der aus der amerikanischen Pfingstbewegung stammt: „WWJD – what would Jesus do – was würde jetzt Jesus tun?“

Wie ist Jesus auf die Menschen zugegangen, wie tun wir das?

  • Mit den Armen, die bei uns wohnen. - Dieser Tage habe ich wieder eine Nachricht bekommen über eine Familie, die im Müll fast erstickt. - Wie gehe ich, wie gehen wir damit um?

Unser Leben in Verbindung mit Jesus bringen, uns von ihm korrigieren, aber auch von ihm trösten lassen.

Ein zweites Beispiel:

  1. Unsere eigene Unzulänglichkeit, unser Versagen.

Auch diese sind für uns Nagelproben des Glaubens.

Keiner von uns ist perfekt. Wir haben Schwächen und Ängste, möchten gerne Gutes tun und können oft nicht über den eigenen Schatten springen. Wie kann mir Jesus beistehen, wie hilft mir dabei mein Glaube zum Leben?

Vielleicht braucht es eben manchmal auch den Trost Gottes, die freundliche Hand Jesu, die er dem Sünder entgegenstreckt.

Er scheut sich nicht, beim Oberzöllner Zachäus zu Gast zu sein, obwohl dieser in den Augen der Frommen seiner Zeit als korrupter Kollaborateur der römischen Besatzer gilt. Wie gut tut es dem Verachteten, dass Jesus ihm Aufmerksamkeit schenkt und bei ihm einkehrt! Wie tröstlich ist das für den äußerlich reichen, aber innerlich doch so armen Mann! (vgl. Lk 19)

Oder ich denke an die Ehebrecherin. Jesus verurteilt sie nicht. So genannte „ehrbaren Männern“ haben sie umzingelt und heben schon Steine auf, um sie auf die Frau zu werfen. Doch da macht Jesus nicht mit: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie!“ Und er macht der Frau Mut: „Ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8).

Können Sie sich nicht auch vorstellen, wie tröstlich Jesu Wort für diese Frau gewesen sein muss? Jesu Wort befreit und ich kann mir gut vorstellen, wie sie mit neuem Mut ihr Leben angegangen ist.

Es braucht eben manchmal auch den Trost Gottes, die freundliche Hand Jesu, die er dem Sünder entgegenstreckt. Wir alle brauchen diesen Trost Gottes.

Ich denke, auch wir dürfen mit unseren Schwächen und Ängsten zu Jesus kommen. What would Jesus do – wie wird er uns begegnen? Ganz sicher wird er nicht den Stab über uns brechen, über keinen von uns!

Ja, Herr, lenke du unsere Schritte, so bitten wir ihn! Korrigiere uns! Er wird aber auch uns  trösten und Kraft zum Handeln schenken. Darauf dürfen wir vertrauen.

Gut, wenn wir wach bleiben für Gott, für Jesus in unserem Leben. Wir brauchen ihn, er braucht uns heute - für die Menschen. Amen.